Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Fremde Gewächse. Fremde Gewächse. Will iemand, in der Bluhm- und in der Pflantzen Heere, Des Schöpfers Finger deutlich sehn; Der muß in deinen Garten gehn, Von Spreckelsen, du Zierde, Ruhm und Ehre Von Deiner Vater-Stadt; der Du aus Asia, Aus Africa, wie auch America Viel tausend seltene Gewächse zeigst und nährest; Wodurch Du Dein- und ihren Schöpfer ehrest. Wie ich so grosse Meng' erblickte, Mit welcher bunten Zierlichkeit, Mit welcher Farben Glantz und Schein, Mit welcher Bildung Unterscheid Sie die Natur so unnachahmbar schmückte; Nahm mich fürwahr ein heiligs Schaudern ein. Die Seele ward auf eine neue Weise, Dem Schöpfer der Natur zum Preise, Jndem sie auf einmahl so viele Wunder spühret, Wie sie bisher noch nie gerühret war, gerühret. Mein gantzes Wesen ward beweget: Es drang sich durch mein Aug, in tausendfachem Schein, Solch eine Menge Zierlichkeiten, Solch eine grosse Zahl Vollkommenheiten Auf einmahl in die Seel', als wie ein Strahl, hinein, Befeurete mein Blut, daß es dadurch erreget, Jn seinem Circkel-Lauff, für Anmuth, schneller floß, Und, mit erneuter Krafft, durch seine Gänge schoß. Der A a 4
Fremde Gewaͤchſe. Fremde Gewaͤchſe. Will iemand, in der Bluhm- und in der Pflantzen Heere, Des Schoͤpfers Finger deutlich ſehn; Der muß in deinen Garten gehn, Von Spreckelſen, du Zierde, Ruhm und Ehre Von Deiner Vater-Stadt; der Du aus Aſia, Aus Africa, wie auch America Viel tauſend ſeltene Gewaͤchſe zeigſt und naͤhreſt; Wodurch Du Dein- und ihren Schoͤpfer ehreſt. Wie ich ſo groſſe Meng’ erblickte, Mit welcher bunten Zierlichkeit, Mit welcher Farben Glantz und Schein, Mit welcher Bildung Unterſcheid Sie die Natur ſo unnachahmbar ſchmuͤckte; Nahm mich fuͤrwahr ein heiligs Schaudern ein. Die Seele ward auf eine neue Weiſe, Dem Schoͤpfer der Natur zum Preiſe, Jndem ſie auf einmahl ſo viele Wunder ſpuͤhret, Wie ſie bisher noch nie geruͤhret war, geruͤhret. Mein gantzes Weſen ward beweget: Es drang ſich durch mein Aug, in tauſendfachem Schein, Solch eine Menge Zierlichkeiten, Solch eine groſſe Zahl Vollkommenheiten Auf einmahl in die Seel’, als wie ein Strahl, hinein, Befeurete mein Blut, daß es dadurch erreget, Jn ſeinem Circkel-Lauff, fuͤr Anmuth, ſchneller floß, Und, mit erneuter Krafft, durch ſeine Gaͤnge ſchoß. Der A a 4
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Fremde Gewaͤchſe.
Fremde Gewaͤchſe.
Will iemand, in der Bluhm- und in der Pflantzen
Heere,
Des Schoͤpfers Finger deutlich ſehn;
Der muß in deinen Garten gehn,
Von Spreckelſen, du Zierde, Ruhm und Ehre
Von Deiner Vater-Stadt; der Du aus Aſia,
Aus Africa, wie auch America
Viel tauſend ſeltene Gewaͤchſe zeigſt und naͤhreſt;
Wodurch Du Dein- und ihren Schoͤpfer ehreſt.
Wie ich ſo groſſe Meng’ erblickte,
Mit welcher bunten Zierlichkeit,
Mit welcher Farben Glantz und Schein,
Mit welcher Bildung Unterſcheid
Sie die Natur ſo unnachahmbar ſchmuͤckte;
Nahm mich fuͤrwahr ein heiligs Schaudern ein.
Die Seele ward auf eine neue Weiſe,
Dem Schoͤpfer der Natur zum Preiſe,
Jndem ſie auf einmahl ſo viele Wunder ſpuͤhret,
Wie ſie bisher noch nie geruͤhret war, geruͤhret.
Mein gantzes Weſen ward beweget:
Es drang ſich durch mein Aug, in tauſendfachem Schein,
Solch eine Menge Zierlichkeiten,
Solch eine groſſe Zahl Vollkommenheiten
Auf einmahl in die Seel’, als wie ein Strahl, hinein,
Befeurete mein Blut, daß es dadurch erreget,
Jn ſeinem Circkel-Lauff, fuͤr Anmuth, ſchneller floß,
Und, mit erneuter Krafft, durch ſeine Gaͤnge ſchoß.
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Zitationshilfe: | Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/407>, abgerufen am 03.07.2024. |