Ja, indem der GOTTHEIT Schein mich bestrahlet, komm ich mir, Durch die Kleinheit selbst vergrössert, nun erst recht ver- nünftig für. Eben dadurch, daß mein Geist sich zu GOTTES Grösse lencken, Auch, daß alles aus Jhm fliesst, und von Jhm beherrscht wird, dencken, Sehen und bewundern kann; wird mir hell und klar ge- zeiget, Wie das Wesen meiner Seele alles dieß weit übersteiget.
Spann denn ferner deine Kräffte, Seele, Dem zu Eh- ren, an, Dem der Himmel Himmel Kräffte und der Abgrund un- terthan. Daß nun von den Feuer-Theilen, die nur bloß auf unsrer Erden, Jn so ungeheurer Anzahl wircklich angetroffen werden, Nicht die gantze Welt verbrennet, wie wir, daß es leicht geschehn Und verrichtet werden könnte, an Entzündungs-Gläsern sehn: Dieses, sag' ich, ist ein Wunder, das fast alles übersteiget, Und das uns die nahe Krafft einer Gottheit klärer zeiget, Als sonst etwas auf der Welt. Der gefressig-scharffen Wuth Der unruhigen Gewalt, und der nimmer satten Glut Ungezähmt- und wilder Macht, eine Macht entgegen setzen, Die sie zwinget, dämpft und zähmt, ist ein Wunder, welches wehrt, Daß man Den, Der solches wircket, ewig lobt und ewig ehrt.
Würden aber auch die Theile, die so fest, so dicht vereint, Als im Holtz, im Torff und Kohlen, nicht zu unserm Nutz verkleint;
Kön-
bey dem 1731. Jahrs-Wechſel betrachtet.
Ja, indem der GOTTHEIT Schein mich beſtrahlet, komm ich mir, Durch die Kleinheit ſelbſt vergroͤſſert, nun erſt recht ver- nuͤnftig fuͤr. Eben dadurch, daß mein Geiſt ſich zu GOTTES Groͤſſe lencken, Auch, daß alles aus Jhm flieſſt, und von Jhm beherrſcht wird, dencken, Sehen und bewundern kann; wird mir hell und klar ge- zeiget, Wie das Weſen meiner Seele alles dieß weit uͤberſteiget.
Spann denn ferner deine Kraͤffte, Seele, Dem zu Eh- ren, an, Dem der Himmel Himmel Kraͤffte und der Abgrund un- terthan. Daß nun von den Feuer-Theilen, die nur bloß auf unſrer Erden, Jn ſo ungeheurer Anzahl wircklich angetroffen werden, Nicht die gantze Welt verbrennet, wie wir, daß es leicht geſchehn Und verrichtet werden koͤnnte, an Entzuͤndungs-Glaͤſern ſehn: Dieſes, ſag’ ich, iſt ein Wunder, das faſt alles uͤberſteiget, Und das uns die nahe Krafft einer Gottheit klaͤrer zeiget, Als ſonſt etwas auf der Welt. Der gefreſſig-ſcharffen Wuth Der unruhigen Gewalt, und der nimmer ſatten Glut Ungezaͤhmt- und wilder Macht, eine Macht entgegen ſetzen, Die ſie zwinget, daͤmpft und zaͤhmt, iſt ein Wunder, welches wehrt, Daß man Den, Der ſolches wircket, ewig lobt und ewig ehrt.
Wuͤrden aber auch die Theile, die ſo feſt, ſo dicht vereint, Als im Holtz, im Torff und Kohlen, nicht zu unſerm Nutz verkleint;
Koͤn-
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bey dem 1731. Jahrs-Wechſel betrachtet.
Ja, indem der GOTTHEIT Schein mich beſtrahlet, komm
ich mir,
Durch die Kleinheit ſelbſt vergroͤſſert, nun erſt recht ver-
nuͤnftig fuͤr.
Eben dadurch, daß mein Geiſt ſich zu GOTTES Groͤſſe
lencken,
Auch, daß alles aus Jhm flieſſt, und von Jhm beherrſcht
wird, dencken,
Sehen und bewundern kann; wird mir hell und klar ge-
zeiget,
Wie das Weſen meiner Seele alles dieß weit uͤberſteiget.
Spann denn ferner deine Kraͤffte, Seele, Dem zu Eh-
ren, an,
Dem der Himmel Himmel Kraͤffte und der Abgrund un-
terthan.
Daß nun von den Feuer-Theilen, die nur bloß auf unſrer
Erden,
Jn ſo ungeheurer Anzahl wircklich angetroffen werden,
Nicht die gantze Welt verbrennet, wie wir, daß es leicht
geſchehn
Und verrichtet werden koͤnnte, an Entzuͤndungs-Glaͤſern ſehn:
Dieſes, ſag’ ich, iſt ein Wunder, das faſt alles uͤberſteiget,
Und das uns die nahe Krafft einer Gottheit klaͤrer zeiget,
Als ſonſt etwas auf der Welt. Der gefreſſig-ſcharffen Wuth
Der unruhigen Gewalt, und der nimmer ſatten Glut
Ungezaͤhmt- und wilder Macht, eine Macht entgegen ſetzen,
Die ſie zwinget, daͤmpft und zaͤhmt, iſt ein Wunder, welches
wehrt,
Daß man Den, Der ſolches wircket, ewig lobt und ewig ehrt.
Wuͤrden aber auch die Theile, die ſo feſt, ſo dicht vereint,
Als im Holtz, im Torff und Kohlen, nicht zu unſerm Nutz
verkleint;
Koͤn-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/543>, abgerufen am 23.07.2024.
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