Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Frühe Frühlings-Vorwürffe. Jm vier und dreißigsten, auf siebzehn hundert Jahr,Hab ich bereits im Februar, Nachdem wir wenig Frost, kaum Eis, und keinen Schnee Den gantzen Winter durch gesehn, Nebst andern Blumen auch, ein schönes Frühlings-Kind, Ein' aufgeblühte Hyacinth, So aus dem Lande schon, ohn alle Kunst, gestiegen, Mit lieblichem Geruch erfüllt, und schön geschmückt, Jn weislich-blauer Pracht, mit innigem Vergnügen, Fast für Verwundrung stumm, erblickt. Es war ein aufgeklärt- und schöner Tag; Solch eine Heiterkeit, Wie man, in voller Frühlings-Zeit, Am Firmament zu sehen pflag, Schien mit der Erde sich zu fügen, Schien überall auf Gras und Kraut zu liegen. Wenn hie und da, durch das noch zarte grün Des jungen Krauts, das Licht der Sonnen schien; War jedes Blatt durchläuchtig, und der Grund, Worauf die grüne Schönheit stund, Vermehrte, durch die Dunckelheit, Die fast schmaragdne Lieblichkeit. Es zeigten der Narciss- und Tulpen Blätter Nur halb annoch gesehne Spitzen sich: Jhr neues Grün vergnügte mich Recht inniglich, Zumahl bey dem so angenehmen Wetter. Nicht A 3
Fruͤhe Fruͤhlings-Vorwuͤrffe. Jm vier und dreißigſten, auf ſiebzehn hundert Jahr,Hab ich bereits im Februar, Nachdem wir wenig Froſt, kaum Eis, und keinen Schnee Den gantzen Winter durch geſehn, Nebſt andern Blumen auch, ein ſchoͤnes Fruͤhlings-Kind, Ein’ aufgebluͤhte Hyacinth, So aus dem Lande ſchon, ohn alle Kunſt, geſtiegen, Mit lieblichem Geruch erfuͤllt, und ſchoͤn geſchmuͤckt, Jn weislich-blauer Pracht, mit innigem Vergnuͤgen, Faſt fuͤr Verwundrung ſtumm, erblickt. Es war ein aufgeklaͤrt- und ſchoͤner Tag; Solch eine Heiterkeit, Wie man, in voller Fruͤhlings-Zeit, Am Firmament zu ſehen pflag, Schien mit der Erde ſich zu fuͤgen, Schien uͤberall auf Gras und Kraut zu liegen. Wenn hie und da, durch das noch zarte gruͤn Des jungen Krauts, das Licht der Sonnen ſchien; War jedes Blatt durchlaͤuchtig, und der Grund, Worauf die gruͤne Schoͤnheit ſtund, Vermehrte, durch die Dunckelheit, Die faſt ſchmaragdne Lieblichkeit. Es zeigten der Narciſſ- und Tulpen Blaͤtter Nur halb annoch geſehne Spitzen ſich: Jhr neues Gruͤn vergnuͤgte mich Recht inniglich, Zumahl bey dem ſo angenehmen Wetter. Nicht A 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0021" n="5"/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Fruͤhe Fruͤhlings-Vorwuͤrffe.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">J</hi>m vier und dreißigſten, auf ſiebzehn hundert Jahr,</l><lb/> <l>Hab ich bereits im Februar,</l><lb/> <l>Nachdem wir wenig Froſt, kaum Eis, und keinen Schnee</l><lb/> <l>Den gantzen Winter durch geſehn,</l><lb/> <l>Nebſt andern Blumen auch, ein ſchoͤnes Fruͤhlings-Kind,</l><lb/> <l>Ein’ aufgebluͤhte Hyacinth,</l><lb/> <l>So aus dem Lande ſchon, ohn alle Kunſt, geſtiegen,</l><lb/> <l>Mit lieblichem Geruch erfuͤllt, und ſchoͤn geſchmuͤckt,</l><lb/> <l>Jn weislich-blauer Pracht, mit innigem Vergnuͤgen,</l><lb/> <l>Faſt fuͤr Verwundrung ſtumm, erblickt.</l><lb/> <l>Es war ein aufgeklaͤrt- und ſchoͤner Tag;</l><lb/> <l>Solch eine Heiterkeit,</l><lb/> <l>Wie man, in voller Fruͤhlings-Zeit,</l><lb/> <l>Am Firmament zu ſehen pflag,</l><lb/> <l>Schien mit der Erde ſich zu fuͤgen,</l><lb/> <l>Schien uͤberall auf Gras und Kraut zu liegen.</l><lb/> <l>Wenn hie und da, durch das noch zarte gruͤn</l><lb/> <l>Des jungen Krauts, das Licht der Sonnen ſchien;</l><lb/> <l>War jedes Blatt durchlaͤuchtig, und der Grund,</l><lb/> <l>Worauf die gruͤne Schoͤnheit ſtund,</l><lb/> <l>Vermehrte, durch die Dunckelheit,</l><lb/> <l>Die faſt ſchmaragdne Lieblichkeit.</l><lb/> <l>Es zeigten der Narciſſ- und Tulpen Blaͤtter</l><lb/> <l>Nur halb annoch geſehne Spitzen ſich:</l><lb/> <l>Jhr neues Gruͤn vergnuͤgte mich</l><lb/> <l>Recht inniglich,</l><lb/> <l>Zumahl bey dem ſo angenehmen Wetter.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">A 3</fw> <fw place="bottom" type="catch">Nicht</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [5/0021]
Fruͤhe Fruͤhlings-Vorwuͤrffe.
Jm vier und dreißigſten, auf ſiebzehn hundert Jahr,
Hab ich bereits im Februar,
Nachdem wir wenig Froſt, kaum Eis, und keinen Schnee
Den gantzen Winter durch geſehn,
Nebſt andern Blumen auch, ein ſchoͤnes Fruͤhlings-Kind,
Ein’ aufgebluͤhte Hyacinth,
So aus dem Lande ſchon, ohn alle Kunſt, geſtiegen,
Mit lieblichem Geruch erfuͤllt, und ſchoͤn geſchmuͤckt,
Jn weislich-blauer Pracht, mit innigem Vergnuͤgen,
Faſt fuͤr Verwundrung ſtumm, erblickt.
Es war ein aufgeklaͤrt- und ſchoͤner Tag;
Solch eine Heiterkeit,
Wie man, in voller Fruͤhlings-Zeit,
Am Firmament zu ſehen pflag,
Schien mit der Erde ſich zu fuͤgen,
Schien uͤberall auf Gras und Kraut zu liegen.
Wenn hie und da, durch das noch zarte gruͤn
Des jungen Krauts, das Licht der Sonnen ſchien;
War jedes Blatt durchlaͤuchtig, und der Grund,
Worauf die gruͤne Schoͤnheit ſtund,
Vermehrte, durch die Dunckelheit,
Die faſt ſchmaragdne Lieblichkeit.
Es zeigten der Narciſſ- und Tulpen Blaͤtter
Nur halb annoch geſehne Spitzen ſich:
Jhr neues Gruͤn vergnuͤgte mich
Recht inniglich,
Zumahl bey dem ſo angenehmen Wetter.
Nicht
A 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |