Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite

Natur-Kräffte, Gesetze und Eigensch. etc.

Wie alles, übertrifft, und, untern Waffen, zeigt,
Wie sehr Sein Helden-Geist die Helden übersteigt,
Die, bloß durch Stahl, berühmt; mir solch ein Schreiben
schickt,

Das nicht nur mich allein, nein alle, die es lesen,
(So gar den Neid, doch nur auf kurtze Zeit) entzückt.

Denn nie ist ein Gedicht vortrefflicher geschmückt,
Zu einem edlern Zweck verfertiget gewesen
Von so Durchlauchtger Hand.
Wie tieff sieht Seine Seel' ins Reich der Creatur!
Wie klar entdecket sie die sonst verborgne Spur
Von Dem, aus Dessen Wort die Creatur entspringet,
Der allenthalben ist! wann Er, wie folget, singet?

"Ja ja, es wallt in mir der Adern geistigs Blut,
"So offt die Wellen sich mit sanften Schlägen bre-
chen:
"Mich deucht, ich höre noch die Tropfen in der
Fluth
"Von ihres Schöpfers Macht sich lispelnde bespre-
chen.

Wie spornt Er mich nicht an, durch Seines Schreibens
Schluß,

Die einst erwehlte Bahn, den Schöpfer anzubeten
Jn Seiner Creatur, noch ferner zu betreten.
Den ich (doch halb beschämt) hier wiederholen muß:
"Beym Schlusse dieses Blats schliesst sich mein Her-
tze auf:
"Dein Nahm und Dein Verdienst bleibt bey mir un-
vergessen,

"Und

Natur-Kraͤffte, Geſetze und Eigenſch. ꝛc.

Wie alles, uͤbertrifft, und, untern Waffen, zeigt,
Wie ſehr Sein Helden-Geiſt die Helden uͤberſteigt,
Die, bloß durch Stahl, beruͤhmt; mir ſolch ein Schreiben
ſchickt,

Das nicht nur mich allein, nein alle, die es leſen,
(So gar den Neid, doch nur auf kurtze Zeit) entzuͤckt.

Denn nie iſt ein Gedicht vortrefflicher geſchmuͤckt,
Zu einem edlern Zweck verfertiget geweſen
Von ſo Durchlauchtger Hand.
Wie tieff ſieht Seine Seel’ ins Reich der Creatur!
Wie klar entdecket ſie die ſonſt verborgne Spur
Von Dem, aus Deſſen Wort die Creatur entſpringet,
Der allenthalben iſt! wann Er, wie folget, ſinget?

Ja ja, es wallt in mir der Adern geiſtigs Blut,
„So offt die Wellen ſich mit ſanften Schlaͤgen bre-
chen:
„Mich deucht, ich hoͤre noch die Tropfen in der
Fluth
„Von ihres Schoͤpfers Macht ſich liſpelnde beſpre-
chen.

Wie ſpornt Er mich nicht an, durch Seines Schreibens
Schluß,

Die einſt erwehlte Bahn, den Schoͤpfer anzubeten
Jn Seiner Creatur, noch ferner zu betreten.
Den ich (doch halb beſchaͤmt) hier wiederholen muß:
Beym Schluſſe dieſes Blats ſchlieſſt ſich mein Her-
tze auf:
„Dein Nahm und Dein Verdienſt bleibt bey mir un-
vergeſſen,

„Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="56">
              <l>
                <pb facs="#f0554" n="522"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Natur-Kra&#x0364;ffte, Ge&#x017F;etze und Eigen&#x017F;ch. &#xA75B;c.</hi> </fw>
              </l><lb/>
              <l>Wie alles, u&#x0364;bertrifft, und, untern Waffen, zeigt,</l><lb/>
              <l>Wie &#x017F;ehr Sein Helden-Gei&#x017F;t die Helden u&#x0364;ber&#x017F;teigt,</l><lb/>
              <l>Die, bloß durch Stahl, beru&#x0364;hmt; mir &#x017F;olch ein Schreiben<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chickt,</hi></l><lb/>
              <l>Das nicht nur mich allein, nein alle, die es le&#x017F;en,<lb/>
(So gar den Neid, doch nur auf kurtze Zeit) entzu&#x0364;ckt.</l><lb/>
              <l>Denn nie i&#x017F;t ein Gedicht vortrefflicher ge&#x017F;chmu&#x0364;ckt,</l><lb/>
              <l>Zu einem edlern Zweck verfertiget gewe&#x017F;en</l><lb/>
              <l>Von &#x017F;o Durchlauchtger Hand.</l><lb/>
              <l>Wie tieff &#x017F;ieht Seine Seel&#x2019; ins Reich der Creatur!</l><lb/>
              <l>Wie klar entdecket &#x017F;ie die &#x017F;on&#x017F;t verborgne Spur</l><lb/>
              <l>Von Dem, aus De&#x017F;&#x017F;en Wort die Creatur ent&#x017F;pringet,</l><lb/>
              <l>Der allenthalben i&#x017F;t! wann Er, wie folget, &#x017F;inget?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="57">
              <l>&#x201E;<hi rendition="#fr">Ja ja, es wallt in mir der Adern gei&#x017F;tigs Blut,<lb/>
&#x201E;So offt die Wellen &#x017F;ich mit &#x017F;anften Schla&#x0364;gen bre-<lb/><hi rendition="#et">chen:</hi><lb/>
&#x201E;Mich deucht, ich ho&#x0364;re noch die Tropfen in der<lb/><hi rendition="#et">Fluth</hi><lb/>
&#x201E;Von ihres Scho&#x0364;pfers Macht &#x017F;ich li&#x017F;pelnde be&#x017F;pre-<lb/><hi rendition="#et">chen.</hi></hi></l><lb/>
              <l>Wie &#x017F;pornt Er mich nicht an, durch Seines Schreibens<lb/><hi rendition="#et">Schluß,</hi></l><lb/>
              <l>Die ein&#x017F;t erwehlte Bahn, den Scho&#x0364;pfer anzubeten</l><lb/>
              <l>Jn Seiner Creatur, noch ferner zu betreten.</l><lb/>
              <l>Den ich (doch halb be&#x017F;cha&#x0364;mt) hier wiederholen muß:<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#fr">Beym Schlu&#x017F;&#x017F;e die&#x017F;es Blats &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;t &#x017F;ich mein Her-<lb/><hi rendition="#et">tze auf:</hi><lb/>
&#x201E;Dein Nahm und Dein Verdien&#x017F;t bleibt bey mir un-<lb/><hi rendition="#et">verge&#x017F;&#x017F;en,</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">&#x201E;Und</hi></fw><lb/></l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[522/0554] Natur-Kraͤffte, Geſetze und Eigenſch. ꝛc. Wie alles, uͤbertrifft, und, untern Waffen, zeigt, Wie ſehr Sein Helden-Geiſt die Helden uͤberſteigt, Die, bloß durch Stahl, beruͤhmt; mir ſolch ein Schreiben ſchickt, Das nicht nur mich allein, nein alle, die es leſen, (So gar den Neid, doch nur auf kurtze Zeit) entzuͤckt. Denn nie iſt ein Gedicht vortrefflicher geſchmuͤckt, Zu einem edlern Zweck verfertiget geweſen Von ſo Durchlauchtger Hand. Wie tieff ſieht Seine Seel’ ins Reich der Creatur! Wie klar entdecket ſie die ſonſt verborgne Spur Von Dem, aus Deſſen Wort die Creatur entſpringet, Der allenthalben iſt! wann Er, wie folget, ſinget? „Ja ja, es wallt in mir der Adern geiſtigs Blut, „So offt die Wellen ſich mit ſanften Schlaͤgen bre- chen: „Mich deucht, ich hoͤre noch die Tropfen in der Fluth „Von ihres Schoͤpfers Macht ſich liſpelnde beſpre- chen. Wie ſpornt Er mich nicht an, durch Seines Schreibens Schluß, Die einſt erwehlte Bahn, den Schoͤpfer anzubeten Jn Seiner Creatur, noch ferner zu betreten. Den ich (doch halb beſchaͤmt) hier wiederholen muß: „Beym Schluſſe dieſes Blats ſchlieſſt ſich mein Her- tze auf: „Dein Nahm und Dein Verdienſt bleibt bey mir un- vergeſſen, „Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/554
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/554>, abgerufen am 30.04.2024.