Sprich, wo mein edler Balsam stecke; Woher sein Duft so mancherley, So süß, so wohl gemischt. Entdecke, Wo in mir sein Behälter sey. Denn daß mein Balsam, aus der Erde, So wie man unbedachtsam meynt, Mir nicht bloß eingeflösset werde, Und ihre Frucht ist, dieß erscheint Aus diesem: Bin ich gleich gepflücket, So dauret meine Lieblichkeit, Die, im Geruch, euch fast entzücket, Hernach noch eine gute Zeit.
Doch, soll ich ernstlich mit dir sprechen, Bemüh dich nur, mit Denken, nicht: Du wirst gewiß, wie dieß geschicht, Uemsonst nur deinen Kopf zerbrechen. Du wirst aufs neu gestehen müssen, Wie deine Weisheit Prahlerey; Wie es, mit allem deinen Wissen, Nichts, als ein bloßes Stückwerk, sey.
Drum wende deines Geistes Kräfte Vielmehr mit Fleiß, und Freuden an, Zu dem vergnüglichen Geschäffte, Das er verrichten soll, und kann. Dieß ist nun: in des Schöpfers Werken, Mit innrer Regung deiner Brust, Und mit bewundrungs-voller Lust, Sein' Allmacht, Lieb und Weisheit merken.
Die
Die Schonkilje ſpricht.
Sprich, wo mein edler Balſam ſtecke; Woher ſein Duft ſo mancherley, So ſuͤß, ſo wohl gemiſcht. Entdecke, Wo in mir ſein Behaͤlter ſey. Denn daß mein Balſam, aus der Erde, So wie man unbedachtſam meynt, Mir nicht bloß eingefloͤſſet werde, Und ihre Frucht iſt, dieß erſcheint Aus dieſem: Bin ich gleich gepfluͤcket, So dauret meine Lieblichkeit, Die, im Geruch, euch faſt entzuͤcket, Hernach noch eine gute Zeit.
Doch, ſoll ich ernſtlich mit dir ſprechen, Bemuͤh dich nur, mit Denken, nicht: Du wirſt gewiß, wie dieß geſchicht, Uemſonſt nur deinen Kopf zerbrechen. Du wirſt aufs neu geſtehen muͤſſen, Wie deine Weisheit Prahlerey; Wie es, mit allem deinen Wiſſen, Nichts, als ein bloßes Stuͤckwerk, ſey.
Drum wende deines Geiſtes Kraͤfte Vielmehr mit Fleiß, und Freuden an, Zu dem vergnuͤglichen Geſchaͤffte, Das er verrichten ſoll, und kann. Dieß iſt nun: in des Schoͤpfers Werken, Mit innrer Regung deiner Bruſt, Und mit bewundrungs-voller Luſt, Sein’ Allmacht, Lieb und Weisheit merken.
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Die Schonkilje ſpricht.
Sprich, wo mein edler Balſam ſtecke;
Woher ſein Duft ſo mancherley,
So ſuͤß, ſo wohl gemiſcht. Entdecke,
Wo in mir ſein Behaͤlter ſey.
Denn daß mein Balſam, aus der Erde,
So wie man unbedachtſam meynt,
Mir nicht bloß eingefloͤſſet werde,
Und ihre Frucht iſt, dieß erſcheint
Aus dieſem: Bin ich gleich gepfluͤcket,
So dauret meine Lieblichkeit,
Die, im Geruch, euch faſt entzuͤcket,
Hernach noch eine gute Zeit.
Doch, ſoll ich ernſtlich mit dir ſprechen,
Bemuͤh dich nur, mit Denken, nicht:
Du wirſt gewiß, wie dieß geſchicht,
Uemſonſt nur deinen Kopf zerbrechen.
Du wirſt aufs neu geſtehen muͤſſen,
Wie deine Weisheit Prahlerey;
Wie es, mit allem deinen Wiſſen,
Nichts, als ein bloßes Stuͤckwerk, ſey.
Drum wende deines Geiſtes Kraͤfte
Vielmehr mit Fleiß, und Freuden an,
Zu dem vergnuͤglichen Geſchaͤffte,
Das er verrichten ſoll, und kann.
Dieß iſt nun: in des Schoͤpfers Werken,
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Und mit bewundrungs-voller Luſt,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/51>, abgerufen am 25.11.2024.
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