Ueber Eine Menge schöner, gefüllten, und mir geschenkten Hyacinthen.
Jhr Bilder der irrdischen Schönheit und Flüchtigkeit, Jhr Blumen, worin die Natur, Durch Formen und Farben, in höchster Vollkommenheit, Die allerlieblichste Figur, Mit kräftigem Balsam begeistert, hervorgebracht, Wie bald verschwindet eure Zier! Wie schleunig verwelket der glänzenden Blätter Pracht! Jhr kommt, bald seyd ihr nicht mehr hier! Doch lehrt ihr uns billig, da ihr so vergänglich seyd, Daß man mit größerem Bedacht, Die flüchtgen Minuten von eurer so schnellen Zeit, Euch zugenießen, nehm in Acht.
Dieß will ich, werthster Ehlers, nun Bey deinem lieblichen Geschenke Der schönen Hyacinthen thun, Wobey ich dein zugleich gedenke. Jm weissen Glanz, worin sie blühen, Sieht mein bemerkendes Gesicht Ein lieblich röthlich Feuer glühen, Als wie ein lieblich röthlich Licht, Aus welchem Glanz und Schimmer bricht. Da ich auf sie die frohen Blicke lenke Und seh, wie sie so groß, so schön, so reich gefüllt: Verspür ich, daß aus ihrer Menge, Ein recht balsamisches Gedränge Ambrirt- und süsser Düfte quillt, Und meinen Geist mit solchem Nectar tränket,
Daß
Ueber eine Menge
Ueber Eine Menge ſchoͤner, gefuͤllten, und mir geſchenkten Hyacinthen.
Jhr Bilder der irrdiſchen Schoͤnheit und Fluͤchtigkeit, Jhr Blumen, worin die Natur, Durch Formen und Farben, in hoͤchſter Vollkommenheit, Die allerlieblichſte Figur, Mit kraͤftigem Balſam begeiſtert, hervorgebracht, Wie bald verſchwindet eure Zier! Wie ſchleunig verwelket der glaͤnzenden Blaͤtter Pracht! Jhr kommt, bald ſeyd ihr nicht mehr hier! Doch lehrt ihr uns billig, da ihr ſo vergaͤnglich ſeyd, Daß man mit groͤßerem Bedacht, Die fluͤchtgen Minuten von eurer ſo ſchnellen Zeit, Euch zugenießen, nehm in Acht.
Dieß will ich, werthſter Ehlers, nun Bey deinem lieblichen Geſchenke Der ſchoͤnen Hyacinthen thun, Wobey ich dein zugleich gedenke. Jm weiſſen Glanz, worin ſie bluͤhen, Sieht mein bemerkendes Geſicht Ein lieblich roͤthlich Feuer gluͤhen, Als wie ein lieblich roͤthlich Licht, Aus welchem Glanz und Schimmer bricht. Da ich auf ſie die frohen Blicke lenke Und ſeh, wie ſie ſo groß, ſo ſchoͤn, ſo reich gefuͤllt: Verſpuͤr ich, daß aus ihrer Menge, Ein recht balſamiſches Gedraͤnge Ambrirt- und ſuͤſſer Duͤfte quillt, Und meinen Geiſt mit ſolchem Nectar traͤnket,
Daß
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Ueber eine Menge
Ueber
Eine Menge ſchoͤner, gefuͤllten,
und mir geſchenkten Hyacinthen.
Jhr Bilder der irrdiſchen Schoͤnheit und Fluͤchtigkeit,
Jhr Blumen, worin die Natur,
Durch Formen und Farben, in hoͤchſter Vollkommenheit,
Die allerlieblichſte Figur,
Mit kraͤftigem Balſam begeiſtert, hervorgebracht,
Wie bald verſchwindet eure Zier!
Wie ſchleunig verwelket der glaͤnzenden Blaͤtter Pracht!
Jhr kommt, bald ſeyd ihr nicht mehr hier!
Doch lehrt ihr uns billig, da ihr ſo vergaͤnglich ſeyd,
Daß man mit groͤßerem Bedacht,
Die fluͤchtgen Minuten von eurer ſo ſchnellen Zeit,
Euch zugenießen, nehm in Acht.
Dieß will ich, werthſter Ehlers, nun
Bey deinem lieblichen Geſchenke
Der ſchoͤnen Hyacinthen thun,
Wobey ich dein zugleich gedenke.
Jm weiſſen Glanz, worin ſie bluͤhen,
Sieht mein bemerkendes Geſicht
Ein lieblich roͤthlich Feuer gluͤhen,
Als wie ein lieblich roͤthlich Licht,
Aus welchem Glanz und Schimmer bricht.
Da ich auf ſie die frohen Blicke lenke
Und ſeh, wie ſie ſo groß, ſo ſchoͤn, ſo reich gefuͤllt:
Verſpuͤr ich, daß aus ihrer Menge,
Ein recht balſamiſches Gedraͤnge
Ambrirt- und ſuͤſſer Duͤfte quillt,
Und meinen Geiſt mit ſolchem Nectar traͤnket,
Daß
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/58>, abgerufen am 24.11.2024.
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