Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Zum Herbst. Zum Herbst. Da ich im Herbst, in der Allee, Jn abgefallnen Blättern gehe, Die, in gesärbter Zierlichkeit, Als wären sie mit Fleiß gestreut, Die dunckel-braunen Steige zieren, So daß sie durch die bunte Pracht Zu dessen Ruhm, der alles macht, Mich, inniglich gerühret, führen; Deucht mich daß auch, da sie vergehn, Durch ihrer Farben buntes Gläntzen, Wodurch sie Steig'- und Beeten kräntzen, Die Blätter ihren HErrn erhöhn. Mich deucht, ob hört' ich sie, vom dunckel-braunen Grunde, Auf welchem sie in grosser Menge lagen, Mit theils bereits erblaßt-theils annoch rothem Munde, Mir dieses noch, zum Abschied sagen: Wir scheiden zwar nachdem wir schon gegrünet, Und fast ein gantzes Jahr Mit Farb-und Schatten dir gedienet; Allein wir scheiden nicht vor immer; Schau nun die Knospen auf den Zweigen, Die werden dir, in neuem Schimmer, Uns wiederum in andern zeigen. Hast du, durch unsre Schönheit, nun, So wie du schuldig warst zu thun, Den Schöpfer, den wir dir gewiesen, Durch öftern frohen Danck gepriesen; So haben wir, da wir gegrünt, Dem Schöpfer, auch durch dich, gedient. Hast
Zum Herbſt. Zum Herbſt. Da ich im Herbſt, in der Allee, Jn abgefallnen Blaͤttern gehe, Die, in geſaͤrbter Zierlichkeit, Als waͤren ſie mit Fleiß geſtreut, Die dunckel-braunen Steige zieren, So daß ſie durch die bunte Pracht Zu deſſen Ruhm, der alles macht, Mich, inniglich geruͤhret, fuͤhren; Deucht mich daß auch, da ſie vergehn, Durch ihrer Farben buntes Glaͤntzen, Wodurch ſie Steig’- und Beeten kraͤntzen, Die Blaͤtter ihren HErrn erhoͤhn. Mich deucht, ob hoͤrt’ ich ſie, vom dunckel-braunen Grunde, Auf welchem ſie in groſſer Menge lagen, Mit theils bereits erblaßt-theils annoch rothem Munde, Mir dieſes noch, zum Abſchied ſagen: Wir ſcheiden zwar nachdem wir ſchon gegruͤnet, Und faſt ein gantzes Jahr Mit Farb-und Schatten dir gedienet; Allein wir ſcheiden nicht vor immer; Schau nun die Knoſpen auf den Zweigen, Die werden dir, in neuem Schimmer, Uns wiederum in andern zeigen. Haſt du, durch unſre Schoͤnheit, nun, So wie du ſchuldig warſt zu thun, Den Schoͤpfer, den wir dir gewieſen, Durch oͤftern frohen Danck geprieſen; So haben wir, da wir gegruͤnt, Dem Schoͤpfer, auch durch dich, gedient. Haſt
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Zum Herbſt.
Zum Herbſt.
Da ich im Herbſt, in der Allee,
Jn abgefallnen Blaͤttern gehe,
Die, in geſaͤrbter Zierlichkeit,
Als waͤren ſie mit Fleiß geſtreut,
Die dunckel-braunen Steige zieren,
So daß ſie durch die bunte Pracht
Zu deſſen Ruhm, der alles macht,
Mich, inniglich geruͤhret, fuͤhren;
Deucht mich daß auch, da ſie vergehn,
Durch ihrer Farben buntes Glaͤntzen,
Wodurch ſie Steig’- und Beeten kraͤntzen,
Die Blaͤtter ihren HErrn erhoͤhn.
Mich deucht, ob hoͤrt’ ich ſie, vom dunckel-braunen Grunde,
Auf welchem ſie in groſſer Menge lagen,
Mit theils bereits erblaßt-theils annoch rothem Munde,
Mir dieſes noch, zum Abſchied ſagen:
Wir ſcheiden zwar nachdem wir ſchon gegruͤnet,
Und faſt ein gantzes Jahr
Mit Farb-und Schatten dir gedienet;
Allein wir ſcheiden nicht vor immer;
Schau nun die Knoſpen auf den Zweigen,
Die werden dir, in neuem Schimmer,
Uns wiederum in andern zeigen.
Haſt du, durch unſre Schoͤnheit, nun,
So wie du ſchuldig warſt zu thun,
Den Schoͤpfer, den wir dir gewieſen,
Durch oͤftern frohen Danck geprieſen;
So haben wir, da wir gegruͤnt,
Dem Schoͤpfer, auch durch dich, gedient.
Haſt
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