Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Wasergraben.
Jn der klaren Fluthen Spiegel,
Jst der Schmuck bebüschter Hügel,
Durch den grünen Wiederschein,
So natürlich, deutlich, rein
Vorgestellt, nicht minder schön,
Als das Urbild selbst zu sehn.
Ja es scheint dieß klare Grün
Fast dem Urbild vorzuziehn,
Da die holde Schilderey,
Vom Gebüsche, Laub und Gras,
Durch des Wassers klare Glätte,
Anders nicht den Blicken schien,
Als wenn man ein klares Glas
Ueber sie geleget hätte,
Dessen Klarheit ihre Pracht
Schöner, als das Urbild, macht[.]
Diese Schönheit rührte mich,
So daß ich mich inniglich
Zu der Schönheit Schöpfer lenkte,
Und ihm dankte, daß er mir,
Zu Betrachtung dieser Zier,
So Vertand, als Augen, schenkte.


Schat-
Waſergraben.
Jn der klaren Fluthen Spiegel,
Jſt der Schmuck bebuͤſchter Huͤgel,
Durch den gruͤnen Wiederſchein,
So natuͤrlich, deutlich, rein
Vorgeſtellt, nicht minder ſchoͤn,
Als das Urbild ſelbſt zu ſehn.
Ja es ſcheint dieß klare Gruͤn
Faſt dem Urbild vorzuziehn,
Da die holde Schilderey,
Vom Gebuͤſche, Laub und Gras,
Durch des Waſſers klare Glaͤtte,
Anders nicht den Blicken ſchien,
Als wenn man ein klares Glas
Ueber ſie geleget haͤtte,
Deſſen Klarheit ihre Pracht
Schoͤner, als das Urbild, macht[.]
Dieſe Schoͤnheit ruͤhrte mich,
So daß ich mich inniglich
Zu der Schoͤnheit Schoͤpfer lenkte,
Und ihm dankte, daß er mir,
Zu Betrachtung dieſer Zier,
So Vertand, als Augen, ſchenkte.


Schat-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0128" n="104"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Wa&#x017F;ergraben.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="54">
            <l>Jn der klaren Fluthen Spiegel,</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t der Schmuck bebu&#x0364;&#x017F;chter Hu&#x0364;gel,</l><lb/>
            <l>Durch den gru&#x0364;nen Wieder&#x017F;chein,</l><lb/>
            <l>So natu&#x0364;rlich, deutlich, rein</l><lb/>
            <l>Vorge&#x017F;tellt, nicht minder &#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
            <l>Als das Urbild &#x017F;elb&#x017F;t zu &#x017F;ehn.</l><lb/>
            <l>Ja es &#x017F;cheint dieß klare Gru&#x0364;n</l><lb/>
            <l>Fa&#x017F;t dem Urbild vorzuziehn,</l><lb/>
            <l>Da die holde Schilderey,</l><lb/>
            <l>Vom Gebu&#x0364;&#x017F;che, Laub und Gras,</l><lb/>
            <l>Durch des Wa&#x017F;&#x017F;ers klare Gla&#x0364;tte,</l><lb/>
            <l>Anders nicht den Blicken &#x017F;chien,</l><lb/>
            <l>Als wenn man ein klares Glas</l><lb/>
            <l>Ueber &#x017F;ie geleget ha&#x0364;tte,</l><lb/>
            <l>De&#x017F;&#x017F;en Klarheit ihre Pracht</l><lb/>
            <l>Scho&#x0364;ner, als das Urbild, macht<supplied>.</supplied></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="55">
            <l>Die&#x017F;e Scho&#x0364;nheit ru&#x0364;hrte mich,</l><lb/>
            <l>So daß ich mich inniglich</l><lb/>
            <l>Zu der Scho&#x0364;nheit Scho&#x0364;pfer lenkte,</l><lb/>
            <l>Und ihm dankte, daß er mir,</l><lb/>
            <l>Zu Betrachtung die&#x017F;er Zier,</l><lb/>
            <l>So Vertand, als Augen, &#x017F;chenkte.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Schat-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0128] Waſergraben. Jn der klaren Fluthen Spiegel, Jſt der Schmuck bebuͤſchter Huͤgel, Durch den gruͤnen Wiederſchein, So natuͤrlich, deutlich, rein Vorgeſtellt, nicht minder ſchoͤn, Als das Urbild ſelbſt zu ſehn. Ja es ſcheint dieß klare Gruͤn Faſt dem Urbild vorzuziehn, Da die holde Schilderey, Vom Gebuͤſche, Laub und Gras, Durch des Waſſers klare Glaͤtte, Anders nicht den Blicken ſchien, Als wenn man ein klares Glas Ueber ſie geleget haͤtte, Deſſen Klarheit ihre Pracht Schoͤner, als das Urbild, macht. Dieſe Schoͤnheit ruͤhrte mich, So daß ich mich inniglich Zu der Schoͤnheit Schoͤpfer lenkte, Und ihm dankte, daß er mir, Zu Betrachtung dieſer Zier, So Vertand, als Augen, ſchenkte. Schat-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/128
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/128>, abgerufen am 12.05.2024.