Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Gedanken über den Tod der Belise.
Ernsthafte Gedanken
über den tödtlichen Hintritt der nunmehr
seligen Belise 1736. den 15. Novemb.

zwischen A. und B.
A.
Wann ich, mit einigem Erwegen, die Bitterkeit, die Folg
und Größe,

Von deinem schmerzlichen Verlust, in der Belise Tod, er-
messe:

So will mir, zur Beruhigung von deiner sehr gebeugten Seelen,
Es an Besänftigung gebrechen, an Trost-und Lindrungs-Grün-
den fehlen.

Daher war erstlich mein Entschluß, dich auf die Dichtkunst
zu verweisen,

Jndem es mir nicht unbekannt, daß Dichter oft, indem sie
dichten,

Und allenthalben hin gedenken, zuweilen ihren Schmerz ver-
nichten.
Allein, gedacht ich auch dabey, du stellst, bey diesem Ra-
the, mir,

Vermuthlich dieß zur Antwort für:
"Da Canitz seiner Doris Lob so wunderwürdig hoch ge-
trieben;

"Da Besser von der Kühlweininn fast unverbesserlich ge-
schrieben;
"Da
Gedanken uͤber den Tod der Beliſe.
Ernſthafte Gedanken
uͤber den toͤdtlichen Hintritt der nunmehr
ſeligen Beliſe 1736. den 15. Novemb.

zwiſchen A. und B.
A.
Wann ich, mit einigem Erwegen, die Bitterkeit, die Folg
und Groͤße,

Von deinem ſchmerzlichen Verluſt, in der Beliſe Tod, er-
meſſe:

So will mir, zur Beruhigung von deiner ſehr gebeugten Seelen,
Es an Beſaͤnftigung gebrechen, an Troſt-und Lindrungs-Gruͤn-
den fehlen.

Daher war erſtlich mein Entſchluß, dich auf die Dichtkunſt
zu verweiſen,

Jndem es mir nicht unbekannt, daß Dichter oft, indem ſie
dichten,

Und allenthalben hin gedenken, zuweilen ihren Schmerz ver-
nichten.
Allein, gedacht ich auch dabey, du ſtellſt, bey dieſem Ra-
the, mir,

Vermuthlich dieß zur Antwort fuͤr:
„Da Canitz ſeiner Doris Lob ſo wunderwuͤrdig hoch ge-
trieben;

„Da Beſſer von der Kuͤhlweininn faſt unverbeſſerlich ge-
ſchrieben;
„Da
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0596" n="572"/>
        <fw place="top" type="header">Gedanken u&#x0364;ber den Tod der Beli&#x017F;e.</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b">Ern&#x017F;thafte Gedanken<lb/>
u&#x0364;ber den to&#x0364;dtlichen Hintritt der nunmehr<lb/>
&#x017F;eligen Beli&#x017F;e 1736. den 15. Novemb.</hi><lb/>
zwi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">A.</hi> und <hi rendition="#aq">B.</hi></head><lb/>
          <lg n="1">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">A.</hi> </hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">W</hi>ann ich, mit einigem Erwegen, die Bitterkeit, die Folg<lb/><hi rendition="#et">und Gro&#x0364;ße,</hi></l><lb/>
            <l>Von deinem &#x017F;chmerzlichen Verlu&#x017F;t, in der <hi rendition="#fr">Beli&#x017F;e</hi> Tod, er-<lb/><hi rendition="#et">me&#x017F;&#x017F;e:</hi></l><lb/>
            <l>So will mir, zur Beruhigung von deiner &#x017F;ehr gebeugten Seelen,</l><lb/>
            <l>Es an Be&#x017F;a&#x0364;nftigung gebrechen, an Tro&#x017F;t-und Lindrungs-Gru&#x0364;n-<lb/><hi rendition="#et">den fehlen.</hi></l><lb/>
            <l>Daher war er&#x017F;tlich mein Ent&#x017F;chluß, dich auf die Dichtkun&#x017F;t<lb/><hi rendition="#et">zu verwei&#x017F;en,</hi></l><lb/>
            <l>Jndem es mir nicht unbekannt, daß Dichter oft, indem &#x017F;ie<lb/><hi rendition="#et">dichten,</hi></l><lb/>
            <l>Und allenthalben hin gedenken, zuweilen ihren Schmerz ver-<lb/><hi rendition="#et">nichten.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Allein, gedacht ich auch dabey, du &#x017F;tell&#x017F;t, bey die&#x017F;em Ra-<lb/><hi rendition="#et">the, mir,</hi></l><lb/>
            <l>Vermuthlich dieß zur Antwort fu&#x0364;r:</l><lb/>
            <l>&#x201E;Da <hi rendition="#fr">Canitz</hi> &#x017F;einer <hi rendition="#fr">Doris</hi> Lob &#x017F;o wunderwu&#x0364;rdig hoch ge-<lb/><hi rendition="#et">trieben;</hi></l><lb/>
            <l>&#x201E;Da <hi rendition="#fr">Be&#x017F;&#x017F;er</hi> von der Ku&#x0364;hlweininn fa&#x017F;t unverbe&#x017F;&#x017F;erlich ge-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chrieben;</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;Da</fw><lb/></l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[572/0596] Gedanken uͤber den Tod der Beliſe. Ernſthafte Gedanken uͤber den toͤdtlichen Hintritt der nunmehr ſeligen Beliſe 1736. den 15. Novemb. zwiſchen A. und B. A. Wann ich, mit einigem Erwegen, die Bitterkeit, die Folg und Groͤße, Von deinem ſchmerzlichen Verluſt, in der Beliſe Tod, er- meſſe: So will mir, zur Beruhigung von deiner ſehr gebeugten Seelen, Es an Beſaͤnftigung gebrechen, an Troſt-und Lindrungs-Gruͤn- den fehlen. Daher war erſtlich mein Entſchluß, dich auf die Dichtkunſt zu verweiſen, Jndem es mir nicht unbekannt, daß Dichter oft, indem ſie dichten, Und allenthalben hin gedenken, zuweilen ihren Schmerz ver- nichten. Allein, gedacht ich auch dabey, du ſtellſt, bey dieſem Ra- the, mir, Vermuthlich dieß zur Antwort fuͤr: „Da Canitz ſeiner Doris Lob ſo wunderwuͤrdig hoch ge- trieben; „Da Beſſer von der Kuͤhlweininn faſt unverbeſſerlich ge- ſchrieben; „Da

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/596
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/596>, abgerufen am 21.11.2024.