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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

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verschiedener herrl. Geschöpfe GOttes.
Wie ich nun, durch alle Schönheit halb entzückt und ausser
mir,
GOtt zum Ruhm, so Hertz als Auge voller Brunst, gen
Himmel schickte;
Stutzt' aufs neue Blick und Hertz. Weil des Firmaments-
Sapphir
Mir ein neues Wunder zeigte, voller Schönheit; Jch
erblickte
Den erst aufgegangnen Mond: Sein hell gläntzend Silber
drückte
Den von aller Strahlen Urquell allererst empfangnen
Schein,
Seine Pracht auch zu verdoppeln, ebenfalls den Fluthen ein.
Stelle dir, geliebter Leser, mein Ergetzen, meine Freude,
Meine Wonne, mein Vergnügen, in dem schönen Welt-Ge-
bäude,
Ob so mannigfaltgen Wundern, ob der Herrlichkeit und
Zier
So viel herrlicher Geschöpfe, doch noch mehr den Schöpfer
für:
Der die Erde, Fluth und Himmel, der die Sonne, der die
Welt,
Ja viel Millionen schuff; sie in solcher Ordnung hält,
Daß, nach solcher langen Zeit, daß, nach so viel tausend
Jahren,
Sie so schön und kräfftig noch, als sie ie gewesen, waren.
Noch, da ich aufs neu erwege den erblickten Wunder-
Schein,
Fühl' ich süsse Regungen auch aufs neu in mir entspriessen,
Und es lässt mein Auge drüber wircklich Frenden-Thränen
fliessen.
Mögte dir, bey der Erzehlung, doch wie mir, zu Muthe seyn!
Kaum
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verſchiedener herrl. Geſchoͤpfe GOttes.
Wie ich nun, durch alle Schoͤnheit halb entzuͤckt und auſſer
mir,
GOtt zum Ruhm, ſo Hertz als Auge voller Brunſt, gen
Himmel ſchickte;
Stutzt’ aufs neue Blick und Hertz. Weil des Firmaments-
Sapphir
Mir ein neues Wunder zeigte, voller Schoͤnheit; Jch
erblickte
Den erſt aufgegangnen Mond: Sein hell glaͤntzend Silber
druͤckte
Den von aller Strahlen Urquell allererſt empfangnen
Schein,
Seine Pracht auch zu verdoppeln, ebenfalls den Fluthen ein.
Stelle dir, geliebter Leſer, mein Ergetzen, meine Freude,
Meine Wonne, mein Vergnuͤgen, in dem ſchoͤnen Welt-Ge-
baͤude,
Ob ſo mannigfaltgen Wundern, ob der Herrlichkeit und
Zier
So viel herrlicher Geſchoͤpfe, doch noch mehr den Schoͤpfer
fuͤr:
Der die Erde, Fluth und Himmel, der die Sonne, der die
Welt,
Ja viel Millionen ſchuff; ſie in ſolcher Ordnung haͤlt,
Daß, nach ſolcher langen Zeit, daß, nach ſo viel tauſend
Jahren,
Sie ſo ſchoͤn und kraͤfftig noch, als ſie ie geweſen, waren.
Noch, da ich aufs neu erwege den erblickten Wunder-
Schein,
Fuͤhl’ ich ſuͤſſe Regungen auch aufs neu in mir entſprieſſen,
Und es laͤſſt mein Auge druͤber wircklich Frenden-Thraͤnen
flieſſen.
Moͤgte dir, bey der Erzehlung, doch wie mir, zu Muthe ſeyn!
Kaum
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[21/0053] verſchiedener herrl. Geſchoͤpfe GOttes. Wie ich nun, durch alle Schoͤnheit halb entzuͤckt und auſſer mir, GOtt zum Ruhm, ſo Hertz als Auge voller Brunſt, gen Himmel ſchickte; Stutzt’ aufs neue Blick und Hertz. Weil des Firmaments- Sapphir Mir ein neues Wunder zeigte, voller Schoͤnheit; Jch erblickte Den erſt aufgegangnen Mond: Sein hell glaͤntzend Silber druͤckte Den von aller Strahlen Urquell allererſt empfangnen Schein, Seine Pracht auch zu verdoppeln, ebenfalls den Fluthen ein. Stelle dir, geliebter Leſer, mein Ergetzen, meine Freude, Meine Wonne, mein Vergnuͤgen, in dem ſchoͤnen Welt-Ge- baͤude, Ob ſo mannigfaltgen Wundern, ob der Herrlichkeit und Zier So viel herrlicher Geſchoͤpfe, doch noch mehr den Schoͤpfer fuͤr: Der die Erde, Fluth und Himmel, der die Sonne, der die Welt, Ja viel Millionen ſchuff; ſie in ſolcher Ordnung haͤlt, Daß, nach ſolcher langen Zeit, daß, nach ſo viel tauſend Jahren, Sie ſo ſchoͤn und kraͤfftig noch, als ſie ie geweſen, waren. Noch, da ich aufs neu erwege den erblickten Wunder- Schein, Fuͤhl’ ich ſuͤſſe Regungen auch aufs neu in mir entſprieſſen, Und es laͤſſt mein Auge druͤber wircklich Frenden-Thraͤnen flieſſen. Moͤgte dir, bey der Erzehlung, doch wie mir, zu Muthe ſeyn! Kaum B 3

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/53>, abgerufen am 22.11.2024.