Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.
Absonderlich sagt meine Seele Dir, O grosser Richter aller Dinge, Jn tieffster Ehr-Furcht Danck, daß Deine Gnade mir Das schwere Richter-Amt, wie schwach und wie geringe Auch mein Vermögen war, doch so verwalten lassen, Daß ich, so viel als mir bewust, Das Recht, aufs wenigste Mit Vorsatz, nie für iemand beugete. Jch muß dafür, sowol als daß Du vor Gefahren, Und vieler Wiedrigkeit, mich zu bewahren, So gnädig würdigtest, Dir ernstlich danckbar seyn. Denn selbst die Fähigkeit, was Böses zu vermeiden, Kommt ja von Dir allein. Vergieb mir doch dabey, wenn ich aus Leidenschaft, Aus Schwachheit, oder sonst, im Urtheln, im Entscheiden, Bald hier bald dort gefehlt. Ach! mehre doch die Krafft Der Einsicht künft'ges Jahr! daß ich ie mehr und mehr, Zu
Abſonderlich ſagt meine Seele Dir, O groſſer Richter aller Dinge, Jn tieffſter Ehr-Furcht Danck, daß Deine Gnade mir Das ſchwere Richter-Amt, wie ſchwach und wie geringe Auch mein Vermoͤgen war, doch ſo verwalten laſſen, Daß ich, ſo viel als mir bewuſt, Das Recht, aufs wenigſte Mit Vorſatz, nie fuͤr iemand beugete. Jch muß dafuͤr, ſowol als daß Du vor Gefahren, Und vieler Wiedrigkeit, mich zu bewahren, So gnaͤdig wuͤrdigteſt, Dir ernſtlich danckbar ſeyn. Denn ſelbſt die Faͤhigkeit, was Boͤſes zu vermeiden, Kommt ja von Dir allein. Vergieb mir doch dabey, wenn ich aus Leidenſchaft, Aus Schwachheit, oder ſonſt, im Urtheln, im Entſcheiden, Bald hier bald dort gefehlt. Ach! mehre doch die Krafft Der Einſicht kuͤnft’ges Jahr! daß ich ie mehr und mehr, Zu
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Das Vergangene,
Recht eine Frey-Stadt abgegeben;
So daß nunmehr ein ieder frey,
Daß GOTTES Werck | ohn’ Ende ſey,
Wird, ſonder Furcht der| Ketzerey,
Zu GOTTES Ehren, lehren koͤnnen.
Ach! laß dadurch der wahren Andacht Glut
Jn vieler Leſer Hertzen brennen!
Abſonderlich ſagt meine Seele Dir,
O groſſer Richter aller Dinge,
Jn tieffſter Ehr-Furcht Danck, daß Deine Gnade mir
Das ſchwere Richter-Amt, wie ſchwach und wie geringe
Auch mein Vermoͤgen war, doch ſo verwalten laſſen,
Daß ich, ſo viel als mir bewuſt,
Das Recht, aufs wenigſte
Mit Vorſatz, nie fuͤr iemand beugete.
Jch muß dafuͤr, ſowol als daß Du vor Gefahren,
Und vieler Wiedrigkeit, mich zu bewahren,
So gnaͤdig wuͤrdigteſt, Dir ernſtlich danckbar ſeyn.
Denn ſelbſt die Faͤhigkeit, was Boͤſes zu vermeiden,
Kommt ja von Dir allein.
Vergieb mir doch dabey, wenn ich aus Leidenſchaft,
Aus Schwachheit, oder ſonſt, im Urtheln, im Entſcheiden,
Bald hier bald dort gefehlt. Ach! mehre doch die Krafft
Der Einſicht kuͤnft’ges Jahr! daß ich ie mehr und mehr,
Zu
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