Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite
verschiedener herrl. Geschöpfe GOttes.
Wo noch etwas auf der Welt GOtt-gefälliges zu finden,
Jsts vermuthlich eine Seele, die Sein Werck mit Lust erblickt:
Weil, nebst einem fröhlichen Danck-geflissenen Empfinden,
Von den herrlichen Geschöpfen sich in sie ein Bildniß drückt,
Welches alles doppelt zeigt. Wird ein menschliches Ge-
sicht,
Durch der Farben Harmonie, blos durch Schatten und durch
Licht,
Jn geschilderten Copien der Natur, vergnügt, ergetzet,
Und, durch wol gemischten Staub, offt in süsse Lust gesetzet;
Sollte denn den grossen Schöpfer eine lebende Copie
Seiner wunderbaren Wercke, in der Menschen Geist, nicht
rühren?
Sollt' Er, der ja nichts als Liebe, gleicher Weis' aus Lie-
be, sie
Nicht mit einer zärtlichen väterlichen Lust verspühren?
Und, da selbige nicht minder, als ihr Urbild, Wunder-schön,
Sie so lieb nicht, als das Urbild, ja wol gar noch lieber,
sehn?
Ehr-Furcht, Andacht, Gegen-Liebe, Zärtlichkeit, Lust, Danck-
barkeit,
Sind der Seelen schöne Farben, woraus, wann sie mit den
Bildern
Der Geschöpfe sich verbinden, sie, bis zur Vollkommenheit,
Wolgefällige Gemählde, Dem zur Freud und Ehre schildern,
Dessen Weisheit sonder Grentzen, dessen Macht nicht zu er-
messen.
O! wie muß denn deine Seele, Weis- und Grosser
Printz von Hessen,
Dem unendlichen Monarchen, ein so werther Spiegel
seyn,
Worin Seiner Allmacht Glantz, Seiner Lieb' und Weisheit
Schein
Jn
B 4
verſchiedener herrl. Geſchoͤpfe GOttes.
Wo noch etwas auf der Welt GOtt-gefaͤlliges zu finden,
Jſts vermuthlich eine Seele, die Sein Werck mit Luſt erblickt:
Weil, nebſt einem froͤhlichen Danck-gefliſſenen Empfinden,
Von den herrlichen Geſchoͤpfen ſich in ſie ein Bildniß druͤckt,
Welches alles doppelt zeigt. Wird ein menſchliches Ge-
ſicht,
Durch der Farben Harmonie, blos durch Schatten und durch
Licht,
Jn geſchilderten Copien der Natur, vergnuͤgt, ergetzet,
Und, durch wol gemiſchten Staub, offt in ſuͤſſe Luſt geſetzet;
Sollte denn den groſſen Schoͤpfer eine lebende Copie
Seiner wunderbaren Wercke, in der Menſchen Geiſt, nicht
ruͤhren?
Sollt’ Er, der ja nichts als Liebe, gleicher Weiſ’ aus Lie-
be, ſie
Nicht mit einer zaͤrtlichen vaͤterlichen Luſt verſpuͤhren?
Und, da ſelbige nicht minder, als ihr Urbild, Wunder-ſchoͤn,
Sie ſo lieb nicht, als das Urbild, ja wol gar noch lieber,
ſehn?
Ehr-Furcht, Andacht, Gegen-Liebe, Zaͤrtlichkeit, Luſt, Danck-
barkeit,
Sind der Seelen ſchoͤne Farben, woraus, wann ſie mit den
Bildern
Der Geſchoͤpfe ſich verbinden, ſie, bis zur Vollkommenheit,
Wolgefaͤllige Gemaͤhlde, Dem zur Freud und Ehre ſchildern,
Deſſen Weisheit ſonder Grentzen, deſſen Macht nicht zu er-
meſſen.
O! wie muß denn deine Seele, Weiſ- und Groſſer
Printz von Heſſen,
Dem unendlichen Monarchen, ein ſo werther Spiegel
ſeyn,
Worin Seiner Allmacht Glantz, Seiner Lieb’ und Weisheit
Schein
Jn
B 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0055" n="23"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">ver&#x017F;chiedener herrl. Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe GOttes.</hi> </fw><lb/>
            <l>Wo noch etwas auf der Welt GOtt-gefa&#x0364;lliges zu finden,</l><lb/>
            <l>J&#x017F;ts vermuthlich eine Seele, die Sein Werck mit Lu&#x017F;t erblickt:</l><lb/>
            <l>Weil, neb&#x017F;t einem fro&#x0364;hlichen Danck-gefli&#x017F;&#x017F;enen Empfinden,</l><lb/>
            <l>Von den herrlichen Ge&#x017F;cho&#x0364;pfen &#x017F;ich in &#x017F;ie ein Bildniß dru&#x0364;ckt,</l><lb/>
            <l>Welches alles doppelt zeigt. Wird ein men&#x017F;chliches Ge-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;icht,</hi> </l><lb/>
            <l>Durch der Farben Harmonie, blos durch Schatten und durch</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Licht,</hi> </l><lb/>
            <l>Jn ge&#x017F;childerten Copien der Natur, vergnu&#x0364;gt, ergetzet,</l><lb/>
            <l>Und, durch wol gemi&#x017F;chten Staub, offt in &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Lu&#x017F;t ge&#x017F;etzet;</l><lb/>
            <l>Sollte denn den gro&#x017F;&#x017F;en Scho&#x0364;pfer eine lebende Copie</l><lb/>
            <l>Seiner wunderbaren Wercke, in der Men&#x017F;chen Gei&#x017F;t, nicht</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ru&#x0364;hren?</hi> </l><lb/>
            <l>Sollt&#x2019; Er, der ja nichts als Liebe, gleicher Wei&#x017F;&#x2019; aus Lie-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">be, &#x017F;ie</hi> </l><lb/>
            <l>Nicht mit einer za&#x0364;rtlichen va&#x0364;terlichen Lu&#x017F;t ver&#x017F;pu&#x0364;hren?</l><lb/>
            <l>Und, da &#x017F;elbige nicht minder, als ihr Urbild, Wunder-&#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;o lieb nicht, als das Urbild, ja wol gar noch lieber,</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;ehn?</hi> </l><lb/>
            <l>Ehr-Furcht, Andacht, Gegen-Liebe, Za&#x0364;rtlichkeit, Lu&#x017F;t, Danck-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">barkeit,</hi> </l><lb/>
            <l>Sind der Seelen &#x017F;cho&#x0364;ne Farben, woraus, wann &#x017F;ie mit den</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Bildern</hi> </l><lb/>
            <l>Der Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe &#x017F;ich verbinden, &#x017F;ie, bis zur Vollkommenheit,</l><lb/>
            <l>Wolgefa&#x0364;llige Gema&#x0364;hlde, Dem zur Freud und Ehre &#x017F;childern,</l><lb/>
            <l>De&#x017F;&#x017F;en Weisheit &#x017F;onder Grentzen, de&#x017F;&#x017F;en Macht nicht zu er-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">me&#x017F;&#x017F;en.</hi> </l><lb/>
            <l>O! wie muß denn deine Seele, Wei&#x017F;- und Gro&#x017F;&#x017F;er</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Printz von He&#x017F;&#x017F;en,</hi> </hi> </l><lb/>
            <l><hi rendition="#fr">Dem unendlichen Monarchen,</hi> ein &#x017F;o werther Spiegel</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;eyn,</hi> </l><lb/>
            <l>Worin Seiner Allmacht Glantz, Seiner Lieb&#x2019; und Weisheit</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Schein</hi> </l><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">B 4</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Jn</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0055] verſchiedener herrl. Geſchoͤpfe GOttes. Wo noch etwas auf der Welt GOtt-gefaͤlliges zu finden, Jſts vermuthlich eine Seele, die Sein Werck mit Luſt erblickt: Weil, nebſt einem froͤhlichen Danck-gefliſſenen Empfinden, Von den herrlichen Geſchoͤpfen ſich in ſie ein Bildniß druͤckt, Welches alles doppelt zeigt. Wird ein menſchliches Ge- ſicht, Durch der Farben Harmonie, blos durch Schatten und durch Licht, Jn geſchilderten Copien der Natur, vergnuͤgt, ergetzet, Und, durch wol gemiſchten Staub, offt in ſuͤſſe Luſt geſetzet; Sollte denn den groſſen Schoͤpfer eine lebende Copie Seiner wunderbaren Wercke, in der Menſchen Geiſt, nicht ruͤhren? Sollt’ Er, der ja nichts als Liebe, gleicher Weiſ’ aus Lie- be, ſie Nicht mit einer zaͤrtlichen vaͤterlichen Luſt verſpuͤhren? Und, da ſelbige nicht minder, als ihr Urbild, Wunder-ſchoͤn, Sie ſo lieb nicht, als das Urbild, ja wol gar noch lieber, ſehn? Ehr-Furcht, Andacht, Gegen-Liebe, Zaͤrtlichkeit, Luſt, Danck- barkeit, Sind der Seelen ſchoͤne Farben, woraus, wann ſie mit den Bildern Der Geſchoͤpfe ſich verbinden, ſie, bis zur Vollkommenheit, Wolgefaͤllige Gemaͤhlde, Dem zur Freud und Ehre ſchildern, Deſſen Weisheit ſonder Grentzen, deſſen Macht nicht zu er- meſſen. O! wie muß denn deine Seele, Weiſ- und Groſſer Printz von Heſſen, Dem unendlichen Monarchen, ein ſo werther Spiegel ſeyn, Worin Seiner Allmacht Glantz, Seiner Lieb’ und Weisheit Schein Jn B 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/55
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/55>, abgerufen am 03.05.2024.