Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Das unverhofte Grün. Nicht auszudrücken ist die Lust, die ich verspühre, Sprach er, wenn ich, schon früh' um viere Der Blumen ungezehlte Zahl Jm von der fühen Sonnen Strahl Gefärbt- und gantz durchdrungnen Thau Jn einem himmlischen, nicht ird'schen, Firniß schau. Jch fühle, wie so denn die allgemeine Stille, Die dann die Welt beherrscht, auch mein Gemüth erfülle. Dieß ist die schönste Zeit, diß sind die schönsten Stunden! Nur dauret mich, daß sie von Menschen auf der Erden So wenig nur empfunden Und mehrentheils verschlaffen werden. Wir traureten und freuten uns mit ihm. Hierauf kan man von ungefehr Von neuem auf der Blumen-Heer: Man sprach: Bewunderns wehrt ist, da der Blumen Pracht Jn allen Farben glimmt, daß die Natur von ihnen Doch keine grün gemacht. Wir andern stimmten bey Und dachten, daß dem Laub' und Gras' allein im Grünen Zu gläntzen vorbehalten sey. Drauf ging, mit sanften Schritten, Herr Böckelmann von uns, kam aber bald hernach, Mit ja so sanften Schritten, wieder; Und, sonder daß er etwas sprach, So legt' er in der Mitten Auf unsern Tisch drey grüne Blumen nieder, Wodurch er, daß wir uns geirrt Uns überzeuglich überführte. Wir
Das unverhofte Gruͤn. Nicht auszudruͤcken iſt die Luſt, die ich verſpuͤhre, Sprach er, wenn ich, ſchon fruͤh’ um viere Der Blumen ungezehlte Zahl Jm von der fuͤhen Sonnen Strahl Gefaͤrbt- und gantz durchdrungnen Thau Jn einem himmliſchen, nicht ird’ſchen, Firniß ſchau. Jch fuͤhle, wie ſo denn die allgemeine Stille, Die dann die Welt beherrſcht, auch mein Gemuͤth erfuͤlle. Dieß iſt die ſchoͤnſte Zeit, diß ſind die ſchoͤnſten Stunden! Nur dauret mich, daß ſie von Menſchen auf der Erden So wenig nur empfunden Und mehrentheils verſchlaffen werden. Wir traureten und freuten uns mit ihm. Hierauf kan man von ungefehr Von neuem auf der Blumen-Heer: Man ſprach: Bewunderns wehrt iſt, da der Blumen Pracht Jn allen Farben glimmt, daß die Natur von ihnen Doch keine gruͤn gemacht. Wir andern ſtimmten bey Und dachten, daß dem Laub’ und Graſ’ allein im Gruͤnen Zu glaͤntzen vorbehalten ſey. Drauf ging, mit ſanften Schritten, Herr Boͤckelmann von uns, kam aber bald hernach, Mit ja ſo ſanften Schritten, wieder; Und, ſonder daß er etwas ſprach, So legt’ er in der Mitten Auf unſern Tiſch drey gruͤne Blumen nieder, Wodurch er, daß wir uns geirrt Uns uͤberzeuglich uͤberfuͤhrte. Wir
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Das unverhofte Gruͤn.
Nicht auszudruͤcken iſt die Luſt, die ich verſpuͤhre,
Sprach er, wenn ich, ſchon fruͤh’ um viere
Der Blumen ungezehlte Zahl
Jm von der fuͤhen Sonnen Strahl
Gefaͤrbt- und gantz durchdrungnen Thau
Jn einem himmliſchen, nicht ird’ſchen, Firniß ſchau.
Jch fuͤhle, wie ſo denn die allgemeine Stille,
Die dann die Welt beherrſcht, auch mein Gemuͤth erfuͤlle.
Dieß iſt die ſchoͤnſte Zeit, diß ſind die ſchoͤnſten Stunden!
Nur dauret mich, daß ſie von Menſchen auf der Erden
So wenig nur empfunden
Und mehrentheils verſchlaffen werden.
Wir traureten und freuten uns mit ihm.
Hierauf kan man von ungefehr
Von neuem auf der Blumen-Heer:
Man ſprach: Bewunderns wehrt iſt, da der Blumen
Pracht
Jn allen Farben glimmt, daß die Natur von ihnen
Doch keine gruͤn gemacht.
Wir andern ſtimmten bey
Und dachten, daß dem Laub’ und Graſ’ allein im Gruͤnen
Zu glaͤntzen vorbehalten ſey.
Drauf ging, mit ſanften Schritten,
Herr Boͤckelmann von uns, kam aber bald hernach,
Mit ja ſo ſanften Schritten, wieder;
Und, ſonder daß er etwas ſprach,
So legt’ er in der Mitten
Auf unſern Tiſch drey gruͤne Blumen nieder,
Wodurch er, daß wir uns geirrt
Uns uͤberzeuglich uͤberfuͤhrte.
Wir
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