Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Der gestirnte Amaranth.
Jn dem weissen Amaranth. Was man ferner an ihr sieht,
Jst, daß sie, wie andre Blumen, nicht verwelkt; nein, lange
blüht.

Durch der Blätter Festigkeit, die in ihren engen Röhren,
Deren Theilchen dicht- und fester, weil sie wenig Säfte nähren,
Dauren sie, auch sonder Wasser. Eben dieser Unterscheid
Zeigt aufs neu uns offenbar, auch in der Verschiedenheit,
Daß es Gott nicht minder möglich, auch von festerem Ver-
band

Blumen uns hervor zu bringen.
Machst demnach du, liebste Blume, auch durch deinen Bau
bekannt,

Da auch du, nach Maaß und Ordnung, eingerichtet und ge-
macht;

Daß ein weises Wesen dich wunderbar hervorgebracht,
Auch, daß wir dich wohl beschauen, ja in dir auch finden
sollen,

Den allgegenwärtgen Schöpfer, und Jhm Dank und Ehre
zollen.

Da ich denn, Qvell aller Blumen, Schöpfer der gestirnten
Höhe,

Jn der kleinen Sternen Bildern, in der schönen Blumen hier,
Deiner wunderschönen Werke Lieblichkeit und Pracht und Zier,
Ja, durch meiner Seelen Auge, Dich, Herr, gleichsam selber sehe;
So erfreut sich meine Seele; es ergetzt sich mein Gemüth;
Jch verehre deine Liebe, deine Weisheit, deine Macht,
Jn Betrachtung aller Schönheit, Ordnung, Anmuth, Farb
und Pracht,

Die dich selbst zum Ursprung hat, die nur du hervorgebracht.


Herbst
Der geſtirnte Amaranth.
Jn dem weiſſen Amaranth. Was man ferner an ihr ſieht,
Jſt, daß ſie, wie andre Blumen, nicht verwelkt; nein, lange
bluͤht.

Durch der Blaͤtter Feſtigkeit, die in ihren engen Roͤhren,
Deren Theilchen dicht- und feſter, weil ſie wenig Saͤfte naͤhren,
Dauren ſie, auch ſonder Waſſer. Eben dieſer Unterſcheid
Zeigt aufs neu uns offenbar, auch in der Verſchiedenheit,
Daß es Gott nicht minder moͤglich, auch von feſterem Ver-
band

Blumen uns hervor zu bringen.
Machſt demnach du, liebſte Blume, auch durch deinen Bau
bekannt,

Da auch du, nach Maaß und Ordnung, eingerichtet und ge-
macht;

Daß ein weiſes Weſen dich wunderbar hervorgebracht,
Auch, daß wir dich wohl beſchauen, ja in dir auch finden
ſollen,

Den allgegenwaͤrtgen Schoͤpfer, und Jhm Dank und Ehre
zollen.

Da ich denn, Qvell aller Blumen, Schoͤpfer der geſtirnten
Hoͤhe,

Jn der kleinen Sternen Bildern, in der ſchoͤnen Blumen hier,
Deiner wunderſchoͤnen Werke Lieblichkeit und Pracht und Zier,
Ja, durch meiner Seelen Auge, Dich, Herr, gleichſam ſelber ſehe;
So erfreut ſich meine Seele; es ergetzt ſich mein Gemuͤth;
Jch verehre deine Liebe, deine Weisheit, deine Macht,
Jn Betrachtung aller Schoͤnheit, Ordnung, Anmuth, Farb
und Pracht,

Die dich ſelbſt zum Urſprung hat, die nur du hervorgebracht.


Herbſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0197" n="173"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der ge&#x017F;tirnte Amaranth.</hi> </fw><lb/>
            <l>Jn dem wei&#x017F;&#x017F;en Amaranth. Was man ferner an ihr &#x017F;ieht,</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t, daß &#x017F;ie, wie andre Blumen, nicht verwelkt; nein, lange<lb/><hi rendition="#et">blu&#x0364;ht.</hi></l><lb/>
            <l>Durch der Bla&#x0364;tter Fe&#x017F;tigkeit, die in ihren engen Ro&#x0364;hren,</l><lb/>
            <l>Deren Theilchen dicht- und fe&#x017F;ter, weil &#x017F;ie wenig Sa&#x0364;fte na&#x0364;hren,</l><lb/>
            <l>Dauren &#x017F;ie, auch &#x017F;onder Wa&#x017F;&#x017F;er. Eben die&#x017F;er Unter&#x017F;cheid</l><lb/>
            <l>Zeigt aufs neu uns offenbar, auch in der Ver&#x017F;chiedenheit,</l><lb/>
            <l>Daß es Gott nicht minder mo&#x0364;glich, auch von fe&#x017F;terem Ver-<lb/><hi rendition="#et">band</hi></l><lb/>
            <l>Blumen uns hervor zu bringen.</l><lb/>
            <l>Mach&#x017F;t demnach du, lieb&#x017F;te Blume, auch durch deinen Bau<lb/><hi rendition="#et">bekannt,</hi></l><lb/>
            <l>Da auch du, nach Maaß und Ordnung, eingerichtet und ge-<lb/><hi rendition="#et">macht;</hi></l><lb/>
            <l>Daß ein wei&#x017F;es We&#x017F;en dich wunderbar hervorgebracht,</l><lb/>
            <l>Auch, daß wir dich wohl be&#x017F;chauen, ja in dir auch finden<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ollen,</hi></l><lb/>
            <l>Den allgegenwa&#x0364;rtgen Scho&#x0364;pfer, und Jhm Dank und Ehre<lb/><hi rendition="#et">zollen.</hi></l><lb/>
            <l>Da ich denn, Qvell aller Blumen, Scho&#x0364;pfer der ge&#x017F;tirnten<lb/><hi rendition="#et">Ho&#x0364;he,</hi></l><lb/>
            <l>Jn der kleinen Sternen Bildern, in der &#x017F;cho&#x0364;nen Blumen hier,</l><lb/>
            <l>Deiner wunder&#x017F;cho&#x0364;nen Werke Lieblichkeit und Pracht und Zier,</l><lb/>
            <l>Ja, durch meiner Seelen Auge, Dich, Herr, gleich&#x017F;am &#x017F;elber &#x017F;ehe;</l><lb/>
            <l>So erfreut &#x017F;ich meine Seele; es ergetzt &#x017F;ich mein Gemu&#x0364;th;</l><lb/>
            <l>Jch verehre deine Liebe, deine Weisheit, deine Macht,</l><lb/>
            <l>Jn Betrachtung aller Scho&#x0364;nheit, Ordnung, Anmuth, Farb<lb/><hi rendition="#et">und Pracht,</hi></l><lb/>
            <l>Die dich &#x017F;elb&#x017F;t zum Ur&#x017F;prung hat, die nur du hervorgebracht.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Herb&#x017F;t</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0197] Der geſtirnte Amaranth. Jn dem weiſſen Amaranth. Was man ferner an ihr ſieht, Jſt, daß ſie, wie andre Blumen, nicht verwelkt; nein, lange bluͤht. Durch der Blaͤtter Feſtigkeit, die in ihren engen Roͤhren, Deren Theilchen dicht- und feſter, weil ſie wenig Saͤfte naͤhren, Dauren ſie, auch ſonder Waſſer. Eben dieſer Unterſcheid Zeigt aufs neu uns offenbar, auch in der Verſchiedenheit, Daß es Gott nicht minder moͤglich, auch von feſterem Ver- band Blumen uns hervor zu bringen. Machſt demnach du, liebſte Blume, auch durch deinen Bau bekannt, Da auch du, nach Maaß und Ordnung, eingerichtet und ge- macht; Daß ein weiſes Weſen dich wunderbar hervorgebracht, Auch, daß wir dich wohl beſchauen, ja in dir auch finden ſollen, Den allgegenwaͤrtgen Schoͤpfer, und Jhm Dank und Ehre zollen. Da ich denn, Qvell aller Blumen, Schoͤpfer der geſtirnten Hoͤhe, Jn der kleinen Sternen Bildern, in der ſchoͤnen Blumen hier, Deiner wunderſchoͤnen Werke Lieblichkeit und Pracht und Zier, Ja, durch meiner Seelen Auge, Dich, Herr, gleichſam ſelber ſehe; So erfreut ſich meine Seele; es ergetzt ſich mein Gemuͤth; Jch verehre deine Liebe, deine Weisheit, deine Macht, Jn Betrachtung aller Schoͤnheit, Ordnung, Anmuth, Farb und Pracht, Die dich ſelbſt zum Urſprung hat, die nur du hervorgebracht. Herbſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/197
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/197>, abgerufen am 14.05.2024.