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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

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Unbegreifliche Gleichgültigkeit.
Es scheint, als hielte mans zu klein,
Und keiner Achtung werth zu seyn.
Da wir, von unsers Schöpfers Gaben,
Solch ein vortreffliches Gedicht
Jm Luthrischen Gesangbuch haben:
So weis es auch ein solcher nicht,
Der der vortrefflichen Gesänge
Erhabnen Jnhalt, Wort und Menge
Fast sonsten auf den Finger weis.
Wie ich denn einst erfahren mußte,
Daß einer, der gewiß der Preis
Von allen Geistlichen, nicht wußte,
Daß das vortrefflich-schöne Lied,
So man in allen Büchern sieht:
Geh aus, mein Herz, und suche Freud,

Jn dieser schönen Sommerszeit.
Dergleichen ich noch keines funde,
Und welches ihm, da man es sang,
Jns Jnnerste der Seelen drang,
Jm Luthrischen Gesangbuch stunde.
Und dieß hab ich, von vielen Frommen,
Mit bitterm Mitleid, wahrgenommen.
Wodurch Verwundrung, Grimm und Gram
Ob dem Betrieb mich übernahm.
Mein Gott, wo kömmt doch immermehr,
Gedacht ich, solche Schlafsucht her?
Die leider jetzt so allgemein,
Daß auch sogar in Lehr und Leben,
Die Gottes eigne Diener seyn,
Auf Gottes Werk nicht Achtung geben.


Vier
Unbegreifliche Gleichguͤltigkeit.
Es ſcheint, als hielte mans zu klein,
Und keiner Achtung werth zu ſeyn.
Da wir, von unſers Schoͤpfers Gaben,
Solch ein vortreffliches Gedicht
Jm Luthriſchen Geſangbuch haben:
So weis es auch ein ſolcher nicht,
Der der vortrefflichen Geſaͤnge
Erhabnen Jnhalt, Wort und Menge
Faſt ſonſten auf den Finger weis.
Wie ich denn einſt erfahren mußte,
Daß einer, der gewiß der Preis
Von allen Geiſtlichen, nicht wußte,
Daß das vortrefflich-ſchoͤne Lied,
So man in allen Buͤchern ſieht:
Geh aus, mein Herz, und ſuche Freud,

Jn dieſer ſchoͤnen Sommerszeit.
Dergleichen ich noch keines funde,
Und welches ihm, da man es ſang,
Jns Jnnerſte der Seelen drang,
Jm Luthriſchen Geſangbuch ſtunde.
Und dieß hab ich, von vielen Frommen,
Mit bitterm Mitleid, wahrgenommen.
Wodurch Verwundrung, Grimm und Gram
Ob dem Betrieb mich uͤbernahm.
Mein Gott, wo koͤmmt doch immermehr,
Gedacht ich, ſolche Schlafſucht her?
Die leider jetzt ſo allgemein,
Daß auch ſogar in Lehr und Leben,
Die Gottes eigne Diener ſeyn,
Auf Gottes Werk nicht Achtung geben.


Vier
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[280/0304] Unbegreifliche Gleichguͤltigkeit. Es ſcheint, als hielte mans zu klein, Und keiner Achtung werth zu ſeyn. Da wir, von unſers Schoͤpfers Gaben, Solch ein vortreffliches Gedicht Jm Luthriſchen Geſangbuch haben: So weis es auch ein ſolcher nicht, Der der vortrefflichen Geſaͤnge Erhabnen Jnhalt, Wort und Menge Faſt ſonſten auf den Finger weis. Wie ich denn einſt erfahren mußte, Daß einer, der gewiß der Preis Von allen Geiſtlichen, nicht wußte, Daß das vortrefflich-ſchoͤne Lied, So man in allen Buͤchern ſieht: Geh aus, mein Herz, und ſuche Freud, Jn dieſer ſchoͤnen Sommerszeit. Dergleichen ich noch keines funde, Und welches ihm, da man es ſang, Jns Jnnerſte der Seelen drang, Jm Luthriſchen Geſangbuch ſtunde. Und dieß hab ich, von vielen Frommen, Mit bitterm Mitleid, wahrgenommen. Wodurch Verwundrung, Grimm und Gram Ob dem Betrieb mich uͤbernahm. Mein Gott, wo koͤmmt doch immermehr, Gedacht ich, ſolche Schlafſucht her? Die leider jetzt ſo allgemein, Daß auch ſogar in Lehr und Leben, Die Gottes eigne Diener ſeyn, Auf Gottes Werk nicht Achtung geben. Vier

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/304>, abgerufen am 18.12.2024.