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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

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Das tägliche Mond-Licht.
Wenn nicht die Luft die Welt bedeckte,
Wär unvermeidlich alsobald,
So bald die Sonne sich versteckte,
Die Welt der Schatten Auffenthalt.
Ja so pech-schwartze Finsternissen
Würd' alles plötzlich sincken müssen,
Daß früh der Sonnen Blick und Pracht,
Durch ein so schnell und strenges Funckeln;
Des Abends die stock-finstre Nacht,
Jn ja so schnell und strengem Dunckeln,
Das zarte Wesen unsrer Augen
Nicht würde zu ertragen taugen.
Es würde was da lebt auf Erden
Gewiß dadurch geblendet werden.
Jst es denn nicht der Mühe wehrt,
Dis Wunder wol zu überlegen,
Der Dämmrung Nutzen zu erwegen,
Wodurch uns GOtt das Licht vermehrt;
Jndem man früh so wol, als spat,
Das Licht viel ehr und länger hat.
Man wird daher mit Rechte können
Den Luft-Kreis einen Mond fast nennen,
Da er die Sonne, eh sie steiget,
Auch wenn sie sich bereits geneiget,
Nicht anders, wie der Mond, uns zeiget.
Es scheint hiedurch um unsre Welt,
Wie um Saturn, ein' Art von Circkel vorgestellt.
Wie kömmt es nun, daß solch ein Licht,
Daß solch ein grosser Cörper nicht,
Ob selbiger, in einem Stück,
Gleich mehr als sieben Meilen dick,
Ob
Das taͤgliche Mond-Licht.
Wenn nicht die Luft die Welt bedeckte,
Waͤr unvermeidlich alſobald,
So bald die Sonne ſich verſteckte,
Die Welt der Schatten Auffenthalt.
Ja ſo pech-ſchwartze Finſterniſſen
Wuͤrd’ alles ploͤtzlich ſincken muͤſſen,
Daß fruͤh der Sonnen Blick und Pracht,
Durch ein ſo ſchnell und ſtrenges Funckeln;
Des Abends die ſtock-finſtre Nacht,
Jn ja ſo ſchnell und ſtrengem Dunckeln,
Das zarte Weſen unſrer Augen
Nicht wuͤrde zu ertragen taugen.
Es wuͤrde was da lebt auf Erden
Gewiß dadurch geblendet werden.
Jſt es denn nicht der Muͤhe wehrt,
Dis Wunder wol zu uͤberlegen,
Der Daͤmmrung Nutzen zu erwegen,
Wodurch uns GOtt das Licht vermehrt;
Jndem man fruͤh ſo wol, als ſpat,
Das Licht viel ehr und laͤnger hat.
Man wird daher mit Rechte koͤnnen
Den Luft-Kreis einen Mond faſt nennen,
Da er die Sonne, eh ſie ſteiget,
Auch wenn ſie ſich bereits geneiget,
Nicht anders, wie der Mond, uns zeiget.
Es ſcheint hiedurch um unſre Welt,
Wie um Saturn, ein’ Art von Circkel vorgeſtellt.
Wie koͤmmt es nun, daß ſolch ein Licht,
Daß ſolch ein groſſer Coͤrper nicht,
Ob ſelbiger, in einem Stuͤck,
Gleich mehr als ſieben Meilen dick,
Ob
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[138/0154] Das taͤgliche Mond-Licht. Wenn nicht die Luft die Welt bedeckte, Waͤr unvermeidlich alſobald, So bald die Sonne ſich verſteckte, Die Welt der Schatten Auffenthalt. Ja ſo pech-ſchwartze Finſterniſſen Wuͤrd’ alles ploͤtzlich ſincken muͤſſen, Daß fruͤh der Sonnen Blick und Pracht, Durch ein ſo ſchnell und ſtrenges Funckeln; Des Abends die ſtock-finſtre Nacht, Jn ja ſo ſchnell und ſtrengem Dunckeln, Das zarte Weſen unſrer Augen Nicht wuͤrde zu ertragen taugen. Es wuͤrde was da lebt auf Erden Gewiß dadurch geblendet werden. Jſt es denn nicht der Muͤhe wehrt, Dis Wunder wol zu uͤberlegen, Der Daͤmmrung Nutzen zu erwegen, Wodurch uns GOtt das Licht vermehrt; Jndem man fruͤh ſo wol, als ſpat, Das Licht viel ehr und laͤnger hat. Man wird daher mit Rechte koͤnnen Den Luft-Kreis einen Mond faſt nennen, Da er die Sonne, eh ſie ſteiget, Auch wenn ſie ſich bereits geneiget, Nicht anders, wie der Mond, uns zeiget. Es ſcheint hiedurch um unſre Welt, Wie um Saturn, ein’ Art von Circkel vorgeſtellt. Wie koͤmmt es nun, daß ſolch ein Licht, Daß ſolch ein groſſer Coͤrper nicht, Ob ſelbiger, in einem Stuͤck, Gleich mehr als ſieben Meilen dick, Ob

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/154>, abgerufen am 25.11.2024.