Hans stund des Morgens auf, und Mops sein Hund, zugleich; Hans zog die Kleider an, reckt' seinen Arm, und gähnte; Mops reckte, schüttelt' sich, und dehnte Nicht minder alle vier; gebacknen weissen Teig Aß Hans; da Mops nur blos vom schwartzem Brodte fraß. Mops tranck das Wasser roh, und Hans gekochtes Naß. Hans ging darauf ins Feld; Mops gleichfals. Hans be- schritte Ein Pferd; Mops aber nicht, er lief, und jener ritte, Biß daß der Mittag sie nach Hause wieder rief. Hans aß; Mops ebenfals. Wie Hans ein wenig schlief, Schlief Mops nicht weniger. Das schöne Sonnen-Licht Ward nicht von Hans beschaut, von Mops imgleichen nicht. Daß in der Frühlings-Zeit die Creatur so schön, Hat weder Hans noch Mops bemerckt und angesehn. Sie machten sich daraus nicht die geringste Freude. Durch wenig viel gesagt: sie schief- und wachten Beide; Sie trancken beide Naß; sie assen beide Brodt: Es lebten Hans und Mops; jetzt sind sie beide todt.
[Abbildung]
Be-
G 3
Hans und Mops.
Hans und Mops.
Hans ſtund des Morgens auf, und Mops ſein Hund, zugleich; Hans zog die Kleider an, reckt’ ſeinen Arm, und gaͤhnte; Mops reckte, ſchuͤttelt’ ſich, und dehnte Nicht minder alle vier; gebacknen weiſſen Teig Aß Hans; da Mops nur blos vom ſchwartzem Brodte fraß. Mops tranck das Waſſer roh, und Hans gekochtes Naß. Hans ging darauf ins Feld; Mops gleichfals. Hans be- ſchritte Ein Pferd; Mops aber nicht, er lief, und jener ritte, Biß daß der Mittag ſie nach Hauſe wieder rief. Hans aß; Mops ebenfals. Wie Hans ein wenig ſchlief, Schlief Mops nicht weniger. Das ſchoͤne Sonnen-Licht Ward nicht von Hans beſchaut, von Mops imgleichen nicht. Daß in der Fruͤhlings-Zeit die Creatur ſo ſchoͤn, Hat weder Hans noch Mops bemerckt und angeſehn. Sie machten ſich daraus nicht die geringſte Freude. Durch wenig viel geſagt: ſie ſchief- und wachten Beide; Sie trancken beide Naß; ſie aſſen beide Brodt: Es lebten Hans und Mops; jetzt ſind ſie beide todt.
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Hans und Mops.
Hans und Mops.
Hans ſtund des Morgens auf, und Mops ſein Hund,
zugleich;
Hans zog die Kleider an, reckt’ ſeinen Arm, und gaͤhnte;
Mops reckte, ſchuͤttelt’ ſich, und dehnte
Nicht minder alle vier; gebacknen weiſſen Teig
Aß Hans; da Mops nur blos vom ſchwartzem Brodte fraß.
Mops tranck das Waſſer roh, und Hans gekochtes Naß.
Hans ging darauf ins Feld; Mops gleichfals. Hans be-
ſchritte
Ein Pferd; Mops aber nicht, er lief, und jener ritte,
Biß daß der Mittag ſie nach Hauſe wieder rief.
Hans aß; Mops ebenfals. Wie Hans ein wenig ſchlief,
Schlief Mops nicht weniger. Das ſchoͤne Sonnen-Licht
Ward nicht von Hans beſchaut, von Mops imgleichen
nicht.
Daß in der Fruͤhlings-Zeit die Creatur ſo ſchoͤn,
Hat weder Hans noch Mops bemerckt und angeſehn.
Sie machten ſich daraus nicht die geringſte Freude.
Durch wenig viel geſagt: ſie ſchief- und wachten Beide;
Sie trancken beide Naß; ſie aſſen beide Brodt:
Es lebten Hans und Mops; jetzt ſind ſie beide todt.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/117>, abgerufen am 16.02.2025.
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