Bis es zuletzt, in solchem Glänzen Und Licht, an auszubrechen fing, Daß mir fast das Gesicht verging. Jch sprach: Hier sind ja keine Grenzen!
Dieß rief ich, eh ichs mich versahe, Mit einer Art von Heftigkeit; Doch war es mir gleich wieder leid; Jch wußte nicht, wie mir geschahe.
Jch untersuchte diese Triebe, Die mir bisher ganz unbekannt; Worauf ich in der That befand, Sie stammten von der Eigenliebe.
Jch merkte die verborgnen Schliche; Es seufzte mein erniedrigt Jch, Weil nichts sich deiner Schreibart glich, Und alles vor derselben wiche.
Doch muß ich dieß dabey erklären, Daß ich den Unfug gleich erkannt, Und alle Mühe angewandt, Daß er nicht möchte lange währen.
Jch schämte mich für mich, ich klagte Mich selber, bey mir selber, an, Und strafte, wie ich mich besann, Mich, daß auch mich der Neid-Wurm nagte.
Und zwar bey einem solchen Freunde, Der nichts, als Dank und Ruhm verdient, Und dem ein ewger Lorbeer grünt; Dieß schickt sich kaum bey einem Feinde.
Vor
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ſeiner poetiſchen Betrachtungen.
Bis es zuletzt, in ſolchem Glaͤnzen Und Licht, an auszubrechen fing, Daß mir faſt das Geſicht verging. Jch ſprach: Hier ſind ja keine Grenzen!
Dieß rief ich, eh ichs mich verſahe, Mit einer Art von Heftigkeit; Doch war es mir gleich wieder leid; Jch wußte nicht, wie mir geſchahe.
Jch unterſuchte dieſe Triebe, Die mir bisher ganz unbekannt; Worauf ich in der That befand, Sie ſtammten von der Eigenliebe.
Jch merkte die verborgnen Schliche; Es ſeufzte mein erniedrigt Jch, Weil nichts ſich deiner Schreibart glich, Und alles vor derſelben wiche.
Doch muß ich dieß dabey erklaͤren, Daß ich den Unfug gleich erkannt, Und alle Muͤhe angewandt, Daß er nicht moͤchte lange waͤhren.
Jch ſchaͤmte mich fuͤr mich, ich klagte Mich ſelber, bey mir ſelber, an, Und ſtrafte, wie ich mich beſann, Mich, daß auch mich der Neid-Wurm nagte.
Und zwar bey einem ſolchen Freunde, Der nichts, als Dank und Ruhm verdient, Und dem ein ewger Lorbeer gruͤnt; Dieß ſchickt ſich kaum bey einem Feinde.
Vor
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[505/0529]
ſeiner poetiſchen Betrachtungen.
Bis es zuletzt, in ſolchem Glaͤnzen
Und Licht, an auszubrechen fing,
Daß mir faſt das Geſicht verging.
Jch ſprach: Hier ſind ja keine Grenzen!
Dieß rief ich, eh ichs mich verſahe,
Mit einer Art von Heftigkeit;
Doch war es mir gleich wieder leid;
Jch wußte nicht, wie mir geſchahe.
Jch unterſuchte dieſe Triebe,
Die mir bisher ganz unbekannt;
Worauf ich in der That befand,
Sie ſtammten von der Eigenliebe.
Jch merkte die verborgnen Schliche;
Es ſeufzte mein erniedrigt Jch,
Weil nichts ſich deiner Schreibart glich,
Und alles vor derſelben wiche.
Doch muß ich dieß dabey erklaͤren,
Daß ich den Unfug gleich erkannt,
Und alle Muͤhe angewandt,
Daß er nicht moͤchte lange waͤhren.
Jch ſchaͤmte mich fuͤr mich, ich klagte
Mich ſelber, bey mir ſelber, an,
Und ſtrafte, wie ich mich beſann,
Mich, daß auch mich der Neid-Wurm nagte.
Und zwar bey einem ſolchen Freunde,
Der nichts, als Dank und Ruhm verdient,
Und dem ein ewger Lorbeer gruͤnt;
Dieß ſchickt ſich kaum bey einem Feinde.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/529>, abgerufen am 22.11.2024.
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