Der aufgeqvollnen Knospen-Menge, Mit ihren theils erst halb-theils schon gebohrnen Kindern, Formirten in der Luft ein duftiges Gepränge, Ein grünliches Gewölck, ein angenehm Gewirre. Es gleichet alles fast geflochtnen grünen Netzen, Jn welchen man, mit lieblichem Geschwirre, Die Vögel fliegen sieht, und sich und uns ergetzen. Dieß junge grüne nun, zusammt der Pracht der Blüthe Erfüllete mit Lust und Andacht mein Gemühte. Jch kehrte mich demnach, mit höchst erfreutem Sinn, Zum Ursprung aller Pracht, zum grossen Schöpfer hin; Besunge seine Macht, voll froher Danckbarkeit, Und wuste mich für Anmuth kaum zu fassen, Daß er die holde Frühlings-Zeit Mich abermahl erleben lassen. Ach! rief ich, möcht' ich das, was, blos durch dich, so schön, Mit nimmer satter Lust, dir oft zu Ehren, sehn!
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Früh-
Wirckung des Regens im Fruͤhling.
Der aufgeqvollnen Knoſpen-Menge, Mit ihren theils erſt halb-theils ſchon gebohrnen Kindern, Formirten in der Luft ein duftiges Gepraͤnge, Ein gruͤnliches Gewoͤlck, ein angenehm Gewirre. Es gleichet alles faſt geflochtnen gruͤnen Netzen, Jn welchen man, mit lieblichem Geſchwirre, Die Voͤgel fliegen ſieht, und ſich und uns ergetzen. Dieß junge gruͤne nun, zuſammt der Pracht der Bluͤthe Erfuͤllete mit Luſt und Andacht mein Gemuͤhte. Jch kehrte mich demnach, mit hoͤchſt erfreutem Sinn, Zum Urſprung aller Pracht, zum groſſen Schoͤpfer hin; Beſunge ſeine Macht, voll froher Danckbarkeit, Und wuſte mich fuͤr Anmuth kaum zu faſſen, Daß er die holde Fruͤhlings-Zeit Mich abermahl erleben laſſen. Ach! rief ich, moͤcht’ ich das, was, blos durch dich, ſo ſchoͤn, Mit nimmer ſatter Luſt, dir oft zu Ehren, ſehn!
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Fruͤh-
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Wirckung des Regens im Fruͤhling.
Der aufgeqvollnen Knoſpen-Menge,
Mit ihren theils erſt halb-theils ſchon gebohrnen Kindern,
Formirten in der Luft ein duftiges Gepraͤnge,
Ein gruͤnliches Gewoͤlck, ein angenehm Gewirre.
Es gleichet alles faſt geflochtnen gruͤnen Netzen,
Jn welchen man, mit lieblichem Geſchwirre,
Die Voͤgel fliegen ſieht, und ſich und uns ergetzen.
Dieß junge gruͤne nun, zuſammt der Pracht der Bluͤthe
Erfuͤllete mit Luſt und Andacht mein Gemuͤhte.
Jch kehrte mich demnach, mit hoͤchſt erfreutem Sinn,
Zum Urſprung aller Pracht, zum groſſen Schoͤpfer hin;
Beſunge ſeine Macht, voll froher Danckbarkeit,
Und wuſte mich fuͤr Anmuth kaum zu faſſen,
Daß er die holde Fruͤhlings-Zeit
Mich abermahl erleben laſſen.
Ach! rief ich, moͤcht’ ich das, was, blos durch dich, ſo ſchoͤn,
Mit nimmer ſatter Luſt, dir oft zu Ehren, ſehn!
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Fruͤh-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/50>, abgerufen am 19.07.2024.
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