Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Schau-Spiel der Natur.
Die grün-bewachsnen Hügel schenen von unten über-
wärts zu steigen,
Und, wenn wir auf denselben stehn, von oben abwärts sich
zu neigen.
Die überall-bewachsnen Seiten, wenn sie kein Ackers-Mann
bebaut,
Deckt Busch-und Strauch-und Kräuter-Werck, insonder-
heit das Farren-Kraut.
Doch ist das aller-angenehmste, wenn auf bebüschter Hü-
gel Höh'n
Wir hoher Wipfel grüne Dächer auf Säulen-gleichen
Stämmen sehn.
Da theils, in steter Nachbarschaft, der Büchen-Eich- und
Linden Schatten,
Die Kühlung allgemein zu machen, gemeinschaftlich sich
gleichsam gatten,
Theils, wenn sie mehr entfernet frehn, durch Schatten-
Strich', im Gegensatz
Vom gelben Korn, vom grünen Klee, die feurig ange-
strahlten Stellen
Noch desto kräftiger erheben, den hellen Schmuck noch
mehr erhellen.
Hier sieht man, ausser sich vor Lust, manch nach der Schnur
beflantzten Platz
Von hohen dunckel-grünen Eichen, als Scenen auf dem
Schau-Platz, stehen,
Wor zwischen weiß-und gelbe Felder dem Gold und Silber
ähnlich sehen.
Auf
Das Schau-Spiel der Natur.
Die gruͤn-bewachſnen Huͤgel ſchenen von unten uͤber-
waͤrts zu ſteigen,
Und, wenn wir auf denſelben ſtehn, von oben abwaͤrts ſich
zu neigen.
Die uͤberall-bewachſnen Seiten, wenn ſie kein Ackers-Mann
bebaut,
Deckt Buſch-und Strauch-und Kraͤuter-Werck, inſonder-
heit das Farren-Kraut.
Doch iſt das aller-angenehmſte, wenn auf bebuͤſchter Huͤ-
gel Hoͤh’n
Wir hoher Wipfel gruͤne Daͤcher auf Saͤulen-gleichen
Staͤmmen ſehn.
Da theils, in ſteter Nachbarſchaft, der Buͤchen-Eich- und
Linden Schatten,
Die Kuͤhlung allgemein zu machen, gemeinſchaftlich ſich
gleichſam gatten,
Theils, wenn ſie mehr entfernet frehn, durch Schatten-
Strich’, im Gegenſatz
Vom gelben Korn, vom gruͤnen Klee, die feurig ange-
ſtrahlten Stellen
Noch deſto kraͤftiger erheben, den hellen Schmuck noch
mehr erhellen.
Hier ſieht man, auſſer ſich vor Luſt, manch nach der Schnur
beflantzten Platz
Von hohen dunckel-gruͤnen Eichen, als Scenen auf dem
Schau-Platz, ſtehen,
Wor zwiſchen weiß-und gelbe Felder dem Gold und Silber
aͤhnlich ſehen.
Auf
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0219" n="203"/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Das Schau-Spiel der Natur.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">D</hi>ie gru&#x0364;n-bewach&#x017F;nen Hu&#x0364;gel &#x017F;chenen von unten u&#x0364;ber-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">wa&#x0364;rts zu &#x017F;teigen,</hi> </l><lb/>
          <l>Und, wenn wir auf den&#x017F;elben &#x017F;tehn, von oben abwa&#x0364;rts &#x017F;ich</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">zu neigen.</hi> </l><lb/>
          <l>Die u&#x0364;berall-bewach&#x017F;nen Seiten, wenn &#x017F;ie kein Ackers-Mann</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">bebaut,</hi> </l><lb/>
          <l>Deckt Bu&#x017F;ch-und Strauch-und Kra&#x0364;uter-Werck, in&#x017F;onder-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">heit das Farren-Kraut.</hi> </l><lb/>
          <l>Doch i&#x017F;t das aller-angenehm&#x017F;te, wenn auf bebu&#x0364;&#x017F;chter Hu&#x0364;-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">gel Ho&#x0364;h&#x2019;n</hi> </l><lb/>
          <l>Wir hoher Wipfel gru&#x0364;ne Da&#x0364;cher auf Sa&#x0364;ulen-gleichen</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Sta&#x0364;mmen &#x017F;ehn.</hi> </l><lb/>
          <l>Da theils, in &#x017F;teter Nachbar&#x017F;chaft, der Bu&#x0364;chen-Eich- und</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Linden Schatten,</hi> </l><lb/>
          <l>Die Ku&#x0364;hlung allgemein zu machen, gemein&#x017F;chaftlich &#x017F;ich</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">gleich&#x017F;am gatten,</hi> </l><lb/>
          <l>Theils, wenn &#x017F;ie mehr entfernet frehn, durch Schatten-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Strich&#x2019;, im Gegen&#x017F;atz</hi> </l><lb/>
          <l>Vom gelben Korn, vom gru&#x0364;nen Klee, die feurig ange-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;trahlten Stellen</hi> </l><lb/>
          <l>Noch de&#x017F;to kra&#x0364;ftiger erheben, den hellen Schmuck noch</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">mehr erhellen.</hi> </l><lb/>
          <l>Hier &#x017F;ieht man, au&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ich vor Lu&#x017F;t, manch nach der Schnur</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">beflantzten Platz</hi> </l><lb/>
          <l>Von hohen dunckel-gru&#x0364;nen Eichen, als Scenen auf dem</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Schau-Platz, &#x017F;tehen,</hi> </l><lb/>
          <l>Wor zwi&#x017F;chen weiß-und gelbe Felder dem Gold und Silber</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">a&#x0364;hnlich &#x017F;ehen.</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Auf</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[203/0219] Das Schau-Spiel der Natur. Die gruͤn-bewachſnen Huͤgel ſchenen von unten uͤber- waͤrts zu ſteigen, Und, wenn wir auf denſelben ſtehn, von oben abwaͤrts ſich zu neigen. Die uͤberall-bewachſnen Seiten, wenn ſie kein Ackers-Mann bebaut, Deckt Buſch-und Strauch-und Kraͤuter-Werck, inſonder- heit das Farren-Kraut. Doch iſt das aller-angenehmſte, wenn auf bebuͤſchter Huͤ- gel Hoͤh’n Wir hoher Wipfel gruͤne Daͤcher auf Saͤulen-gleichen Staͤmmen ſehn. Da theils, in ſteter Nachbarſchaft, der Buͤchen-Eich- und Linden Schatten, Die Kuͤhlung allgemein zu machen, gemeinſchaftlich ſich gleichſam gatten, Theils, wenn ſie mehr entfernet frehn, durch Schatten- Strich’, im Gegenſatz Vom gelben Korn, vom gruͤnen Klee, die feurig ange- ſtrahlten Stellen Noch deſto kraͤftiger erheben, den hellen Schmuck noch mehr erhellen. Hier ſieht man, auſſer ſich vor Luſt, manch nach der Schnur beflantzten Platz Von hohen dunckel-gruͤnen Eichen, als Scenen auf dem Schau-Platz, ſtehen, Wor zwiſchen weiß-und gelbe Felder dem Gold und Silber aͤhnlich ſehen. Auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/219
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/219>, abgerufen am 24.11.2024.