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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

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Betr. der Gestalt der Erde beym Ende etc.

Wer glaubte wol, wenn er es sonst nicht wüste,
Und der Erfahrung weichen müste,
Daß die morastige Gestalt
Der faulen Erde sich in solchen Schmuck verkehren,
Viel Millionen Frücht' und Bluhmen uns gebähren,
So lieblich prangen würd', und zwar so bald!

Laß dieses uns denn doch ein lehrend Beyspiel seyn,
Die wiederbellende Vernunst zu überführen,
Daß, wenn auch wir, im Sarg, der Cörper Schmuck und
Schein

Durch Fäulniß, Moder, Wust und Würmer Zahn verlieren,
Wir darüm doch auf eine gleiche Weise,
Dem Schöpfer der Natur zum Preise,
Als Dem es ja an Macht und Liebe nicht gebricht,
Jn jenes seelgen Lebens Lentzen
Geschmückt, verherrlichet, in einem ew'gen Licht,
Und unvergänglicher Verklärung, werden gläntzen.


Das

Betr. der Geſtalt der Erde beym Ende ꝛc.

Wer glaubte wol, wenn er es ſonſt nicht wuͤſte,
Und der Erfahrung weichen muͤſte,
Daß die moraſtige Geſtalt
Der faulen Erde ſich in ſolchen Schmuck verkehren,
Viel Millionen Fruͤcht’ und Bluhmen uns gebaͤhren,
So lieblich prangen wuͤrd’, und zwar ſo bald!

Laß dieſes uns denn doch ein lehrend Beyſpiel ſeyn,
Die wiederbellende Vernunſt zu uͤberfuͤhren,
Daß, wenn auch wir, im Sarg, der Coͤrper Schmuck und
Schein

Durch Faͤulniß, Moder, Wuſt und Wuͤrmer Zahn verlieren,
Wir daruͤm doch auf eine gleiche Weiſe,
Dem Schoͤpfer der Natur zum Preiſe,
Als Dem es ja an Macht und Liebe nicht gebricht,
Jn jenes ſeelgen Lebens Lentzen
Geſchmuͤckt, verherrlichet, in einem ew’gen Licht,
Und unvergaͤnglicher Verklaͤrung, werden glaͤntzen.


Das
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[434/0466] Betr. der Geſtalt der Erde beym Ende ꝛc. Wer glaubte wol, wenn er es ſonſt nicht wuͤſte, Und der Erfahrung weichen muͤſte, Daß die moraſtige Geſtalt Der faulen Erde ſich in ſolchen Schmuck verkehren, Viel Millionen Fruͤcht’ und Bluhmen uns gebaͤhren, So lieblich prangen wuͤrd’, und zwar ſo bald! Laß dieſes uns denn doch ein lehrend Beyſpiel ſeyn, Die wiederbellende Vernunſt zu uͤberfuͤhren, Daß, wenn auch wir, im Sarg, der Coͤrper Schmuck und Schein Durch Faͤulniß, Moder, Wuſt und Wuͤrmer Zahn verlieren, Wir daruͤm doch auf eine gleiche Weiſe, Dem Schoͤpfer der Natur zum Preiſe, Als Dem es ja an Macht und Liebe nicht gebricht, Jn jenes ſeelgen Lebens Lentzen Geſchmuͤckt, verherrlichet, in einem ew’gen Licht, Und unvergaͤnglicher Verklaͤrung, werden glaͤntzen. Das

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/466>, abgerufen am 22.12.2024.