Die unaufhörlich uns, wes wir in diesem Leben Bedürftig seyn, geschäftig ist zu geben. Und dennoch würdiget man alle Wunder-Wercke Nicht eins so viel, daß man so Kräft' als Wirckung mercke, Daß man an den, der uns dieß alles schenckt, Durch Nutz und Lust gerührt, nicht einst gedenckt. Jst wol, für unsrer Seelen Kräffte, Ein nütz- und nöthiger Geschäffte, Als GOtt, für so viel Guts, ein frölich Hertz zu gönnen? Auf welche Weise wird man sonst, für so viel Gaben, Die wir aus lauter Gnad' und Huld empfangen haben, Des Undancks Vorwurfs sich entschütten können!
[Abbildung]
Die
Erinnerung.
Die unaufhoͤrlich uns, wes wir in dieſem Leben Beduͤrftig ſeyn, geſchaͤftig iſt zu geben. Und dennoch wuͤrdiget man alle Wunder-Wercke Nicht eins ſo viel, daß man ſo Kraͤft’ als Wirckung mercke, Daß man an den, der uns dieß alles ſchenckt, Durch Nutz und Luſt geruͤhrt, nicht einſt gedenckt. Jſt wol, fuͤr unſrer Seelen Kraͤffte, Ein nuͤtz- und noͤthiger Geſchaͤffte, Als GOtt, fuͤr ſo viel Guts, ein froͤlich Hertz zu goͤnnen? Auf welche Weiſe wird man ſonſt, fuͤr ſo viel Gaben, Die wir aus lauter Gnad’ und Huld empfangen haben, Des Undancks Vorwurfs ſich entſchuͤtten koͤnnen!
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Die
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Erinnerung.
Die unaufhoͤrlich uns, wes wir in dieſem Leben
Beduͤrftig ſeyn, geſchaͤftig iſt zu geben.
Und dennoch wuͤrdiget man alle Wunder-Wercke
Nicht eins ſo viel, daß man ſo Kraͤft’ als Wirckung mercke,
Daß man an den, der uns dieß alles ſchenckt,
Durch Nutz und Luſt geruͤhrt, nicht einſt gedenckt.
Jſt wol, fuͤr unſrer Seelen Kraͤffte,
Ein nuͤtz- und noͤthiger Geſchaͤffte,
Als GOtt, fuͤr ſo viel Guts, ein froͤlich Hertz zu goͤnnen?
Auf welche Weiſe wird man ſonſt, fuͤr ſo viel Gaben,
Die wir aus lauter Gnad’ und Huld empfangen haben,
Des Undancks Vorwurfs ſich entſchuͤtten koͤnnen!
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/171>, abgerufen am 22.11.2024.
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