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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

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Der lehrende Vogel.
Der lehrende Vogel.
So oft ich, mit dem frühen Tag,
Die Vögelchen zu füttern pflag,
Jn einem kleinen Vogelhause, mit Tannen rings umher besetzt:
Hab ich, an ihrer netten Bildung, an ihrer Farben Schmuck
und Pracht,

Zum Preise des, der sie so zierlich, so künstlich-bunt und schön
gemacht,

Mit solcher Munterkeit begabt, so schön gebildet, mich ergetzt.
Die rege Fertigkeit derselben, das Wunder ihrer schnellen
Schwingen,

Der kleinen Augen süsse Schwärze, ihr Schweben, Hüpfen,
Schlupfen, Springen,

Der kleinen Köpfchen hurtigs Drehn, und ungezählte Gaukeleyen,
Mit welchen sie, fast nimmer still, ein sie betrachtend Aug erfreuen,
Wenn sie, bald an den schwauken Zweigen, die sie durch ihre
Bürde biegen,

Bald über-und bald unterwärts, im Hangen, hin und her sich
wiegen,

Vergnügten mich recht ungemein. Vor andern aber war ein
Zeischen,

Das eben nicht besonders schön, indem es rauch war, wie ein
Mäuschen,

So mich insonderheit ergetzte. Es war so heimlich, und so zahm,
Daß es die Kost mir aus der Hand, ja öfters aus dem Mun-
de, nahm;

Es scheut' und fürchtete mich nicht; es zeigt ein völliges Ver-
trauen;

Und daher kunnt ich mich nicht satt an dieses kleine Thierchen
schauen.
Jch
Der lehrende Vogel.
Der lehrende Vogel.
So oft ich, mit dem fruͤhen Tag,
Die Voͤgelchen zu fuͤttern pflag,
Jn einem kleinen Vogelhauſe, mit Tannen rings umher beſetzt:
Hab ich, an ihrer netten Bildung, an ihrer Farben Schmuck
und Pracht,

Zum Preiſe des, der ſie ſo zierlich, ſo kuͤnſtlich-bunt und ſchoͤn
gemacht,

Mit ſolcher Munterkeit begabt, ſo ſchoͤn gebildet, mich ergetzt.
Die rege Fertigkeit derſelben, das Wunder ihrer ſchnellen
Schwingen,

Der kleinen Augen ſuͤſſe Schwaͤrze, ihr Schweben, Huͤpfen,
Schlupfen, Springen,

Der kleinen Koͤpfchen hurtigs Drehn, und ungezaͤhlte Gaukeleyen,
Mit welchen ſie, faſt nimmer ſtill, ein ſie betrachtend Aug erfreuen,
Wenn ſie, bald an den ſchwauken Zweigen, die ſie durch ihre
Buͤrde biegen,

Bald uͤber-und bald unterwaͤrts, im Hangen, hin und her ſich
wiegen,

Vergnuͤgten mich recht ungemein. Vor andern aber war ein
Zeischen,

Das eben nicht beſonders ſchoͤn, indem es rauch war, wie ein
Maͤuschen,

So mich inſonderheit ergetzte. Es war ſo heimlich, und ſo zahm,
Daß es die Koſt mir aus der Hand, ja oͤfters aus dem Mun-
de, nahm;

Es ſcheut’ und fuͤrchtete mich nicht; es zeigt ein voͤlliges Ver-
trauen;

Und daher kunnt ich mich nicht ſatt an dieſes kleine Thierchen
ſchauen.
Jch
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[253/0277] Der lehrende Vogel. Der lehrende Vogel. So oft ich, mit dem fruͤhen Tag, Die Voͤgelchen zu fuͤttern pflag, Jn einem kleinen Vogelhauſe, mit Tannen rings umher beſetzt: Hab ich, an ihrer netten Bildung, an ihrer Farben Schmuck und Pracht, Zum Preiſe des, der ſie ſo zierlich, ſo kuͤnſtlich-bunt und ſchoͤn gemacht, Mit ſolcher Munterkeit begabt, ſo ſchoͤn gebildet, mich ergetzt. Die rege Fertigkeit derſelben, das Wunder ihrer ſchnellen Schwingen, Der kleinen Augen ſuͤſſe Schwaͤrze, ihr Schweben, Huͤpfen, Schlupfen, Springen, Der kleinen Koͤpfchen hurtigs Drehn, und ungezaͤhlte Gaukeleyen, Mit welchen ſie, faſt nimmer ſtill, ein ſie betrachtend Aug erfreuen, Wenn ſie, bald an den ſchwauken Zweigen, die ſie durch ihre Buͤrde biegen, Bald uͤber-und bald unterwaͤrts, im Hangen, hin und her ſich wiegen, Vergnuͤgten mich recht ungemein. Vor andern aber war ein Zeischen, Das eben nicht beſonders ſchoͤn, indem es rauch war, wie ein Maͤuschen, So mich inſonderheit ergetzte. Es war ſo heimlich, und ſo zahm, Daß es die Koſt mir aus der Hand, ja oͤfters aus dem Mun- de, nahm; Es ſcheut’ und fuͤrchtete mich nicht; es zeigt ein voͤlliges Ver- trauen; Und daher kunnt ich mich nicht ſatt an dieſes kleine Thierchen ſchauen. Jch

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/277>, abgerufen am 24.11.2024.