Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Herbst-Ueberlegungen.
Vom grünen Gras ein breiter Strich,
Durch den geschärften Pflug getrennet, abgeschnitten,
Und umgestürzet ward. Ein jeder Pflug, von weiten,
Schien einem Wagen gleich, das Feld ein allgemein,
Und nur ein einzger Weg zu seyn.
Die Treiber sahe man,
Mit weissen Kitteln angethan,
Auf schwarzen Pferden meistens reiten.
Das Pflugwerk schien sanft hinterher zu gleiten,
Und der, so es regiert, ging immer Schritt vor Schritt,
Jn immer gleichem Abstand, mit.

Auf diesem Acker bald, und bald auf einem andern,
Sah man, noch zwischen her, so manchen Sämann wandern,
Mit festem Tritt, mit reg- und milder Hand.
Sie streueten, als einen trocknen Regen,
Die Saat, auf das gerührte Land;
Auch waren hie und da die Egen,
Jn großer Menge angespannt.
Man sah auch die, bald hie, bald daher ziehn.
Durch dieses zackigte besondre Werkzeug schien,
Als ob dadurch, mit fleißigem Bemühn,
Der milden Mutter, unsrer Erde,
Der Samen eigentlich recht einverleibet werde.
"Das große Werk ist nun vollbracht;
"Der Landmann hat nunmehr sein Feld
"Auf guter Zuversicht bestellt;
"Ein mehrers stehet nicht in seiner Macht.
"Das übrige muß er vom Himmel heben,
"Das übrige muß ihm der Schöpfer geben.
Dieß dacht ich, da ich hier, so in der Fern als Nähe,
Die dunklen Felder übersehe.
Jch
Br. VI. Th. M

Herbſt-Ueberlegungen.
Vom gruͤnen Gras ein breiter Strich,
Durch den geſchaͤrften Pflug getrennet, abgeſchnitten,
Und umgeſtuͤrzet ward. Ein jeder Pflug, von weiten,
Schien einem Wagen gleich, das Feld ein allgemein,
Und nur ein einzger Weg zu ſeyn.
Die Treiber ſahe man,
Mit weiſſen Kitteln angethan,
Auf ſchwarzen Pferden meiſtens reiten.
Das Pflugwerk ſchien ſanft hinterher zu gleiten,
Und der, ſo es regiert, ging immer Schritt vor Schritt,
Jn immer gleichem Abſtand, mit.

Auf dieſem Acker bald, und bald auf einem andern,
Sah man, noch zwiſchen her, ſo manchen Saͤmann wandern,
Mit feſtem Tritt, mit reg- und milder Hand.
Sie ſtreueten, als einen trocknen Regen,
Die Saat, auf das geruͤhrte Land;
Auch waren hie und da die Egen,
Jn großer Menge angeſpannt.
Man ſah auch die, bald hie, bald daher ziehn.
Durch dieſes zackigte beſondre Werkzeug ſchien,
Als ob dadurch, mit fleißigem Bemuͤhn,
Der milden Mutter, unſrer Erde,
Der Samen eigentlich recht einverleibet werde.
„Das große Werk iſt nun vollbracht;
„Der Landmann hat nunmehr ſein Feld
„Auf guter Zuverſicht beſtellt;
„Ein mehrers ſtehet nicht in ſeiner Macht.
„Das uͤbrige muß er vom Himmel heben,
„Das uͤbrige muß ihm der Schoͤpfer geben.
Dieß dacht ich, da ich hier, ſo in der Fern als Naͤhe,
Die dunklen Felder uͤberſehe.
Jch
Br. VI. Th. M
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="11">
            <l><pb facs="#f0201" n="177"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Herb&#x017F;t-Ueberlegungen.</hi></fw><lb/>
Vom gru&#x0364;nen Gras ein breiter Strich,</l><lb/>
            <l>Durch den ge&#x017F;cha&#x0364;rften Pflug getrennet, abge&#x017F;chnitten,</l><lb/>
            <l>Und umge&#x017F;tu&#x0364;rzet ward. Ein jeder Pflug, von weiten,</l><lb/>
            <l>Schien einem Wagen gleich, das Feld ein allgemein,</l><lb/>
            <l>Und nur ein einzger Weg zu &#x017F;eyn.</l><lb/>
            <l>Die Treiber &#x017F;ahe man,</l><lb/>
            <l>Mit wei&#x017F;&#x017F;en Kitteln angethan,</l><lb/>
            <l>Auf &#x017F;chwarzen Pferden mei&#x017F;tens reiten.</l><lb/>
            <l>Das Pflugwerk &#x017F;chien &#x017F;anft hinterher zu gleiten,</l><lb/>
            <l>Und der, &#x017F;o es regiert, ging immer Schritt vor Schritt,</l><lb/>
            <l>Jn immer gleichem Ab&#x017F;tand, mit.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="12">
            <l>Auf die&#x017F;em Acker bald, und bald auf einem andern,</l><lb/>
            <l>Sah man, noch zwi&#x017F;chen her, &#x017F;o manchen Sa&#x0364;mann wandern,</l><lb/>
            <l>Mit fe&#x017F;tem Tritt, mit reg- und milder Hand.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="13">
            <l>Sie &#x017F;treueten, als einen trocknen Regen,</l><lb/>
            <l>Die Saat, auf das geru&#x0364;hrte Land;</l><lb/>
            <l>Auch waren hie und da die Egen,</l><lb/>
            <l>Jn großer Menge ange&#x017F;pannt.</l><lb/>
            <l>Man &#x017F;ah auch die, bald hie, bald daher ziehn.</l><lb/>
            <l>Durch die&#x017F;es zackigte be&#x017F;ondre Werkzeug &#x017F;chien,</l><lb/>
            <l>Als ob dadurch, mit fleißigem Bemu&#x0364;hn,</l><lb/>
            <l>Der milden Mutter, un&#x017F;rer Erde,</l><lb/>
            <l>Der Samen eigentlich recht einverleibet werde.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="14">
            <l>&#x201E;Das große Werk i&#x017F;t nun vollbracht;</l><lb/>
            <l>&#x201E;Der Landmann hat nunmehr &#x017F;ein Feld</l><lb/>
            <l>&#x201E;Auf guter Zuver&#x017F;icht be&#x017F;tellt;</l><lb/>
            <l>&#x201E;Ein mehrers &#x017F;tehet nicht in &#x017F;einer Macht.</l><lb/>
            <l>&#x201E;Das u&#x0364;brige muß er vom Himmel heben,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Das u&#x0364;brige muß ihm der Scho&#x0364;pfer geben.</l><lb/>
            <l>Dieß dacht ich, da ich hier, &#x017F;o in der Fern als Na&#x0364;he,</l><lb/>
            <l>Die dunklen Felder u&#x0364;ber&#x017F;ehe.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Br.</hi><hi rendition="#aq">VI.</hi><hi rendition="#fr">Th.</hi> M</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[177/0201] Herbſt-Ueberlegungen. Vom gruͤnen Gras ein breiter Strich, Durch den geſchaͤrften Pflug getrennet, abgeſchnitten, Und umgeſtuͤrzet ward. Ein jeder Pflug, von weiten, Schien einem Wagen gleich, das Feld ein allgemein, Und nur ein einzger Weg zu ſeyn. Die Treiber ſahe man, Mit weiſſen Kitteln angethan, Auf ſchwarzen Pferden meiſtens reiten. Das Pflugwerk ſchien ſanft hinterher zu gleiten, Und der, ſo es regiert, ging immer Schritt vor Schritt, Jn immer gleichem Abſtand, mit. Auf dieſem Acker bald, und bald auf einem andern, Sah man, noch zwiſchen her, ſo manchen Saͤmann wandern, Mit feſtem Tritt, mit reg- und milder Hand. Sie ſtreueten, als einen trocknen Regen, Die Saat, auf das geruͤhrte Land; Auch waren hie und da die Egen, Jn großer Menge angeſpannt. Man ſah auch die, bald hie, bald daher ziehn. Durch dieſes zackigte beſondre Werkzeug ſchien, Als ob dadurch, mit fleißigem Bemuͤhn, Der milden Mutter, unſrer Erde, Der Samen eigentlich recht einverleibet werde. „Das große Werk iſt nun vollbracht; „Der Landmann hat nunmehr ſein Feld „Auf guter Zuverſicht beſtellt; „Ein mehrers ſtehet nicht in ſeiner Macht. „Das uͤbrige muß er vom Himmel heben, „Das uͤbrige muß ihm der Schoͤpfer geben. Dieß dacht ich, da ich hier, ſo in der Fern als Naͤhe, Die dunklen Felder uͤberſehe. Jch Br. VI. Th. M

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/201
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/201>, abgerufen am 13.05.2024.