Betrachtung über die Heilungs-Beschaffenheit in der Natur. Bey Gelegenheit meines verletzten Schienbeins.
Aus einer anfangs nur geringen Verletzung meines Schien- beins ward, Durch einen unerfahrnen Wund-Arzt, nach langem Salben, eine Wunde, Woran ich mancherley Beschwerde, Verdruß und bittern Schmerz empfunde, Bis es zuletzt gefährlich wurde. Das Bein war ganz ge- schwollen, hart; Es glänzt, und stund im rothen Feuer, mit Blattern hie und da bedeckt, Die mit noch größrer Heftigkeit, als andre heisse Stellen, brannten, Und, Pein und Sorgen zu vermehren, zuweilen in einander rannten, Wobey mich das Geständniß denn des Meisters noch am meisten schreckt: Er wüßte weiter nichts zu brauchen. Jch war an einem solchen Ort, Wo wenig bessere zu finden, bis ich, Gott sey davor gepriesen! Berühmter Carpser, durch das Wasser, so du mir sandtest, al- so fort Jn einen bessern Stand gerieth. Die Hülfe, die es mir erwiesen, Nebst dem dazu verordneten und warmen Bande, werd ich nie,
So
Heilungs-Beſchaffenheit in der Natur.
Betrachtung uͤber die Heilungs-Beſchaffenheit in der Natur. Bey Gelegenheit meines verletzten Schienbeins.
Aus einer anfangs nur geringen Verletzung meines Schien- beins ward, Durch einen unerfahrnen Wund-Arzt, nach langem Salben, eine Wunde, Woran ich mancherley Beſchwerde, Verdruß und bittern Schmerz empfunde, Bis es zuletzt gefaͤhrlich wurde. Das Bein war ganz ge- ſchwollen, hart; Es glaͤnzt, und ſtund im rothen Feuer, mit Blattern hie und da bedeckt, Die mit noch groͤßrer Heftigkeit, als andre heiſſe Stellen, brannten, Und, Pein und Sorgen zu vermehren, zuweilen in einander rannten, Wobey mich das Geſtaͤndniß denn des Meiſters noch am meiſten ſchreckt: Er wuͤßte weiter nichts zu brauchen. Jch war an einem ſolchen Ort, Wo wenig beſſere zu finden, bis ich, Gott ſey davor geprieſen! Beruͤhmter Carpſer, durch das Waſſer, ſo du mir ſandteſt, al- ſo fort Jn einen beſſern Stand gerieth. Die Huͤlfe, die es mir erwieſen, Nebſt dem dazu verordneten und warmen Bande, werd ich nie,
So
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Heilungs-Beſchaffenheit in der Natur.
Betrachtung
uͤber die Heilungs-Beſchaffenheit in der
Natur.
Bey Gelegenheit meines verletzten Schienbeins.
Aus einer anfangs nur geringen Verletzung meines Schien-
beins ward,
Durch einen unerfahrnen Wund-Arzt, nach langem Salben,
eine Wunde,
Woran ich mancherley Beſchwerde, Verdruß und bittern
Schmerz empfunde,
Bis es zuletzt gefaͤhrlich wurde. Das Bein war ganz ge-
ſchwollen, hart;
Es glaͤnzt, und ſtund im rothen Feuer, mit Blattern hie und
da bedeckt,
Die mit noch groͤßrer Heftigkeit, als andre heiſſe Stellen,
brannten,
Und, Pein und Sorgen zu vermehren, zuweilen in einander
rannten,
Wobey mich das Geſtaͤndniß denn des Meiſters noch am
meiſten ſchreckt:
Er wuͤßte weiter nichts zu brauchen. Jch war an
einem ſolchen Ort,
Wo wenig beſſere zu finden, bis ich, Gott ſey davor geprieſen!
Beruͤhmter Carpſer, durch das Waſſer, ſo du mir ſandteſt, al-
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Jn einen beſſern Stand gerieth. Die Huͤlfe, die es mir erwieſen,
Nebſt dem dazu verordneten und warmen Bande, werd ich nie,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/517>, abgerufen am 21.11.2024.
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