Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.bey dem 1731. Jahres-Wechsel betrachtet. Der Danck, das Lob nun, welches wir, O wunderthätger Schöpfer, Dir, Bey dieser Wechsel-Zeit, da sich das Jahr erneuet, Und da die neue Nachbarschafft Der, bloß allein durch Deines Willens Krafft Gewordnen Sonnen, uns mit Wärm' und Licht erfreuet, Für so viel Gnad und Huld zu geben, Und darzulegen uns bestreben; Soll dieses mahl darin bestehn: Jm Reiche der Natur verschiednes anzusehn, Wodurch, in Lufft und Fluth und auf der Erden, Erstaunens-würdige Bewegungen geschehn, Und alle, Dir zum Ruhm, o HERR! verrichtet werden. Da alle Regungen nur bloß allein, O aller Kräffte Krafft, durch Dich verrichtet seyn; Was können denn der Menschen Seelen Für einen edlern Endzweck wehlen? Wie können wir doch des Verstandes Kräffte, Womit der Schöpfer sie beschenckt, Und die er nicht von ungefehr gegeben, Zu einem GOTT-gefälligern Geschäffte Hier anzuwenden uns bestreben; Als wenn man Geist und Witz in Seine Wercke sencket, Die Ordnungen, wodurch Er alles lencket, Und der Natur Bewegungen, bedencket; Wodurch, alhier in unsrer Welt Sowol, als in der allgemeinen, Erstaunens-würdige Verrichtungen erscheinen: Wodurch das, was Er schuff, sich wunderbar erhält. Auf
bey dem 1731. Jahres-Wechſel betrachtet. Der Danck, das Lob nun, welches wir, O wunderthaͤtger Schoͤpfer, Dir, Bey dieſer Wechſel-Zeit, da ſich das Jahr erneuet, Und da die neue Nachbarſchafft Der, bloß allein durch Deines Willens Krafft Gewordnen Sonnen, uns mit Waͤrm’ und Licht erfreuet, Fuͤr ſo viel Gnad und Huld zu geben, Und darzulegen uns beſtreben; Soll dieſes mahl darin beſtehn: Jm Reiche der Natur verſchiednes anzuſehn, Wodurch, in Lufft und Fluth und auf der Erden, Erſtaunens-wuͤrdige Bewegungen geſchehn, Und alle, Dir zum Ruhm, o HERR! verrichtet werden. Da alle Regungen nur bloß allein, O aller Kraͤffte Krafft, durch Dich verrichtet ſeyn; Was koͤnnen denn der Menſchen Seelen Fuͤr einen edlern Endzweck wehlen? Wie koͤnnen wir doch des Verſtandes Kraͤffte, Womit der Schoͤpfer ſie beſchenckt, Und die er nicht von ungefehr gegeben, Zu einem GOTT-gefaͤlligern Geſchaͤffte Hier anzuwenden uns beſtreben; Als wenn man Geiſt und Witz in Seine Wercke ſencket, Die Ordnungen, wodurch Er alles lencket, Und der Natur Bewegungen, bedencket; Wodurch, alhier in unſrer Welt Sowol, als in der allgemeinen, Erſtaunens-wuͤrdige Verrichtungen erſcheinen: Wodurch das, was Er ſchuff, ſich wunderbar erhaͤlt. Auf
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bey dem 1731. Jahres-Wechſel betrachtet.
Der Danck, das Lob nun, welches wir,
O wunderthaͤtger Schoͤpfer, Dir,
Bey dieſer Wechſel-Zeit, da ſich das Jahr erneuet,
Und da die neue Nachbarſchafft
Der, bloß allein durch Deines Willens Krafft
Gewordnen Sonnen, uns mit Waͤrm’ und Licht erfreuet,
Fuͤr ſo viel Gnad und Huld zu geben,
Und darzulegen uns beſtreben;
Soll dieſes mahl darin beſtehn:
Jm Reiche der Natur verſchiednes anzuſehn,
Wodurch, in Lufft und Fluth und auf der Erden,
Erſtaunens-wuͤrdige Bewegungen geſchehn,
Und alle, Dir zum Ruhm, o HERR! verrichtet werden.
Da alle Regungen nur bloß allein,
O aller Kraͤffte Krafft, durch Dich verrichtet ſeyn;
Was koͤnnen denn der Menſchen Seelen
Fuͤr einen edlern Endzweck wehlen?
Wie koͤnnen wir doch des Verſtandes Kraͤffte,
Womit der Schoͤpfer ſie beſchenckt,
Und die er nicht von ungefehr gegeben,
Zu einem GOTT-gefaͤlligern Geſchaͤffte
Hier anzuwenden uns beſtreben;
Als wenn man Geiſt und Witz in Seine Wercke ſencket,
Die Ordnungen, wodurch Er alles lencket,
Und der Natur Bewegungen, bedencket;
Wodurch, alhier in unſrer Welt
Sowol, als in der allgemeinen,
Erſtaunens-wuͤrdige Verrichtungen erſcheinen:
Wodurch das, was Er ſchuff, ſich wunderbar erhaͤlt.
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