Der Wieder-Schein. Nachdem B. bey Erblickung schöner, in einem klaren Wasser sich spiegelnder Bäume A. zu deren Betrachtung aufzu- muntern gesucht.
A.
Du machst von diesem Schein und seiner Schönheit mir So viele Wort', und bringst so viel Erzehlens für: Da dennoch alle Pracht nichts wesentlichs; ein Schein, Und weiter nichts.
B.
Dieß ist zwar wahr; allein Mir dienet dieser Schein selbst durch die Nichtigkeit, Jndem er mich aufs Urbild führet, So leider, ungeacht't der Schön- und Seltenheit, Blos durch Gewohnheit mich bißhero nicht gerühret. Ja es liegt in der wandelbahren Klarheit Von diesem Schein noch eine grössre Wahrheit: Das Jrdische, so gleichfals flücht- und nichtig, Sollt uns mit Recht, wie hier der Schein Uns auf das Urbild führt, zu dem allein Unwandelbar- und wesentlichem Seyn, Dem Ursprung aller Herrlichkeiten, Durch die von ihm erschaffne Schönheit, leiten.
[Abbildung]
Har-
Der Wieder-Schein.
Der Wieder-Schein. Nachdem B. bey Erblickung ſchoͤner, in einem klaren Waſſer ſich ſpiegelnder Baͤume A. zu deren Betrachtung aufzu- muntern geſucht.
A.
Du machſt von dieſem Schein und ſeiner Schoͤnheit mir So viele Wort’, und bringſt ſo viel Erzehlens fuͤr: Da dennoch alle Pracht nichts weſentlichs; ein Schein, Und weiter nichts.
B.
Dieß iſt zwar wahr; allein Mir dienet dieſer Schein ſelbſt durch die Nichtigkeit, Jndem er mich aufs Urbild fuͤhret, So leider, ungeacht’t der Schoͤn- und Seltenheit, Blos durch Gewohnheit mich bißhero nicht geruͤhret. Ja es liegt in der wandelbahren Klarheit Von dieſem Schein noch eine groͤſſre Wahrheit: Das Jrdiſche, ſo gleichfals fluͤcht- und nichtig, Sollt uns mit Recht, wie hier der Schein Uns auf das Urbild fuͤhrt, zu dem allein Unwandelbar- und weſentlichem Seyn, Dem Urſprung aller Herrlichkeiten, Durch die von ihm erſchaffne Schoͤnheit, leiten.
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Har-
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Der Wieder-Schein.
Der Wieder-Schein.
Nachdem B. bey Erblickung ſchoͤner, in einem
klaren Waſſer ſich ſpiegelnder Baͤume
A. zu deren Betrachtung aufzu-
muntern geſucht.
A. Du machſt von dieſem Schein und ſeiner Schoͤnheit
mir
So viele Wort’, und bringſt ſo viel Erzehlens fuͤr:
Da dennoch alle Pracht nichts weſentlichs; ein Schein,
Und weiter nichts.
B. Dieß iſt zwar wahr; allein
Mir dienet dieſer Schein ſelbſt durch die Nichtigkeit,
Jndem er mich aufs Urbild fuͤhret,
So leider, ungeacht’t der Schoͤn- und Seltenheit,
Blos durch Gewohnheit mich bißhero nicht geruͤhret.
Ja es liegt in der wandelbahren Klarheit
Von dieſem Schein noch eine groͤſſre Wahrheit:
Das Jrdiſche, ſo gleichfals fluͤcht- und nichtig,
Sollt uns mit Recht, wie hier der Schein
Uns auf das Urbild fuͤhrt, zu dem allein
Unwandelbar- und weſentlichem Seyn,
Dem Urſprung aller Herrlichkeiten,
Durch die von ihm erſchaffne Schoͤnheit, leiten.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/127>, abgerufen am 16.02.2025.
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