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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

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Kräfte der menschlichen Vernunft.
Brauchen wir, zu diesem Endzweck, der Gewässer Flüßigkeit,
Auch der Lüfte Hauch, den Wind. Elementen und Metallen
Sind, durch Kräfte der Vernunft, uns zu unserm Dienst
bereit.

Wo sie was von Cörpern brauchen, nimmt sie, was ihr
dient, von allen.

Sind wir gleich nur klein, doch giebet die Vernunft uns
solche Macht,

Die sonst anders keine Gräntzen, als der Erden Gräntzen
kennet,

Deren Fläche wir bewohnen. Was wir wollen wird voll-
bracht,

So bey Nordens kaltem Eys', als wo stets die Sonne brennet.
Wir verbinden, so zu reden, beyde Theile dieser Welt,
Ohn uns gleichsam zu bewegen, wann und wie es uns gefällt.
Die Gedancken mahlen wir; diese Schrift wird weggesandt,
Und durch so viel tausend Menschen dringet sie, macht un-
sern Willen

Auf viel tausend Meilen kund, um denselben zu erfüllen;
Ja man machet durch den Druck ihn der gantzen Welt
bekannt,

Läßt ihn gar, nach unserm Tod', auch die spätste Nach-
Welt wissen,

Mehr als tausend Jahr hinaus, so daß wir bekennen müssen:
Alle Wunder der Vernunft haben weder Ziel noch Ende!
Sie verschönert, sie verbessert, und bereichert alle Stände;
Sie ist in der Künstler Fingern minder nicht bewunderns
wehrt,
(Wodurch sie uns manche Schönheit und Bequemlichkeit
beschehrt)

Als in der Gelehrten Schriften, worinn sie uns eine Quelle,
Die
Kraͤfte der menſchlichen Vernunft.
Brauchen wir, zu dieſem Endzweck, der Gewaͤſſer Fluͤßigkeit,
Auch der Luͤfte Hauch, den Wind. Elementen und Metallen
Sind, durch Kraͤfte der Vernunft, uns zu unſerm Dienſt
bereit.

Wo ſie was von Coͤrpern brauchen, nimmt ſie, was ihr
dient, von allen.

Sind wir gleich nur klein, doch giebet die Vernunft uns
ſolche Macht,

Die ſonſt anders keine Graͤntzen, als der Erden Graͤntzen
kennet,

Deren Flaͤche wir bewohnen. Was wir wollen wird voll-
bracht,

So bey Nordens kaltem Eyſ’, als wo ſtets die Sonne brennet.
Wir verbinden, ſo zu reden, beyde Theile dieſer Welt,
Ohn uns gleichſam zu bewegen, wann und wie es uns gefaͤllt.
Die Gedancken mahlen wir; dieſe Schrift wird weggeſandt,
Und durch ſo viel tauſend Menſchen dringet ſie, macht un-
ſern Willen

Auf viel tauſend Meilen kund, um denſelben zu erfuͤllen;
Ja man machet durch den Druck ihn der gantzen Welt
bekannt,

Laͤßt ihn gar, nach unſerm Tod’, auch die ſpaͤtſte Nach-
Welt wiſſen,

Mehr als tauſend Jahr hinaus, ſo daß wir bekennen muͤſſen:
Alle Wunder der Vernunft haben weder Ziel noch Ende!
Sie verſchoͤnert, ſie verbeſſert, und bereichert alle Staͤnde;
Sie iſt in der Kuͤnſtler Fingern minder nicht bewunderns
wehrt,
(Wodurch ſie uns manche Schoͤnheit und Bequemlichkeit
beſchehrt)

Als in der Gelehrten Schriften, worinn ſie uns eine Quelle,
Die
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[347/0363] Kraͤfte der menſchlichen Vernunft. Brauchen wir, zu dieſem Endzweck, der Gewaͤſſer Fluͤßigkeit, Auch der Luͤfte Hauch, den Wind. Elementen und Metallen Sind, durch Kraͤfte der Vernunft, uns zu unſerm Dienſt bereit. Wo ſie was von Coͤrpern brauchen, nimmt ſie, was ihr dient, von allen. Sind wir gleich nur klein, doch giebet die Vernunft uns ſolche Macht, Die ſonſt anders keine Graͤntzen, als der Erden Graͤntzen kennet, Deren Flaͤche wir bewohnen. Was wir wollen wird voll- bracht, So bey Nordens kaltem Eyſ’, als wo ſtets die Sonne brennet. Wir verbinden, ſo zu reden, beyde Theile dieſer Welt, Ohn uns gleichſam zu bewegen, wann und wie es uns gefaͤllt. Die Gedancken mahlen wir; dieſe Schrift wird weggeſandt, Und durch ſo viel tauſend Menſchen dringet ſie, macht un- ſern Willen Auf viel tauſend Meilen kund, um denſelben zu erfuͤllen; Ja man machet durch den Druck ihn der gantzen Welt bekannt, Laͤßt ihn gar, nach unſerm Tod’, auch die ſpaͤtſte Nach- Welt wiſſen, Mehr als tauſend Jahr hinaus, ſo daß wir bekennen muͤſſen: Alle Wunder der Vernunft haben weder Ziel noch Ende! Sie verſchoͤnert, ſie verbeſſert, und bereichert alle Staͤnde; Sie iſt in der Kuͤnſtler Fingern minder nicht bewunderns wehrt, (Wodurch ſie uns manche Schoͤnheit und Bequemlichkeit beſchehrt) Als in der Gelehrten Schriften, worinn ſie uns eine Quelle, Die

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/363>, abgerufen am 19.05.2024.