Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Schluß. Des alle Dinge färbenden und selbst so bunt-gefärbten Lentzen, Jn mehr als hundert tausend Farben, zumahl in Grünen, sehe gläntzen; So seh ich so viel Wunder-Dinge, aus allen Orten jetzt entspriessen, (Da recht ein würcklich Wunder-Heer, aus Wasser, Luft und Erde qvillt) Das ihre mannigfache Zier und Pracht mein gantzes Wesen füllt. Jch fühle mein gefülltes Hertz von Anmuth gleichsam überfliessen. Dabey fällt, mitten in der Lust, der wohl gemeinte Wunsch mir ein: Ach, wär bey allgemeiner Schönheit der Welt, die Lust auch allgemein! Jch wiederhohle denn zum Schluß, bey meiner oft geführ- ten Klage Ob unsrer Unempfindlichkeit, die euch vielleicht verhasste Frage: "Da die Natur an tausend Orten, wie ihr es allenthalben höret, "Zugleich auch allenthalben seht, daß in der Wercke Schmuck und Schein, "Sie unsern Schöpfer deutlich zeigt, auch daß, ja was er ist, uns lehrt; "Wie kann man blind bey ihrer Schönheit, und taub bey ihrer Lehre seyn? ENDE. [Abbildung]
Regi-
Schluß. Des alle Dinge faͤrbenden und ſelbſt ſo bunt-gefaͤrbten Lentzen, Jn mehr als hundert tauſend Farben, zumahl in Gruͤnen, ſehe glaͤntzen; So ſeh ich ſo viel Wunder-Dinge, aus allen Orten jetzt entſprieſſen, (Da recht ein wuͤrcklich Wunder-Heer, aus Waſſer, Luft und Erde qvillt) Das ihre mannigfache Zier und Pracht mein gantzes Weſen fuͤllt. Jch fuͤhle mein gefuͤlltes Hertz von Anmuth gleichſam uͤberflieſſen. Dabey faͤllt, mitten in der Luſt, der wohl gemeinte Wunſch mir ein: Ach, waͤr bey allgemeiner Schoͤnheit der Welt, die Luſt auch allgemein! Jch wiederhohle denn zum Schluß, bey meiner oft gefuͤhr- ten Klage Ob unſrer Unempfindlichkeit, die euch vielleicht verhaſſte Frage: „Da die Natur an tauſend Orten, wie ihr es allenthalben hoͤret, „Zugleich auch allenthalben ſeht, daß in der Wercke Schmuck und Schein, „Sie unſern Schoͤpfer deutlich zeigt, auch daß, ja was er iſt, uns lehrt; „Wie kann man blind bey ihrer Schoͤnheit, und taub bey ihrer Lehre ſeyn? ENDE. [Abbildung]
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Schluß.
Des alle Dinge faͤrbenden und ſelbſt ſo bunt-gefaͤrbten
Lentzen,
Jn mehr als hundert tauſend Farben, zumahl in Gruͤnen,
ſehe glaͤntzen;
So ſeh ich ſo viel Wunder-Dinge, aus allen Orten jetzt
entſprieſſen,
(Da recht ein wuͤrcklich Wunder-Heer, aus Waſſer, Luft
und Erde qvillt)
Das ihre mannigfache Zier und Pracht mein gantzes
Weſen fuͤllt.
Jch fuͤhle mein gefuͤlltes Hertz von Anmuth gleichſam
uͤberflieſſen.
Dabey faͤllt, mitten in der Luſt, der wohl gemeinte Wunſch
mir ein:
Ach, waͤr bey allgemeiner Schoͤnheit der Welt, die Luſt auch
allgemein!
Jch wiederhohle denn zum Schluß, bey meiner oft gefuͤhr-
ten Klage
Ob unſrer Unempfindlichkeit, die euch vielleicht verhaſſte
Frage:
„Da die Natur an tauſend Orten, wie ihr es allenthalben
hoͤret,
„Zugleich auch allenthalben ſeht, daß in der Wercke Schmuck
und Schein,
„Sie unſern Schoͤpfer deutlich zeigt, auch daß, ja was er iſt,
uns lehrt;
„Wie kann man blind bey ihrer Schoͤnheit, und taub bey ihrer
Lehre ſeyn?
ENDE.
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