Empfindlichkeit ist hier der Schwefel, wozu der Geiz die Kohlen menget, Die Eigenliebe den Salpeter, der Eigensinn und Uebermuth, Zu dem so sehr gefährlichen, sich selbst verzehrnden Stoff, die Gluht, Zu eigenem Verderben füget, von welcher Großmuths-vollen That, Man denn, statt billiger Belohnung, mit Recht noch Schimpf und Schande hat.
Man seh ein zorniges Gesicht doch einst mit kalten Sin- nen an! Kann wohl zugleich was scheußlichers und lächerlichers auf der Erden, Wie solch ein halb Beseßner macht, und sich verstellt, gefun- den werden, Als den man selbst, kaum ohne Zorn und Furcht und Mitleid, sehen kann? Die Augen, voll von schwarzer Gluht, bemühn sich gleich- sam zu verstecken; Die tiefgesenkten Augenbrahnen, die theils die wilde Scheuß- lichkeit Der glimmen Augen zu vermehren, und theils dieselbe zu bedecken, Nach aller Kraft, bemühet scheinen, formiren zu derselben Zeit, Aus den sonst zierlichen Ovalen, zwo kleine tiefe Mörder- Höhlen, Wodurch man den verstörten Sitz der aufgebrachten wilden Seelen, Halb fürcht-halb lächerlich erblickt. Er würde, Basilisken gleich,
Wenn
Br.VI.Th. E e
thut unrecht vor Gott.
Empfindlichkeit iſt hier der Schwefel, wozu der Geiz die Kohlen menget, Die Eigenliebe den Salpeter, der Eigenſinn und Uebermuth, Zu dem ſo ſehr gefaͤhrlichen, ſich ſelbſt verzehrnden Stoff, die Gluht, Zu eigenem Verderben fuͤget, von welcher Großmuths-vollen That, Man denn, ſtatt billiger Belohnung, mit Recht noch Schimpf und Schande hat.
Man ſeh ein zorniges Geſicht doch einſt mit kalten Sin- nen an! Kann wohl zugleich was ſcheußlichers und laͤcherlichers auf der Erden, Wie ſolch ein halb Beſeßner macht, und ſich verſtellt, gefun- den werden, Als den man ſelbſt, kaum ohne Zorn und Furcht und Mitleid, ſehen kann? Die Augen, voll von ſchwarzer Gluht, bemuͤhn ſich gleich- ſam zu verſtecken; Die tiefgeſenkten Augenbrahnen, die theils die wilde Scheuß- lichkeit Der glimmen Augen zu vermehren, und theils dieſelbe zu bedecken, Nach aller Kraft, bemuͤhet ſcheinen, formiren zu derſelben Zeit, Aus den ſonſt zierlichen Ovalen, zwo kleine tiefe Moͤrder- Hoͤhlen, Wodurch man den verſtoͤrten Sitz der aufgebrachten wilden Seelen, Halb fuͤrcht-halb laͤcherlich erblickt. Er wuͤrde, Baſilisken gleich,
Wenn
Br.VI.Th. E e
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgn="2"><l><pbfacs="#f0457"n="433"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">thut unrecht vor Gott.</hi></fw><lb/>
Empfindlichkeit iſt hier der Schwefel, wozu der Geiz die<lb/><hirendition="#et">Kohlen menget,</hi></l><lb/><l>Die Eigenliebe den Salpeter, der Eigenſinn und Uebermuth,</l><lb/><l>Zu dem ſo ſehr gefaͤhrlichen, ſich ſelbſt verzehrnden Stoff, die<lb/><hirendition="#et">Gluht,</hi></l><lb/><l>Zu eigenem Verderben fuͤget, von welcher Großmuths-vollen<lb/><hirendition="#et">That,</hi></l><lb/><l>Man denn, ſtatt billiger Belohnung, mit Recht noch Schimpf<lb/><hirendition="#et">und Schande hat.</hi></l></lg><lb/><lgn="3"><l>Man ſeh ein zorniges Geſicht doch einſt mit kalten Sin-<lb/><hirendition="#et">nen an!</hi></l><lb/><l>Kann wohl zugleich was ſcheußlichers und laͤcherlichers auf<lb/><hirendition="#et">der Erden,</hi></l><lb/><l>Wie ſolch ein halb Beſeßner macht, und ſich verſtellt, gefun-<lb/><hirendition="#et">den werden,</hi></l><lb/><l>Als den man ſelbſt, kaum ohne Zorn und Furcht und Mitleid,<lb/><hirendition="#et">ſehen kann?</hi></l><lb/><l>Die Augen, voll von ſchwarzer Gluht, bemuͤhn ſich gleich-<lb/><hirendition="#et">ſam zu verſtecken;</hi></l><lb/><l>Die tiefgeſenkten Augenbrahnen, die theils die wilde Scheuß-<lb/><hirendition="#et">lichkeit</hi></l><lb/><l>Der glimmen Augen zu vermehren, und theils dieſelbe zu<lb/><hirendition="#et">bedecken,</hi></l><lb/><l>Nach aller Kraft, bemuͤhet ſcheinen, formiren zu derſelben<lb/><hirendition="#et">Zeit,</hi></l><lb/><l>Aus den ſonſt zierlichen Ovalen, zwo kleine tiefe Moͤrder-<lb/><hirendition="#et">Hoͤhlen,</hi></l><lb/><l>Wodurch man den verſtoͤrten Sitz der aufgebrachten wilden<lb/><hirendition="#et">Seelen,</hi></l><lb/><l>Halb fuͤrcht-halb laͤcherlich erblickt. Er wuͤrde, Baſilisken<lb/><hirendition="#et">gleich,</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">Br.</hi><hirendition="#aq">VI.</hi><hirendition="#fr">Th.</hi> E e</fw><fwplace="bottom"type="catch">Wenn</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
[433/0457]
thut unrecht vor Gott.
Empfindlichkeit iſt hier der Schwefel, wozu der Geiz die
Kohlen menget,
Die Eigenliebe den Salpeter, der Eigenſinn und Uebermuth,
Zu dem ſo ſehr gefaͤhrlichen, ſich ſelbſt verzehrnden Stoff, die
Gluht,
Zu eigenem Verderben fuͤget, von welcher Großmuths-vollen
That,
Man denn, ſtatt billiger Belohnung, mit Recht noch Schimpf
und Schande hat.
Man ſeh ein zorniges Geſicht doch einſt mit kalten Sin-
nen an!
Kann wohl zugleich was ſcheußlichers und laͤcherlichers auf
der Erden,
Wie ſolch ein halb Beſeßner macht, und ſich verſtellt, gefun-
den werden,
Als den man ſelbſt, kaum ohne Zorn und Furcht und Mitleid,
ſehen kann?
Die Augen, voll von ſchwarzer Gluht, bemuͤhn ſich gleich-
ſam zu verſtecken;
Die tiefgeſenkten Augenbrahnen, die theils die wilde Scheuß-
lichkeit
Der glimmen Augen zu vermehren, und theils dieſelbe zu
bedecken,
Nach aller Kraft, bemuͤhet ſcheinen, formiren zu derſelben
Zeit,
Aus den ſonſt zierlichen Ovalen, zwo kleine tiefe Moͤrder-
Hoͤhlen,
Wodurch man den verſtoͤrten Sitz der aufgebrachten wilden
Seelen,
Halb fuͤrcht-halb laͤcherlich erblickt. Er wuͤrde, Baſilisken
gleich,
Wenn
Br. VI. Th. E e
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/457>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.