Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Neu-Jahrs Gedichte.
Daß die Sonn' jetzt lieblich scheint, da es stürmen könnt' und
blitzen,

Stammt entweder gantz gewiß von der ersten Ordnung ab,
Da der Schöpfer allen Cörpern eine solche Regel gab,
Daß, aus einer festen Folge der Natur, zu dieser Zeit,
Unser Himmel gläntzt und pranget in entwölckter Heiterkeit;
Oder dieses schöne Wetter und der heut'ge Sonnen-Schein
Müste durch ein Wunder-Werck kommen und entstanden
seyn.

Beides zeigt des Schöpfers Macht, Lieb' und weise Vorsorg
an.

Jn dem ersten Fall erhellt,
Daß, da sein allwissend Aug' alles übersehen kann,
Er, bey der Zusammensetzung und der Anlag' unsrer Welt,
Alles, was aus dieser Mischung bis zum heut'gen Tag' ent-
stehen,

Fliessen und geschehen würde, schon mit einem Blick gesehen;
Also, daß schon, in der That,
GOTT, vor so viel tausend Jahren,
Vor die Wittrungen, die wir überkommen und erfahren,
Jn der Ordnung der Natur allbereit gesorget hat.
Jst nun, nach dem letzten Fall, dieses Tages Sonnen-Strahl
Ueber der Natur Gesetz, durch ein Wunder-Werck
entstanden,

Welches GOtt nur zuzuschreiben; so ist gleichfals abermahl
GOTTES Vorsorg überzeuglich, sonder Wiederspruch
verhanden.
Wenn wir nun noch fernerhin auch die Handlungen
besehn,

Welche aus dem freyen Willen denckender Geschöpf'
entstehn,
Oder
C c 3
Neu-Jahrs Gedichte.
Daß die Sonn’ jetzt lieblich ſcheint, da es ſtuͤrmen koͤnnt’ und
blitzen,

Stammt entweder gantz gewiß von der erſten Ordnung ab,
Da der Schoͤpfer allen Coͤrpern eine ſolche Regel gab,
Daß, aus einer feſten Folge der Natur, zu dieſer Zeit,
Unſer Himmel glaͤntzt und pranget in entwoͤlckter Heiterkeit;
Oder dieſes ſchoͤne Wetter und der heut’ge Sonnen-Schein
Muͤſte durch ein Wunder-Werck kommen und entſtanden
ſeyn.

Beides zeigt des Schoͤpfers Macht, Lieb’ und weiſe Vorſorg
an.

Jn dem erſten Fall erhellt,
Daß, da ſein allwiſſend Aug’ alles uͤberſehen kann,
Er, bey der Zuſammenſetzung und der Anlag’ unſrer Welt,
Alles, was aus dieſer Miſchung bis zum heut’gen Tag’ ent-
ſtehen,

Flieſſen und geſchehen wuͤrde, ſchon mit einem Blick geſehen;
Alſo, daß ſchon, in der That,
GOTT, vor ſo viel tauſend Jahren,
Vor die Wittrungen, die wir uͤberkommen und erfahren,
Jn der Ordnung der Natur allbereit geſorget hat.
Jſt nun, nach dem letzten Fall, dieſes Tages Sonnen-Strahl
Ueber der Natur Geſetz, durch ein Wunder-Werck
entſtanden,

Welches GOtt nur zuzuſchreiben; ſo iſt gleichfals abermahl
GOTTES Vorſorg uͤberzeuglich, ſonder Wiederſpruch
verhanden.
Wenn wir nun noch fernerhin auch die Handlungen
beſehn,

Welche aus dem freyen Willen denckender Geſchoͤpf’
entſtehn,
Oder
C c 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0421" n="405"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Neu-Jahrs Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="17">
            <l>Daß die Sonn&#x2019; jetzt lieblich &#x017F;cheint, da es &#x017F;tu&#x0364;rmen ko&#x0364;nnt&#x2019; und<lb/><hi rendition="#et">blitzen,</hi></l><lb/>
            <l>Stammt entweder gantz gewiß von der er&#x017F;ten Ordnung ab,</l><lb/>
            <l>Da der Scho&#x0364;pfer allen Co&#x0364;rpern eine &#x017F;olche Regel gab,</l><lb/>
            <l>Daß, <hi rendition="#fr">aus einer fe&#x017F;ten Folge der Natur,</hi> zu die&#x017F;er Zeit,</l><lb/>
            <l>Un&#x017F;er Himmel gla&#x0364;ntzt und pranget in entwo&#x0364;lckter Heiterkeit;</l><lb/>
            <l>Oder die&#x017F;es &#x017F;cho&#x0364;ne Wetter und der heut&#x2019;ge Sonnen-Schein</l><lb/>
            <l>Mu&#x0364;&#x017F;te durch ein Wunder-Werck kommen und ent&#x017F;tanden<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;eyn.</hi></l><lb/>
            <l>Beides zeigt des Scho&#x0364;pfers Macht, Lieb&#x2019; und wei&#x017F;e Vor&#x017F;org<lb/><hi rendition="#et">an.</hi></l><lb/>
            <l>Jn dem er&#x017F;ten Fall erhellt,</l><lb/>
            <l>Daß, da &#x017F;ein allwi&#x017F;&#x017F;end Aug&#x2019; alles u&#x0364;ber&#x017F;ehen kann,</l><lb/>
            <l>Er, bey der Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung und der Anlag&#x2019; un&#x017F;rer Welt,</l><lb/>
            <l>Alles, was aus die&#x017F;er Mi&#x017F;chung bis zum heut&#x2019;gen Tag&#x2019; ent-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tehen,</hi></l><lb/>
            <l>Flie&#x017F;&#x017F;en und ge&#x017F;chehen wu&#x0364;rde, &#x017F;chon mit einem Blick ge&#x017F;ehen;</l><lb/>
            <l>Al&#x017F;o, daß &#x017F;chon, in der That,</l><lb/>
            <l>GOTT, vor &#x017F;o viel tau&#x017F;end Jahren,</l><lb/>
            <l>Vor die Wittrungen, die wir u&#x0364;berkommen und erfahren,</l><lb/>
            <l>Jn der Ordnung der Natur allbereit ge&#x017F;orget hat.</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t nun, nach dem letzten Fall, die&#x017F;es Tages Sonnen-Strahl<lb/><hi rendition="#fr">Ueber der Natur Ge&#x017F;etz,</hi> durch ein <hi rendition="#fr">Wunder-Werck</hi><lb/><hi rendition="#et">ent&#x017F;tanden,</hi></l><lb/>
            <l>Welches GOtt nur zuzu&#x017F;chreiben; &#x017F;o i&#x017F;t gleichfals abermahl</l><lb/>
            <l>GOTTES Vor&#x017F;org u&#x0364;berzeuglich, &#x017F;onder Wieder&#x017F;pruch<lb/><hi rendition="#et">verhanden.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="18">
            <l>Wenn wir nun noch fernerhin auch die Handlungen<lb/><hi rendition="#et">be&#x017F;ehn,</hi></l><lb/>
            <l>Welche aus dem <hi rendition="#fr">freyen Willen denckender Ge&#x017F;cho&#x0364;pf&#x2019;</hi><lb/><hi rendition="#et">ent&#x017F;tehn,</hi></l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">C c 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Oder</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[405/0421] Neu-Jahrs Gedichte. Daß die Sonn’ jetzt lieblich ſcheint, da es ſtuͤrmen koͤnnt’ und blitzen, Stammt entweder gantz gewiß von der erſten Ordnung ab, Da der Schoͤpfer allen Coͤrpern eine ſolche Regel gab, Daß, aus einer feſten Folge der Natur, zu dieſer Zeit, Unſer Himmel glaͤntzt und pranget in entwoͤlckter Heiterkeit; Oder dieſes ſchoͤne Wetter und der heut’ge Sonnen-Schein Muͤſte durch ein Wunder-Werck kommen und entſtanden ſeyn. Beides zeigt des Schoͤpfers Macht, Lieb’ und weiſe Vorſorg an. Jn dem erſten Fall erhellt, Daß, da ſein allwiſſend Aug’ alles uͤberſehen kann, Er, bey der Zuſammenſetzung und der Anlag’ unſrer Welt, Alles, was aus dieſer Miſchung bis zum heut’gen Tag’ ent- ſtehen, Flieſſen und geſchehen wuͤrde, ſchon mit einem Blick geſehen; Alſo, daß ſchon, in der That, GOTT, vor ſo viel tauſend Jahren, Vor die Wittrungen, die wir uͤberkommen und erfahren, Jn der Ordnung der Natur allbereit geſorget hat. Jſt nun, nach dem letzten Fall, dieſes Tages Sonnen-Strahl Ueber der Natur Geſetz, durch ein Wunder-Werck entſtanden, Welches GOtt nur zuzuſchreiben; ſo iſt gleichfals abermahl GOTTES Vorſorg uͤberzeuglich, ſonder Wiederſpruch verhanden. Wenn wir nun noch fernerhin auch die Handlungen beſehn, Welche aus dem freyen Willen denckender Geſchoͤpf’ entſtehn, Oder C c 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/421
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/421>, abgerufen am 22.11.2024.