Jn dem weissen Amaranth. Was man ferner an ihr sieht, Jst, daß sie, wie andre Blumen, nicht verwelkt; nein, lange blüht. Durch der Blätter Festigkeit, die in ihren engen Röhren, Deren Theilchen dicht- und fester, weil sie wenig Säfte nähren, Dauren sie, auch sonder Wasser. Eben dieser Unterscheid Zeigt aufs neu uns offenbar, auch in der Verschiedenheit, Daß es Gott nicht minder möglich, auch von festerem Ver- band Blumen uns hervor zu bringen. Machst demnach du, liebste Blume, auch durch deinen Bau bekannt, Da auch du, nach Maaß und Ordnung, eingerichtet und ge- macht; Daß ein weises Wesen dich wunderbar hervorgebracht, Auch, daß wir dich wohl beschauen, ja in dir auch finden sollen, Den allgegenwärtgen Schöpfer, und Jhm Dank und Ehre zollen. Da ich denn, Qvell aller Blumen, Schöpfer der gestirnten Höhe, Jn der kleinen Sternen Bildern, in der schönen Blumen hier, Deiner wunderschönen Werke Lieblichkeit und Pracht und Zier, Ja, durch meiner Seelen Auge, Dich, Herr, gleichsam selber sehe; So erfreut sich meine Seele; es ergetzt sich mein Gemüth; Jch verehre deine Liebe, deine Weisheit, deine Macht, Jn Betrachtung aller Schönheit, Ordnung, Anmuth, Farb und Pracht, Die dich selbst zum Ursprung hat, die nur du hervorgebracht.
Herbst
Der geſtirnte Amaranth.
Jn dem weiſſen Amaranth. Was man ferner an ihr ſieht, Jſt, daß ſie, wie andre Blumen, nicht verwelkt; nein, lange bluͤht. Durch der Blaͤtter Feſtigkeit, die in ihren engen Roͤhren, Deren Theilchen dicht- und feſter, weil ſie wenig Saͤfte naͤhren, Dauren ſie, auch ſonder Waſſer. Eben dieſer Unterſcheid Zeigt aufs neu uns offenbar, auch in der Verſchiedenheit, Daß es Gott nicht minder moͤglich, auch von feſterem Ver- band Blumen uns hervor zu bringen. Machſt demnach du, liebſte Blume, auch durch deinen Bau bekannt, Da auch du, nach Maaß und Ordnung, eingerichtet und ge- macht; Daß ein weiſes Weſen dich wunderbar hervorgebracht, Auch, daß wir dich wohl beſchauen, ja in dir auch finden ſollen, Den allgegenwaͤrtgen Schoͤpfer, und Jhm Dank und Ehre zollen. Da ich denn, Qvell aller Blumen, Schoͤpfer der geſtirnten Hoͤhe, Jn der kleinen Sternen Bildern, in der ſchoͤnen Blumen hier, Deiner wunderſchoͤnen Werke Lieblichkeit und Pracht und Zier, Ja, durch meiner Seelen Auge, Dich, Herr, gleichſam ſelber ſehe; So erfreut ſich meine Seele; es ergetzt ſich mein Gemuͤth; Jch verehre deine Liebe, deine Weisheit, deine Macht, Jn Betrachtung aller Schoͤnheit, Ordnung, Anmuth, Farb und Pracht, Die dich ſelbſt zum Urſprung hat, die nur du hervorgebracht.
Herbſt
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Der geſtirnte Amaranth.
Jn dem weiſſen Amaranth. Was man ferner an ihr ſieht,
Jſt, daß ſie, wie andre Blumen, nicht verwelkt; nein, lange
bluͤht.
Durch der Blaͤtter Feſtigkeit, die in ihren engen Roͤhren,
Deren Theilchen dicht- und feſter, weil ſie wenig Saͤfte naͤhren,
Dauren ſie, auch ſonder Waſſer. Eben dieſer Unterſcheid
Zeigt aufs neu uns offenbar, auch in der Verſchiedenheit,
Daß es Gott nicht minder moͤglich, auch von feſterem Ver-
band
Blumen uns hervor zu bringen.
Machſt demnach du, liebſte Blume, auch durch deinen Bau
bekannt,
Da auch du, nach Maaß und Ordnung, eingerichtet und ge-
macht;
Daß ein weiſes Weſen dich wunderbar hervorgebracht,
Auch, daß wir dich wohl beſchauen, ja in dir auch finden
ſollen,
Den allgegenwaͤrtgen Schoͤpfer, und Jhm Dank und Ehre
zollen.
Da ich denn, Qvell aller Blumen, Schoͤpfer der geſtirnten
Hoͤhe,
Jn der kleinen Sternen Bildern, in der ſchoͤnen Blumen hier,
Deiner wunderſchoͤnen Werke Lieblichkeit und Pracht und Zier,
Ja, durch meiner Seelen Auge, Dich, Herr, gleichſam ſelber ſehe;
So erfreut ſich meine Seele; es ergetzt ſich mein Gemuͤth;
Jch verehre deine Liebe, deine Weisheit, deine Macht,
Jn Betrachtung aller Schoͤnheit, Ordnung, Anmuth, Farb
und Pracht,
Die dich ſelbſt zum Urſprung hat, die nur du hervorgebracht.
Herbſt
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/197>, abgerufen am 14.05.2024.
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