Ehrfurcht, Andacht, Dank und Liebe, deren füssen Eindruck man, Sonder der Natur Betrachtung, schwerlich recht empfinden kann.
9.
Zur Betrachtung und Bewundrung, scheint die ganze Welt allein, Scheinen Sinnen, Leib und Geist eigentlich bestimmt zu seyn.
10.
Brauchet man der Seelen Kräfte, wie man soll: So wird man finden, Daß zu diesem Zweck die Seelen, durch die Sinnen, sich verbinden, Mit den Dingen dieser Welt.
11.
Man wird finden, daß, auf Erden, Alle Creaturen werth, daß sie wohl betrachtet werden.
12.
Man wird finden, daß sie herrlich.
13.
Man wird finden, daß die Macht, Daß die Lieb und Weisheit dessen, welcher sie hervor- gebracht, Unergründlich und unendlich, folglich daß, auf diese Weise, Man betrachtend und bewundernd Gott verehre, rühm und preise.
14.
Ja, man wird noch ferner finden, wenn man es recht überdenkt, Daß Gott, recht als einen Lohn, eine Lust darein gesenkt.
15.
Wenn wir dieses nun empfinden; wenn wir dieses nun er- kennen: Sollte denn mit Recht in uns nicht ein Andachts-Feuer brennen? Sollten wir mit mehrem Ernst und mehr Fleiß uns nicht bestreben, Jn Bewundrung der Geschöpfe, Gott, was Gottes ist, zu geben? Uns von Lastern abzuziehn, und, aus Liebe, fromm zu leben?
Ob
Unumſtoͤßliche Gruͤnde.
Ehrfurcht, Andacht, Dank und Liebe, deren fuͤſſen Eindruck man, Sonder der Natur Betrachtung, ſchwerlich recht empfinden kann.
9.
Zur Betrachtung und Bewundrung, ſcheint die ganze Welt allein, Scheinen Sinnen, Leib und Geiſt eigentlich beſtimmt zu ſeyn.
10.
Brauchet man der Seelen Kraͤfte, wie man ſoll: So wird man finden, Daß zu dieſem Zweck die Seelen, durch die Sinnen, ſich verbinden, Mit den Dingen dieſer Welt.
11.
Man wird finden, daß, auf Erden, Alle Creaturen werth, daß ſie wohl betrachtet werden.
12.
Man wird finden, daß ſie herrlich.
13.
Man wird finden, daß die Macht, Daß die Lieb und Weisheit deſſen, welcher ſie hervor- gebracht, Unergruͤndlich und unendlich, folglich daß, auf dieſe Weiſe, Man betrachtend und bewundernd Gott verehre, ruͤhm und preiſe.
14.
Ja, man wird noch ferner finden, wenn man es recht uͤberdenkt, Daß Gott, recht als einen Lohn, eine Luſt darein geſenkt.
15.
Wenn wir dieſes nun empfinden; wenn wir dieſes nun er- kennen: Sollte denn mit Recht in uns nicht ein Andachts-Feuer brennen? Sollten wir mit mehrem Ernſt und mehr Fleiß uns nicht beſtreben, Jn Bewundrung der Geſchoͤpfe, Gott, was Gottes iſt, zu geben? Uns von Laſtern abzuziehn, und, aus Liebe, fromm zu leben?
Ob
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Unumſtoͤßliche Gruͤnde.
Ehrfurcht, Andacht, Dank und Liebe, deren fuͤſſen
Eindruck man,
Sonder der Natur Betrachtung, ſchwerlich recht empfinden
kann.
9. Zur Betrachtung und Bewundrung, ſcheint die ganze Welt
allein,
Scheinen Sinnen, Leib und Geiſt eigentlich beſtimmt zu ſeyn.
10. Brauchet man der Seelen Kraͤfte, wie man ſoll: So wird
man finden,
Daß zu dieſem Zweck die Seelen, durch die Sinnen, ſich
verbinden,
Mit den Dingen dieſer Welt.
11. Man wird finden, daß,
auf Erden,
Alle Creaturen werth, daß ſie wohl betrachtet werden.
12. Man wird finden, daß ſie herrlich.
13. Man wird finden,
daß die Macht,
Daß die Lieb und Weisheit deſſen, welcher ſie hervor-
gebracht,
Unergruͤndlich und unendlich, folglich daß, auf dieſe Weiſe,
Man betrachtend und bewundernd Gott verehre, ruͤhm und
preiſe.
14. Ja, man wird noch ferner finden, wenn man es recht
uͤberdenkt,
Daß Gott, recht als einen Lohn, eine Luſt darein geſenkt.
15. Wenn wir dieſes nun empfinden; wenn wir dieſes nun er-
kennen:
Sollte denn mit Recht in uns nicht ein Andachts-Feuer
brennen?
Sollten wir mit mehrem Ernſt und mehr Fleiß uns nicht
beſtreben,
Jn Bewundrung der Geſchoͤpfe, Gott, was Gottes iſt, zu geben?
Uns von Laſtern abzuziehn, und, aus Liebe, fromm zu leben?
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/373>, abgerufen am 16.07.2024.
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