"Sie, gleichend einem Huf der Pferde, "Doch mehr noch einer Klau der Kuh, "Weh'n, als ein Blasebalg, dem Heerde "Des Hertzens Luft und Nahrung zu. "Doch, da sie diesen Zweck erzielen, "So pflegen sie zugleich zu kühlen; "Gleich wie, bey Titans heisser Glut, "Ein ausgespanter Fecher thut.
"Die Kraft, so starck sich aufzutreiben, "Und unaufhörlich aufzublehn, "Jst denen Bläsgen zuzuschreiben, "Woraus sie eigentlich bestehn; "Als welche füglich mit den Zellen "Der Bienen in Vergleich zu stellen: "Wie schon Hippocrates erkannt, "Eh' es Malpighius erfand.
"Aus diesen Luft-erfüllten Hölen "Pflegt sich das schwärtzliche Geblüt "Aufs neue gleichsam zu beseelen, "Daß es in frischem Purpur glüht. "Denn wenn es matt zurücke kehret, "Nachdem es jedes Glied ernähret, "So wird ihm die verlohrne Kraft "Hier wiederum herbey geschafft.
"Weil Hertz und Lunge nun vor allen "Regenten unsers Lebens seyn; "So machen sie mit den Vasallen "Und Dienern sich nicht zu gemein.
"Da-
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Othem-hohlen.
„Sie, gleichend einem Huf der Pferde, „Doch mehr noch einer Klau der Kuh, „Weh’n, als ein Blaſebalg, dem Heerde „Des Hertzens Luft und Nahrung zu. „Doch, da ſie dieſen Zweck erzielen, „So pflegen ſie zugleich zu kuͤhlen; „Gleich wie, bey Titans heiſſer Glut, „Ein ausgeſpanter Fecher thut.
„Die Kraft, ſo ſtarck ſich aufzutreiben, „Und unaufhoͤrlich aufzublehn, „Jſt denen Blaͤsgen zuzuſchreiben, „Woraus ſie eigentlich beſtehn; „Als welche fuͤglich mit den Zellen „Der Bienen in Vergleich zu ſtellen: „Wie ſchon Hippocrates erkannt, „Eh’ es Malpighius erfand.
„Aus dieſen Luft-erfuͤllten Hoͤlen „Pflegt ſich das ſchwaͤrtzliche Gebluͤt „Aufs neue gleichſam zu beſeelen, „Daß es in friſchem Purpur gluͤht. „Denn wenn es matt zuruͤcke kehret, „Nachdem es jedes Glied ernaͤhret, „So wird ihm die verlohrne Kraft „Hier wiederum herbey geſchafft.
„Weil Hertz und Lunge nun vor allen „Regenten unſers Lebens ſeyn; „So machen ſie mit den Vaſallen „Und Dienern ſich nicht zu gemein.
„Da-
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Othem-hohlen.
„Sie, gleichend einem Huf der Pferde,
„Doch mehr noch einer Klau der Kuh,
„Weh’n, als ein Blaſebalg, dem Heerde
„Des Hertzens Luft und Nahrung zu.
„Doch, da ſie dieſen Zweck erzielen,
„So pflegen ſie zugleich zu kuͤhlen;
„Gleich wie, bey Titans heiſſer Glut,
„Ein ausgeſpanter Fecher thut.
„Die Kraft, ſo ſtarck ſich aufzutreiben,
„Und unaufhoͤrlich aufzublehn,
„Jſt denen Blaͤsgen zuzuſchreiben,
„Woraus ſie eigentlich beſtehn;
„Als welche fuͤglich mit den Zellen
„Der Bienen in Vergleich zu ſtellen:
„Wie ſchon Hippocrates erkannt,
„Eh’ es Malpighius erfand.
„Aus dieſen Luft-erfuͤllten Hoͤlen
„Pflegt ſich das ſchwaͤrtzliche Gebluͤt
„Aufs neue gleichſam zu beſeelen,
„Daß es in friſchem Purpur gluͤht.
„Denn wenn es matt zuruͤcke kehret,
„Nachdem es jedes Glied ernaͤhret,
„So wird ihm die verlohrne Kraft
„Hier wiederum herbey geſchafft.
„Weil Hertz und Lunge nun vor allen
„Regenten unſers Lebens ſeyn;
„So machen ſie mit den Vaſallen
„Und Dienern ſich nicht zu gemein.
„Da-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/341>, abgerufen am 16.02.2025.
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