Ueberzeuglicher Beweis, daß wir uns hier des Schöpfers zu freuen, schuldig.
Nachdem wir nun der Erden Pracht, Die Gott, zu unsrer Lust, und seinem Ruhm, gemacht, Mit Achtsamkeit bisher besehn: So müssen wir ja, daß sie schön, Ja, daß sie wunderschön, gestehn.
Will man uns denn die Sinnen rauben, Wenn man uns zwingen will zu glauben: Es müsse sich kein Mensch erkühnen, Sich ihrer Schönheit zu bedienen? Man müsse nicht daran gedenken; Dieß wäre weltlich, und ein Schein; Man müsse Geist und Seel allein Auf das, was künftig ist, nur lenken.
Worzu war Adam doch erschaffen? Fürwahr! nicht, diese schöne Welt, Und was sie herrlichs in sich hält, Den Thieren gleich, nur anzugaffen, Und aller seiner Sinnen Kräfte Nur zu dem einzigen Geschäffte, Was etwan ihm, nach dieser Zeit, Und nach der Aenderung der Erden, Dort von des Himmels Herrlichkeit Würd etwan zugetheilet werden.
Er sollte sich daran vergnügen; Er sollte Geist und Körper fügen,
Mit
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Beweis, im Schoͤpfer ſich zu freuen.
Ueberzeuglicher Beweis, daß wir uns hier des Schoͤpfers zu freuen, ſchuldig.
Nachdem wir nun der Erden Pracht, Die Gott, zu unſrer Luſt, und ſeinem Ruhm, gemacht, Mit Achtſamkeit bisher beſehn: So muͤſſen wir ja, daß ſie ſchoͤn, Ja, daß ſie wunderſchoͤn, geſtehn.
Will man uns denn die Sinnen rauben, Wenn man uns zwingen will zu glauben: Es muͤſſe ſich kein Menſch erkuͤhnen, Sich ihrer Schoͤnheit zu bedienen? Man muͤſſe nicht daran gedenken; Dieß waͤre weltlich, und ein Schein; Man muͤſſe Geiſt und Seel allein Auf das, was kuͤnftig iſt, nur lenken.
Worzu war Adam doch erſchaffen? Fuͤrwahr! nicht, dieſe ſchoͤne Welt, Und was ſie herrlichs in ſich haͤlt, Den Thieren gleich, nur anzugaffen, Und aller ſeiner Sinnen Kraͤfte Nur zu dem einzigen Geſchaͤffte, Was etwan ihm, nach dieſer Zeit, Und nach der Aenderung der Erden, Dort von des Himmels Herrlichkeit Wuͤrd etwan zugetheilet werden.
Er ſollte ſich daran vergnuͤgen; Er ſollte Geiſt und Koͤrper fuͤgen,
Mit
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Beweis, im Schoͤpfer ſich zu freuen.
Ueberzeuglicher Beweis,
daß wir uns hier des Schoͤpfers zu freuen,
ſchuldig.
Nachdem wir nun der Erden Pracht,
Die Gott, zu unſrer Luſt, und ſeinem Ruhm, gemacht,
Mit Achtſamkeit bisher beſehn:
So muͤſſen wir ja, daß ſie ſchoͤn,
Ja, daß ſie wunderſchoͤn, geſtehn.
Will man uns denn die Sinnen rauben,
Wenn man uns zwingen will zu glauben:
Es muͤſſe ſich kein Menſch erkuͤhnen,
Sich ihrer Schoͤnheit zu bedienen?
Man muͤſſe nicht daran gedenken;
Dieß waͤre weltlich, und ein Schein;
Man muͤſſe Geiſt und Seel allein
Auf das, was kuͤnftig iſt, nur lenken.
Worzu war Adam doch erſchaffen?
Fuͤrwahr! nicht, dieſe ſchoͤne Welt,
Und was ſie herrlichs in ſich haͤlt,
Den Thieren gleich, nur anzugaffen,
Und aller ſeiner Sinnen Kraͤfte
Nur zu dem einzigen Geſchaͤffte,
Was etwan ihm, nach dieſer Zeit,
Und nach der Aenderung der Erden,
Dort von des Himmels Herrlichkeit
Wuͤrd etwan zugetheilet werden.
Er ſollte ſich daran vergnuͤgen;
Er ſollte Geiſt und Koͤrper fuͤgen,
Mit
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/383>, abgerufen am 18.12.2024.
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