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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

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Wirckung Göttlicher Allgegenwart.
Wirckung Göttlicher Allgegenwart.
Es ist in allen seinen Wercken,
Die so bewunderns-würdig schön,
Der Schöpfer selbst zwar nicht zu sehn;
Doch seine Gegenwart zu mercken.
Und darum wirckt der Wunder Menge
Und ihr so herrliches Gepränge,
Wovon wir uns umgeben schauen,
Jn mir ein froh und heiligs Grauen.
Wen sollt' auch nicht ein Grauen rühren,
Wenn man die Nachbarschaft ermißt,
Die GOttheit selbst so nah zu spühren,
Die auch den Engeln schrecklich ist.
Doch nein! Es zeigt der Wunder-Schein
Der Creatur, die ihn verhüllet,
Daß er zu schrecken nicht gewillet;
Er will von uns geliebet seyn.
Er wollt ein ungezehltes Heer
Von Wundern, uns zur Lust, bestimmen;
Er schuf ein rechtes Anmuths-Meer,
Worinn wir Menschen gleichsam schwimmen.
Er will, man soll vergnüget leben,
Sonst hätt' er sie uns nicht gegeben;
Jndem er uns für ihre Pracht
So Wunder-würdig sinnlich macht.
Wir
Wirckung Goͤttlicher Allgegenwart.
Wirckung Goͤttlicher Allgegenwart.
Es iſt in allen ſeinen Wercken,
Die ſo bewunderns-wuͤrdig ſchoͤn,
Der Schoͤpfer ſelbſt zwar nicht zu ſehn;
Doch ſeine Gegenwart zu mercken.
Und darum wirckt der Wunder Menge
Und ihr ſo herrliches Gepraͤnge,
Wovon wir uns umgeben ſchauen,
Jn mir ein froh und heiligs Grauen.
Wen ſollt’ auch nicht ein Grauen ruͤhren,
Wenn man die Nachbarſchaft ermißt,
Die GOttheit ſelbſt ſo nah zu ſpuͤhren,
Die auch den Engeln ſchrecklich iſt.
Doch nein! Es zeigt der Wunder-Schein
Der Creatur, die ihn verhuͤllet,
Daß er zu ſchrecken nicht gewillet;
Er will von uns geliebet ſeyn.
Er wollt ein ungezehltes Heer
Von Wundern, uns zur Luſt, beſtimmen;
Er ſchuf ein rechtes Anmuths-Meer,
Worinn wir Menſchen gleichſam ſchwimmen.
Er will, man ſoll vergnuͤget leben,
Sonſt haͤtt’ er ſie uns nicht gegeben;
Jndem er uns fuͤr ihre Pracht
So Wunder-wuͤrdig ſinnlich macht.
Wir
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[330/0346] Wirckung Goͤttlicher Allgegenwart. Wirckung Goͤttlicher Allgegenwart. Es iſt in allen ſeinen Wercken, Die ſo bewunderns-wuͤrdig ſchoͤn, Der Schoͤpfer ſelbſt zwar nicht zu ſehn; Doch ſeine Gegenwart zu mercken. Und darum wirckt der Wunder Menge Und ihr ſo herrliches Gepraͤnge, Wovon wir uns umgeben ſchauen, Jn mir ein froh und heiligs Grauen. Wen ſollt’ auch nicht ein Grauen ruͤhren, Wenn man die Nachbarſchaft ermißt, Die GOttheit ſelbſt ſo nah zu ſpuͤhren, Die auch den Engeln ſchrecklich iſt. Doch nein! Es zeigt der Wunder-Schein Der Creatur, die ihn verhuͤllet, Daß er zu ſchrecken nicht gewillet; Er will von uns geliebet ſeyn. Er wollt ein ungezehltes Heer Von Wundern, uns zur Luſt, beſtimmen; Er ſchuf ein rechtes Anmuths-Meer, Worinn wir Menſchen gleichſam ſchwimmen. Er will, man ſoll vergnuͤget leben, Sonſt haͤtt’ er ſie uns nicht gegeben; Jndem er uns fuͤr ihre Pracht So Wunder-wuͤrdig ſinnlich macht. Wir

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/346>, abgerufen am 17.05.2024.