Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.vieler Blumen im Garten. Die jetzt aus allen Dingen qvillt, Und Erde, Luft und alles füllt, Erfüllet dann auch billig mein Gemüthe, Daß es nicht nur verspührt und sieht Die Schönheit in der bunten Blüht, Die Lieblichkeit im frischen Grünen; Nein, daß es, gleich den regen Bienen, Aus allem gleichfals Honig zieht. Der Honig, welcher geistig ist Und eine rechte Seelen-Speise, Jst, wenn man, unserm GOtt zum Preise, Sein' Allmacht, seine Lieb' ermißt, Und wenn man frölich überleget, Daß was der Welt-Kreis herrlichs heget Allein der GOttheit weise Kraft Und seine Liebe schuf und schaft. So sucht die Kraft der regen Seelen, Wenn der Geschöpfe Pracht sie rührt, Und sie darinn den Schöpfer spührt, Nicht nur die Wunder zu erzehlen; Sie ist, von Jnnbrunst heiß, bemüht, Wenn sie im Werck den Schöpfer sieht, Durch ein empfindlichs Ueberdencken Sich ins allgegenwärt'ge Meer Der GOttheit gleichsam zu versencken. Sie wünscht, zu ihres Schöpfers Ehr, Jn einem durch der Wercke Pracht Geschmückten Andacht-vollen Dencken, Sich selber ihrem GOtt zu schencken. Sie N 4
vieler Blumen im Garten. Die jetzt aus allen Dingen qvillt, Und Erde, Luft und alles fuͤllt, Erfuͤllet dann auch billig mein Gemuͤthe, Daß es nicht nur verſpuͤhrt und ſieht Die Schoͤnheit in der bunten Bluͤht, Die Lieblichkeit im friſchen Gruͤnen; Nein, daß es, gleich den regen Bienen, Aus allem gleichfals Honig zieht. Der Honig, welcher geiſtig iſt Und eine rechte Seelen-Speiſe, Jſt, wenn man, unſerm GOtt zum Preiſe, Sein’ Allmacht, ſeine Lieb’ ermißt, Und wenn man froͤlich uͤberleget, Daß was der Welt-Kreis herrlichs heget Allein der GOttheit weiſe Kraft Und ſeine Liebe ſchuf und ſchaft. So ſucht die Kraft der regen Seelen, Wenn der Geſchoͤpfe Pracht ſie ruͤhrt, Und ſie darinn den Schoͤpfer ſpuͤhrt, Nicht nur die Wunder zu erzehlen; Sie iſt, von Jnnbrunſt heiß, bemuͤht, Wenn ſie im Werck den Schoͤpfer ſieht, Durch ein empfindlichs Ueberdencken Sich ins allgegenwaͤrt’ge Meer Der GOttheit gleichſam zu verſencken. Sie wuͤnſcht, zu ihres Schoͤpfers Ehr, Jn einem durch der Wercke Pracht Geſchmuͤckten Andacht-vollen Dencken, Sich ſelber ihrem GOtt zu ſchencken. Sie N 4
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vieler Blumen im Garten.
Die jetzt aus allen Dingen qvillt,
Und Erde, Luft und alles fuͤllt,
Erfuͤllet dann auch billig mein Gemuͤthe,
Daß es nicht nur verſpuͤhrt und ſieht
Die Schoͤnheit in der bunten Bluͤht,
Die Lieblichkeit im friſchen Gruͤnen;
Nein, daß es, gleich den regen Bienen,
Aus allem gleichfals Honig zieht.
Der Honig, welcher geiſtig iſt
Und eine rechte Seelen-Speiſe,
Jſt, wenn man, unſerm GOtt zum Preiſe,
Sein’ Allmacht, ſeine Lieb’ ermißt,
Und wenn man froͤlich uͤberleget,
Daß was der Welt-Kreis herrlichs heget
Allein der GOttheit weiſe Kraft
Und ſeine Liebe ſchuf und ſchaft.
So ſucht die Kraft der regen Seelen,
Wenn der Geſchoͤpfe Pracht ſie ruͤhrt,
Und ſie darinn den Schoͤpfer ſpuͤhrt,
Nicht nur die Wunder zu erzehlen;
Sie iſt, von Jnnbrunſt heiß, bemuͤht,
Wenn ſie im Werck den Schoͤpfer ſieht,
Durch ein empfindlichs Ueberdencken
Sich ins allgegenwaͤrt’ge Meer
Der GOttheit gleichſam zu verſencken.
Sie wuͤnſcht, zu ihres Schoͤpfers Ehr,
Jn einem durch der Wercke Pracht
Geſchmuͤckten Andacht-vollen Dencken,
Sich ſelber ihrem GOtt zu ſchencken.
Sie
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