Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.eines göttlichen Wesens. Wozu ist die Natur uns denn? Zu welcher Absicht ist die Welt? Jst sie uns etwan auf die Weise, als wie ein Spiegel, vorgestellt, Jn welchem wir viel andre Sachen, als wie den Spiegel sel- ber sehn? Wie, oder etwan als ein Räthsel, das, unter mancherley Fi- guren, Uns etwas eingehülletes und andre Dinge zu verstehn, Zu fassen und zu lernen giebt, worin für uns viel Vortheil stecken? Dieß ist die deutlichste Jdee, die von derselben zu entdecken. Es stimmt, so die Religion, als die Vernunft, hier überein, Und heissen uns, mit allem Ernst, aufmerksam auf die Rede seyn, Die uns der Himmel und die Erde, zusamt der allgemeinen Welt, Jn einer öffentlichen Prodigt, uns allen unaufhörlich hält, Die überall des Höchsten Ehre verkündigt, auch zugleich er- wegen, Jn seinen Werken, unsers Schöpfers unsichtbare Vollkom- menheit. So ist denn der Natur Betrachtung, wenn wir es ernstlich überlegen, Die Gottes-Lehre aller Völker, in einer solchen Deutlichkeit, Daß alle Menschen auf der Welt, durch sie, zu einem solchen Wissen Gelangen können, welches sie, zu ihrem Besten, wissen müssen. Der erste Nutz, den viele Weise geglaubt, aus ihr heraus zu ziehn, War, daß sie sich verpflichtet hielten, daß wirklich eine Gott- heit sey, Mit vielen Gründen zu beweisen, und darzuthun, sich zu bemühn. Ob G g 5
eines goͤttlichen Weſens. Wozu iſt die Natur uns denn? Zu welcher Abſicht iſt die Welt? Jſt ſie uns etwan auf die Weiſe, als wie ein Spiegel, vorgeſtellt, Jn welchem wir viel andre Sachen, als wie den Spiegel ſel- ber ſehn? Wie, oder etwan als ein Raͤthſel, das, unter mancherley Fi- guren, Uns etwas eingehuͤlletes und andre Dinge zu verſtehn, Zu faſſen und zu lernen giebt, worin fuͤr uns viel Vortheil ſtecken? Dieß iſt die deutlichſte Jdee, die von derſelben zu entdecken. Es ſtimmt, ſo die Religion, als die Vernunft, hier uͤberein, Und heiſſen uns, mit allem Ernſt, aufmerkſam auf die Rede ſeyn, Die uns der Himmel und die Erde, zuſamt der allgemeinen Welt, Jn einer oͤffentlichen Prodigt, uns allen unaufhoͤrlich haͤlt, Die uͤberall des Hoͤchſten Ehre verkuͤndigt, auch zugleich er- wegen, Jn ſeinen Werken, unſers Schoͤpfers unſichtbare Vollkom- menheit. So iſt denn der Natur Betrachtung, wenn wir es ernſtlich uͤberlegen, Die Gottes-Lehre aller Voͤlker, in einer ſolchen Deutlichkeit, Daß alle Menſchen auf der Welt, durch ſie, zu einem ſolchen Wiſſen Gelangen koͤnnen, welches ſie, zu ihrem Beſten, wiſſen muͤſſen. Der erſte Nutz, den viele Weiſe geglaubt, aus ihr heraus zu ziehn, War, daß ſie ſich verpflichtet hielten, daß wirklich eine Gott- heit ſey, Mit vielen Gruͤnden zu beweiſen, und darzuthun, ſich zu bemuͤhn. Ob G g 5
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eines goͤttlichen Weſens.
Wozu iſt die Natur uns denn? Zu welcher Abſicht iſt die
Welt?
Jſt ſie uns etwan auf die Weiſe, als wie ein Spiegel, vorgeſtellt,
Jn welchem wir viel andre Sachen, als wie den Spiegel ſel-
ber ſehn?
Wie, oder etwan als ein Raͤthſel, das, unter mancherley Fi-
guren,
Uns etwas eingehuͤlletes und andre Dinge zu verſtehn,
Zu faſſen und zu lernen giebt, worin fuͤr uns viel Vortheil
ſtecken?
Dieß iſt die deutlichſte Jdee, die von derſelben zu entdecken.
Es ſtimmt, ſo die Religion, als die Vernunft, hier uͤberein,
Und heiſſen uns, mit allem Ernſt, aufmerkſam auf die Rede ſeyn,
Die uns der Himmel und die Erde, zuſamt der allgemeinen
Welt,
Jn einer oͤffentlichen Prodigt, uns allen unaufhoͤrlich haͤlt,
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Jn ſeinen Werken, unſers Schoͤpfers unſichtbare Vollkom-
menheit.
So iſt denn der Natur Betrachtung, wenn wir es ernſtlich
uͤberlegen,
Die Gottes-Lehre aller Voͤlker, in einer ſolchen Deutlichkeit,
Daß alle Menſchen auf der Welt, durch ſie, zu einem ſolchen
Wiſſen
Gelangen koͤnnen, welches ſie, zu ihrem Beſten, wiſſen muͤſſen.
Der erſte Nutz, den viele Weiſe geglaubt, aus ihr heraus zu
ziehn,
War, daß ſie ſich verpflichtet hielten, daß wirklich eine Gott-
heit ſey,
Mit vielen Gruͤnden zu beweiſen, und darzuthun, ſich zu bemuͤhn.
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