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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

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Gläserne Kugel.
Gläserne Kugel.
Auf einer Kugel, die von Glas, und auf gewisse Art
vergüldet,

Sah ich die Vorwürff überall, Bewundrungs-würdig-
klein gebildet,

Mit unverwendten Blicken, an. Unglaublich ist, wie
klar, wie rein,

Wie nett und zierlich alle Cörper verkleinert und formiret
seyn!
Jndem ich es erstaunt betrachte, fällt mir nicht sonder
Ursach bey,

Daß diese glatt' und runde Kugel ein Bild von einem Au-
ge sey.

Der Unterscheid steckt blos darin, daß von den Cörperli-
chen Dingen

Die Bilder auf der Kugel nur formirt, und gleichsam
rückwerts springen;

Da sie hingegen in das Auge, ja gäntzlich durch dasselbe
dringen

Und auch die untre Ründe rühren, ja durch ein Nervgen
weiter gehn;

Wodurch im menschlichen Gehirne, so dann Betrachtun-
gen entstehn,

Wenn nur das Nervgen nicht verstopft. Weil sonst nicht
mehr, als Ochsen-Augen,

Der Menschen Augen was sie sehn, zu sehn und zu be-
trachten taugen.

Wenn nun beym Sehen, ohne Dencken, die Menschen kei-
ne Menschen seyn;

So fiel, so dir als mir zur Lehre, mir folgende Vermah-
nung ein:
Laß
Glaͤſerne Kugel.
Glaͤſerne Kugel.
Auf einer Kugel, die von Glas, und auf gewiſſe Art
verguͤldet,

Sah ich die Vorwuͤrff uͤberall, Bewundrungs-wuͤrdig-
klein gebildet,

Mit unverwendten Blicken, an. Unglaublich iſt, wie
klar, wie rein,

Wie nett und zierlich alle Coͤrper verkleinert und formiret
ſeyn!
Jndem ich es erſtaunt betrachte, faͤllt mir nicht ſonder
Urſach bey,

Daß dieſe glatt’ und runde Kugel ein Bild von einem Au-
ge ſey.

Der Unterſcheid ſteckt blos darin, daß von den Coͤrperli-
chen Dingen

Die Bilder auf der Kugel nur formirt, und gleichſam
ruͤckwerts ſpringen;

Da ſie hingegen in das Auge, ja gaͤntzlich durch daſſelbe
dringen

Und auch die untre Ruͤnde ruͤhren, ja durch ein Nervgen
weiter gehn;

Wodurch im menſchlichen Gehirne, ſo dann Betrachtun-
gen entſtehn,

Wenn nur das Nervgen nicht verſtopft. Weil ſonſt nicht
mehr, als Ochſen-Augen,

Der Menſchen Augen was ſie ſehn, zu ſehn und zu be-
trachten taugen.

Wenn nun beym Sehen, ohne Dencken, die Menſchen kei-
ne Menſchen ſeyn;

So fiel, ſo dir als mir zur Lehre, mir folgende Vermah-
nung ein:
Laß
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[332/0348] Glaͤſerne Kugel. Glaͤſerne Kugel. Auf einer Kugel, die von Glas, und auf gewiſſe Art verguͤldet, Sah ich die Vorwuͤrff uͤberall, Bewundrungs-wuͤrdig- klein gebildet, Mit unverwendten Blicken, an. Unglaublich iſt, wie klar, wie rein, Wie nett und zierlich alle Coͤrper verkleinert und formiret ſeyn! Jndem ich es erſtaunt betrachte, faͤllt mir nicht ſonder Urſach bey, Daß dieſe glatt’ und runde Kugel ein Bild von einem Au- ge ſey. Der Unterſcheid ſteckt blos darin, daß von den Coͤrperli- chen Dingen Die Bilder auf der Kugel nur formirt, und gleichſam ruͤckwerts ſpringen; Da ſie hingegen in das Auge, ja gaͤntzlich durch daſſelbe dringen Und auch die untre Ruͤnde ruͤhren, ja durch ein Nervgen weiter gehn; Wodurch im menſchlichen Gehirne, ſo dann Betrachtun- gen entſtehn, Wenn nur das Nervgen nicht verſtopft. Weil ſonſt nicht mehr, als Ochſen-Augen, Der Menſchen Augen was ſie ſehn, zu ſehn und zu be- trachten taugen. Wenn nun beym Sehen, ohne Dencken, die Menſchen kei- ne Menſchen ſeyn; So fiel, ſo dir als mir zur Lehre, mir folgende Vermah- nung ein: Laß

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/348>, abgerufen am 22.11.2024.