Durch unser Zuthun stralt und leuchtet, einfolglich, daß die ganze Welt Durch unsere Vernunft sich nicht regieret, leitet und erhält, Nein, daß, was wir in ihr so weis, und richtig, ordentlich und schön Hervorgebracht und unterhalten, regieret und gewirket sehn, Von einer anderen Vernunft, als wie der Sterblichen auf Erden, Nothwendig muß hervorgebracht, regieret und gewirket werden. Damit du dich nun nicht beschwehrest: So will ich etwas wei- ter gehn, Und deinen ungefährigen Zusammenlauf dir zugestehn.
Da nemlich so, wie du vermeynest, von allen Dingen, die vorhanden, Kein einziges auf andre Weise, als durch ein Ungefähr, ent- standen: So wirst du mir nicht leugnen können, daß, wie dein Körper und dein Geist Sein Wesen einem Ungefähr nur bloß allein zu danken hat, Sich aus der Folge deiner Schlüsse, es sich unwidersprechlich, weist, Daß eben dieses Ungefähr, und dein Zusammenlauf der Dinge, Das Wesen mehr vernünftger Wesen, als wie du selbst, nicht auch entspringe; Ja daß, wofern du billig bist, du schuldig, ihrer eine Zahl, Die fast nicht zu begreifen ist, die alle viele vielemal Dich an Verstand weit übergehn, zu glauben, ja, daß eine Reih, Und eine Leiter solcher Geister, die fast ohn Ende, wirklich sey.
Nun würde ja von allen diesen (da wirklich nichts im wei- ten Reich Der allbegreifenden Natur zu finden, das sich völlig gleich,)
Von
H h 4
Der uͤberfuͤhrte Atheiſte.
Durch unſer Zuthun ſtralt und leuchtet, einfolglich, daß die ganze Welt Durch unſere Vernunft ſich nicht regieret, leitet und erhaͤlt, Nein, daß, was wir in ihr ſo weiſ, und richtig, ordentlich und ſchoͤn Hervorgebracht und unterhalten, regieret und gewirket ſehn, Von einer anderen Vernunft, als wie der Sterblichen auf Erden, Nothwendig muß hervorgebracht, regieret und gewirket werden. Damit du dich nun nicht beſchwehreſt: So will ich etwas wei- ter gehn, Und deinen ungefaͤhrigen Zuſammenlauf dir zugeſtehn.
Da nemlich ſo, wie du vermeyneſt, von allen Dingen, die vorhanden, Kein einziges auf andre Weiſe, als durch ein Ungefaͤhr, ent- ſtanden: So wirſt du mir nicht leugnen koͤnnen, daß, wie dein Koͤrper und dein Geiſt Sein Weſen einem Ungefaͤhr nur bloß allein zu danken hat, Sich aus der Folge deiner Schluͤſſe, es ſich unwiderſprechlich, weiſt, Daß eben dieſes Ungefaͤhr, und dein Zuſammenlauf der Dinge, Das Weſen mehr vernuͤnftger Weſen, als wie du ſelbſt, nicht auch entſpringe; Ja daß, wofern du billig biſt, du ſchuldig, ihrer eine Zahl, Die faſt nicht zu begreifen iſt, die alle viele vielemal Dich an Verſtand weit uͤbergehn, zu glauben, ja, daß eine Reih, Und eine Leiter ſolcher Geiſter, die faſt ohn Ende, wirklich ſey.
Nun wuͤrde ja von allen dieſen (da wirklich nichts im wei- ten Reich Der allbegreifenden Natur zu finden, das ſich voͤllig gleich,)
Von
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Der uͤberfuͤhrte Atheiſte.
Durch unſer Zuthun ſtralt und leuchtet, einfolglich, daß die
ganze Welt
Durch unſere Vernunft ſich nicht regieret, leitet und erhaͤlt,
Nein, daß, was wir in ihr ſo weiſ, und richtig, ordentlich und
ſchoͤn
Hervorgebracht und unterhalten, regieret und gewirket ſehn,
Von einer anderen Vernunft, als wie der Sterblichen auf Erden,
Nothwendig muß hervorgebracht, regieret und gewirket werden.
Damit du dich nun nicht beſchwehreſt: So will ich etwas wei-
ter gehn,
Und deinen ungefaͤhrigen Zuſammenlauf dir zugeſtehn.
Da nemlich ſo, wie du vermeyneſt, von allen Dingen, die
vorhanden,
Kein einziges auf andre Weiſe, als durch ein Ungefaͤhr, ent-
ſtanden:
So wirſt du mir nicht leugnen koͤnnen, daß, wie dein Koͤrper
und dein Geiſt
Sein Weſen einem Ungefaͤhr nur bloß allein zu danken hat,
Sich aus der Folge deiner Schluͤſſe, es ſich unwiderſprechlich,
weiſt,
Daß eben dieſes Ungefaͤhr, und dein Zuſammenlauf der Dinge,
Das Weſen mehr vernuͤnftger Weſen, als wie du ſelbſt, nicht
auch entſpringe;
Ja daß, wofern du billig biſt, du ſchuldig, ihrer eine Zahl,
Die faſt nicht zu begreifen iſt, die alle viele vielemal
Dich an Verſtand weit uͤbergehn, zu glauben, ja, daß eine Reih,
Und eine Leiter ſolcher Geiſter, die faſt ohn Ende, wirklich ſey.
Nun wuͤrde ja von allen dieſen (da wirklich nichts im wei-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/511>, abgerufen am 22.11.2024.
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