Worauf wir uns, in allen Dingen, Jm Lob und Dank zum Schöpfer schwingen, Sein' Unbegreiflichkeit erkennen, Und nach der Maaß ihn ehren können, Die er uns hier in diesem Leben So viel, als uns hier nützt, gegeben; Bis daß er uns, nach dieser Zeit, Jn einer selgen Ewigkeit, Da sich der Seelen Kräfte häufen, Die Fähigkeiten, zu begreifen, Bey einer andern Art vom Denken, Die ordentlicher ist, wird schenken.
Erweislich ist: Gott woll, auf Erden, Jn unsrer Lust geehret werden. Erweislich ists: Er hab hienieden Uns dazu eine Zeit beschieden. Sprich: Sollten wir der Sinnen Gaben Zum andern Zweck empfangen haben? Natur, Vernunft und Schrift spricht: Nein. Wie kanns denn immer möglich seyn, Daß Creaturen, die vernünftig, Dem großen Endzweck widerstreben; Und hier, mit einem steten Künftig, Vor alles blind, beschäfftigt leben?
Gott spricht: Genießt, zu meinen Ehren, Die Wunder, die ich euch geschenkt. Hingegen lauten vieler Lehren: "Wer nicht am Himmel so gedenkt, "Und so das Künftige betrachtet, "Daß er das Jrdische verachtet:
"Der
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Beweis, im Schoͤpfer ſich zu freuen.
Worauf wir uns, in allen Dingen, Jm Lob und Dank zum Schoͤpfer ſchwingen, Sein’ Unbegreiflichkeit erkennen, Und nach der Maaß ihn ehren koͤnnen, Die er uns hier in dieſem Leben So viel, als uns hier nuͤtzt, gegeben; Bis daß er uns, nach dieſer Zeit, Jn einer ſelgen Ewigkeit, Da ſich der Seelen Kraͤfte haͤufen, Die Faͤhigkeiten, zu begreifen, Bey einer andern Art vom Denken, Die ordentlicher iſt, wird ſchenken.
Erweislich iſt: Gott woll, auf Erden, Jn unſrer Luſt geehret werden. Erweislich iſts: Er hab hienieden Uns dazu eine Zeit beſchieden. Sprich: Sollten wir der Sinnen Gaben Zum andern Zweck empfangen haben? Natur, Vernunft und Schrift ſpricht: Nein. Wie kanns denn immer moͤglich ſeyn, Daß Creaturen, die vernuͤnftig, Dem großen Endzweck widerſtreben; Und hier, mit einem ſteten Kuͤnftig, Vor alles blind, beſchaͤfftigt leben?
Gott ſpricht: Genießt, zu meinen Ehren, Die Wunder, die ich euch geſchenkt. Hingegen lauten vieler Lehren: „Wer nicht am Himmel ſo gedenkt, „Und ſo das Kuͤnftige betrachtet, „Daß er das Jrdiſche verachtet:
„Der
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Beweis, im Schoͤpfer ſich zu freuen.
Worauf wir uns, in allen Dingen,
Jm Lob und Dank zum Schoͤpfer ſchwingen,
Sein’ Unbegreiflichkeit erkennen,
Und nach der Maaß ihn ehren koͤnnen,
Die er uns hier in dieſem Leben
So viel, als uns hier nuͤtzt, gegeben;
Bis daß er uns, nach dieſer Zeit,
Jn einer ſelgen Ewigkeit,
Da ſich der Seelen Kraͤfte haͤufen,
Die Faͤhigkeiten, zu begreifen,
Bey einer andern Art vom Denken,
Die ordentlicher iſt, wird ſchenken.
Erweislich iſt: Gott woll, auf Erden,
Jn unſrer Luſt geehret werden.
Erweislich iſts: Er hab hienieden
Uns dazu eine Zeit beſchieden.
Sprich: Sollten wir der Sinnen Gaben
Zum andern Zweck empfangen haben?
Natur, Vernunft und Schrift ſpricht: Nein.
Wie kanns denn immer moͤglich ſeyn,
Daß Creaturen, die vernuͤnftig,
Dem großen Endzweck widerſtreben;
Und hier, mit einem ſteten Kuͤnftig,
Vor alles blind, beſchaͤfftigt leben?
Gott ſpricht: Genießt, zu meinen Ehren,
Die Wunder, die ich euch geſchenkt.
Hingegen lauten vieler Lehren:
„Wer nicht am Himmel ſo gedenkt,
„Und ſo das Kuͤnftige betrachtet,
„Daß er das Jrdiſche verachtet:
„Der
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/385>, abgerufen am 22.11.2024.
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