wähnen; wird der geneigte Leser mir erlau- ben, meine eigentliche Meynung mit wenigen anzuzeigen.
Jst es wahr, wie es denn wohl nicht wird können geleugnet werden, daß alle Dinge zwo Seiten haben? Jst es ferner wahr, wie man ebenfalls zugestehen wird, daß in der Welt gutes und böses auf eine bewundernswerthe Art verbunden; so ist es nicht weniger an dem, daß es nicht zu be- greifen, wie eine solche Menge Bücher in der Welt vorhanden, welche alles Bittere, Beschwerliche, Traurige, Widrige, Laster- hafte, Gottlose, was auf unserer Erden in der That vorhanden, mit einem andächti- gen Fleiß heraus zu klauben, zusammen zu setzen, und eine so schreckhafte Abbildung von der Welt zu machen, sich bemühen, daß, wo- fern der Menschen Seelen vor ihrer Geburt derselben ansichtig würden, und es in ihrer Willkühr stünde, hinein zu treten oder nicht, sie sich vermuthlich alle sträuben, und keine mit gutem Willen in eine solche Mörderhöle, zu kommen, sich entschliessen würde.
Wann
Vorrede.
waͤhnen; wird der geneigte Leſer mir erlau- ben, meine eigentliche Meynung mit wenigen anzuzeigen.
Jſt es wahr, wie es denn wohl nicht wird koͤnnen geleugnet werden, daß alle Dinge zwo Seiten haben? Jſt es ferner wahr, wie man ebenfalls zugeſtehen wird, daß in der Welt gutes und boͤſes auf eine bewundernswerthe Art verbunden; ſo iſt es nicht weniger an dem, daß es nicht zu be- greifen, wie eine ſolche Menge Buͤcher in der Welt vorhanden, welche alles Bittere, Beſchwerliche, Traurige, Widrige, Laſter- hafte, Gottloſe, was auf unſerer Erden in der That vorhanden, mit einem andaͤchti- gen Fleiß heraus zu klauben, zuſammen zu ſetzen, und eine ſo ſchreckhafte Abbildung von der Welt zu machen, ſich bemuͤhen, daß, wo- fern der Menſchen Seelen vor ihrer Geburt derſelben anſichtig wuͤrden, und es in ihrer Willkuͤhr ſtuͤnde, hinein zu treten oder nicht, ſie ſich vermuthlich alle ſtraͤuben, und keine mit gutem Willen in eine ſolche Moͤrderhoͤle, zu kommen, ſich entſchlieſſen wuͤrde.
Wann
<TEI><text><front><divtype="preface"n="1"><p><pbfacs="#f0014"/><fwplace="top"type="header">Vorrede.</fw><lb/>
waͤhnen; wird der geneigte Leſer mir erlau-<lb/>
ben, meine eigentliche Meynung mit wenigen<lb/>
anzuzeigen.</p><lb/><p>Jſt es wahr, wie es denn wohl nicht<lb/>
wird koͤnnen geleugnet werden, daß alle<lb/>
Dinge zwo Seiten haben? Jſt es ferner<lb/>
wahr, wie man ebenfalls zugeſtehen wird,<lb/>
daß in der Welt gutes und boͤſes auf eine<lb/>
bewundernswerthe Art verbunden; ſo iſt es<lb/>
nicht weniger an dem, daß es nicht zu be-<lb/>
greifen, wie eine ſolche Menge Buͤcher in<lb/>
der Welt vorhanden, welche alles Bittere,<lb/>
Beſchwerliche, Traurige, Widrige, Laſter-<lb/>
hafte, Gottloſe, was auf unſerer Erden in<lb/>
der That vorhanden, mit einem andaͤchti-<lb/>
gen Fleiß heraus zu klauben, zuſammen zu<lb/>ſetzen, und eine ſo ſchreckhafte Abbildung von<lb/>
der Welt zu machen, ſich bemuͤhen, daß, wo-<lb/>
fern der Menſchen Seelen vor ihrer Geburt<lb/>
derſelben anſichtig wuͤrden, und es in ihrer<lb/>
Willkuͤhr ſtuͤnde, hinein zu treten oder nicht,<lb/>ſie ſich vermuthlich alle ſtraͤuben, und keine<lb/>
mit gutem Willen in eine ſolche Moͤrderhoͤle,<lb/>
zu kommen, ſich entſchlieſſen wuͤrde.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Wann</fw><lb/></div></front></text></TEI>
[0014]
Vorrede.
waͤhnen; wird der geneigte Leſer mir erlau-
ben, meine eigentliche Meynung mit wenigen
anzuzeigen.
Jſt es wahr, wie es denn wohl nicht
wird koͤnnen geleugnet werden, daß alle
Dinge zwo Seiten haben? Jſt es ferner
wahr, wie man ebenfalls zugeſtehen wird,
daß in der Welt gutes und boͤſes auf eine
bewundernswerthe Art verbunden; ſo iſt es
nicht weniger an dem, daß es nicht zu be-
greifen, wie eine ſolche Menge Buͤcher in
der Welt vorhanden, welche alles Bittere,
Beſchwerliche, Traurige, Widrige, Laſter-
hafte, Gottloſe, was auf unſerer Erden in
der That vorhanden, mit einem andaͤchti-
gen Fleiß heraus zu klauben, zuſammen zu
ſetzen, und eine ſo ſchreckhafte Abbildung von
der Welt zu machen, ſich bemuͤhen, daß, wo-
fern der Menſchen Seelen vor ihrer Geburt
derſelben anſichtig wuͤrden, und es in ihrer
Willkuͤhr ſtuͤnde, hinein zu treten oder nicht,
ſie ſich vermuthlich alle ſtraͤuben, und keine
mit gutem Willen in eine ſolche Moͤrderhoͤle,
zu kommen, ſich entſchlieſſen wuͤrde.
Wann
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/14>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.