Man siehet zwar auch oftermahls im Lentzen, Daß, in nicht aufgeklärter Luft, Ein allgemeiner Duft Des Himmels heitres Blau, der Sonnen Gläntzen Bedecket und verhüllet Und unsern gantzen Kreis der Luft erfüllet; Es färben sich die Wolcken falb' und grau: Doch zeigt ein solches Falbes sich Nicht, wie im Sommer, fürchterlich; Es mischet sich ein klares Blau Jn diese Dunckelheit, Dadurch vergnügt so dann ein dämmricht Licht Und trübe Klarheit das Gesicht, Jndem die fette Fruchtbarkeit Jn diesem zarten Duft fast sichtbarlich zu sehn; Und, weil zugleich die still und glatte Flut, Die bey der stillen Luft, glatt, wie ein Spiegel, ruht, Die sanfte Dämmerung am Himmel, gleichfals schön, Jn einem klaren Wiederschein, Uns deutlich zeigt; so ist ein stilles duftigs Wesen So dann fast allgemein, Und thut den Augen wol, Ja macht zugleich mit einer sanften Lust Blut, Hertz und Brust Von einer süssen Anmuth voll.
Es
Truͤbe Luft im Fruͤhling.
Truͤbe Luft im Fruͤhling.
Man ſiehet zwar auch oftermahls im Lentzen, Daß, in nicht aufgeklaͤrter Luft, Ein allgemeiner Duft Des Himmels heitres Blau, der Sonnen Glaͤntzen Bedecket und verhuͤllet Und unſern gantzen Kreis der Luft erfuͤllet; Es faͤrben ſich die Wolcken falb’ und grau: Doch zeigt ein ſolches Falbes ſich Nicht, wie im Sommer, fuͤrchterlich; Es miſchet ſich ein klares Blau Jn dieſe Dunckelheit, Dadurch vergnuͤgt ſo dann ein daͤmmricht Licht Und truͤbe Klarheit das Geſicht, Jndem die fette Fruchtbarkeit Jn dieſem zarten Duft faſt ſichtbarlich zu ſehn; Und, weil zugleich die ſtill und glatte Flut, Die bey der ſtillen Luft, glatt, wie ein Spiegel, ruht, Die ſanfte Daͤmmerung am Himmel, gleichfals ſchoͤn, Jn einem klaren Wiederſchein, Uns deutlich zeigt; ſo iſt ein ſtilles duftigs Weſen So dann faſt allgemein, Und thut den Augen wol, Ja macht zugleich mit einer ſanften Luſt Blut, Hertz und Bruſt Von einer ſuͤſſen Anmuth voll.
Es
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0058"n="42"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Truͤbe Luft im Fruͤhling.</hi></fw><lb/><lgtype="poem"><head><hirendition="#b">Truͤbe Luft im Fruͤhling.</hi></head><lb/><l><hirendition="#in">M</hi>an ſiehet zwar auch oftermahls im Lentzen,</l><lb/><l>Daß, in nicht aufgeklaͤrter Luft,</l><lb/><l>Ein allgemeiner Duft</l><lb/><l>Des Himmels heitres Blau, der Sonnen Glaͤntzen</l><lb/><l>Bedecket und verhuͤllet</l><lb/><l>Und unſern gantzen Kreis der Luft erfuͤllet;</l><lb/><l>Es faͤrben ſich die Wolcken falb’ und grau:</l><lb/><l>Doch zeigt ein ſolches Falbes ſich</l><lb/><l>Nicht, wie im Sommer, fuͤrchterlich;</l><lb/><l>Es miſchet ſich ein klares Blau</l><lb/><l>Jn dieſe Dunckelheit,</l><lb/><l>Dadurch vergnuͤgt ſo dann ein daͤmmricht Licht</l><lb/><l>Und truͤbe Klarheit das Geſicht,</l><lb/><l>Jndem die fette Fruchtbarkeit</l><lb/><l>Jn dieſem zarten Duft faſt ſichtbarlich zu ſehn;</l><lb/><l>Und, weil zugleich die ſtill und glatte Flut,</l><lb/><l>Die bey der ſtillen Luft, glatt, wie ein Spiegel, ruht,</l><lb/><l>Die ſanfte Daͤmmerung am Himmel, gleichfals ſchoͤn,</l><lb/><l>Jn einem klaren Wiederſchein,</l><lb/><l>Uns deutlich zeigt; ſo iſt ein ſtilles duftigs Weſen</l><lb/><l>So dann faſt allgemein,</l><lb/><l>Und thut den Augen wol,</l><lb/><l>Ja macht zugleich mit einer ſanften Luſt</l><lb/><l>Blut, Hertz und Bruſt</l><lb/><l>Von einer ſuͤſſen Anmuth voll.</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Es</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[42/0058]
Truͤbe Luft im Fruͤhling.
Truͤbe Luft im Fruͤhling.
Man ſiehet zwar auch oftermahls im Lentzen,
Daß, in nicht aufgeklaͤrter Luft,
Ein allgemeiner Duft
Des Himmels heitres Blau, der Sonnen Glaͤntzen
Bedecket und verhuͤllet
Und unſern gantzen Kreis der Luft erfuͤllet;
Es faͤrben ſich die Wolcken falb’ und grau:
Doch zeigt ein ſolches Falbes ſich
Nicht, wie im Sommer, fuͤrchterlich;
Es miſchet ſich ein klares Blau
Jn dieſe Dunckelheit,
Dadurch vergnuͤgt ſo dann ein daͤmmricht Licht
Und truͤbe Klarheit das Geſicht,
Jndem die fette Fruchtbarkeit
Jn dieſem zarten Duft faſt ſichtbarlich zu ſehn;
Und, weil zugleich die ſtill und glatte Flut,
Die bey der ſtillen Luft, glatt, wie ein Spiegel, ruht,
Die ſanfte Daͤmmerung am Himmel, gleichfals ſchoͤn,
Jn einem klaren Wiederſchein,
Uns deutlich zeigt; ſo iſt ein ſtilles duftigs Weſen
So dann faſt allgemein,
Und thut den Augen wol,
Ja macht zugleich mit einer ſanften Luſt
Blut, Hertz und Bruſt
Von einer ſuͤſſen Anmuth voll.
Es
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/58>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.