Jn welchen sich von allen Edel-Steinen Die Farben und der Glantz vereinen. Wann ich dein wol gemischt süß-säurlich Wesen schmecke; Daucht mich, daß ich den Auszug recht in dir Von allen dem, was lieblich schmeckt, entdecke.
Wie ist dein lind' und ölicht Wesen So lieblich glatt, so sanft, so weich, Und doch durchdringend scharff zugleich! Dieß hat kein andrer Wein. Es scheint, Ob wär in dir zugleich die Nahrungs-Krafft vereint. Man glaubt, wann uns den Mund die fetten Tropfen füllen, Nicht nur den Durst, den Hunger auch zu stillen. Ein Heyde würde dieß gewiß von dir erzehlen: Jn dir scheint Ceres sich mit Bachus zu vermählen.
Beglücktes Land, wo, durch des Himmels Güte, Die süssen Kinder edler Neben Ein solches liebliches erwünscht Getränck uns geben, Daß unser circkelndes Geblüte, Dadurch ergetzt, erquickt, erfrischt, Sich leicht und gern mit diesem Saffte mischt, Der Tages unsre Lust, des Nachts die Ruhe mehrt, Und dessen holdes Feur der Sorgen Dufft verzehrt, Ja uns so gar ein' Artzeney gewehrt.
Wie wird mir? edles Naß, du Freuden-Feuers Quelle, Jch fühl', ich seh' in dir ein sonst nicht sichtbar Licht, Das durch des Schwermuths Dufft und Unmuths-Nebel bricht.
Der
des Tockayer-Weins.
Jn welchen ſich von allen Edel-Steinen Die Farben und der Glantz vereinen. Wann ich dein wol gemiſcht ſuͤß-ſaͤurlich Weſen ſchmecke; Daucht mich, daß ich den Auszug recht in dir Von allen dem, was lieblich ſchmeckt, entdecke.
Wie iſt dein lind’ und oͤlicht Weſen So lieblich glatt, ſo ſanft, ſo weich, Und doch durchdringend ſcharff zugleich! Dieß hat kein andrer Wein. Es ſcheint, Ob waͤr in dir zugleich die Nahrungs-Krafft vereint. Man glaubt, wann uns den Mund die fetten Tropfen fuͤllen, Nicht nur den Durſt, den Hunger auch zu ſtillen. Ein Heyde wuͤrde dieß gewiß von dir erzehlen: Jn dir ſcheint Ceres ſich mit Bachus zu vermaͤhlen.
Begluͤcktes Land, wo, durch des Himmels Guͤte, Die ſuͤſſen Kinder edler Neben Ein ſolches liebliches erwuͤnſcht Getraͤnck uns geben, Daß unſer circkelndes Gebluͤte, Dadurch ergetzt, erquickt, erfriſcht, Sich leicht und gern mit dieſem Saffte miſcht, Der Tages unſre Luſt, des Nachts die Ruhe mehrt, Und deſſen holdes Feur der Sorgen Dufft verzehrt, Ja uns ſo gar ein’ Artzeney gewehrt.
Wie wird mir? edles Naß, du Freuden-Feuers Quelle, Jch fuͤhl’, ich ſeh’ in dir ein ſonſt nicht ſichtbar Licht, Das durch des Schwermuths Dufft und Unmuths-Nebel bricht.
Der
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des Tockayer-Weins.
Jn welchen ſich von allen Edel-Steinen
Die Farben und der Glantz vereinen.
Wann ich dein wol gemiſcht ſuͤß-ſaͤurlich Weſen ſchmecke;
Daucht mich, daß ich den Auszug recht in dir
Von allen dem, was lieblich ſchmeckt, entdecke.
Wie iſt dein lind’ und oͤlicht Weſen
So lieblich glatt, ſo ſanft, ſo weich,
Und doch durchdringend ſcharff zugleich!
Dieß hat kein andrer Wein. Es ſcheint,
Ob waͤr in dir zugleich die Nahrungs-Krafft vereint.
Man glaubt, wann uns den Mund die fetten Tropfen
fuͤllen,
Nicht nur den Durſt, den Hunger auch zu ſtillen.
Ein Heyde wuͤrde dieß gewiß von dir erzehlen:
Jn dir ſcheint Ceres ſich mit Bachus zu vermaͤhlen.
Begluͤcktes Land, wo, durch des Himmels Guͤte,
Die ſuͤſſen Kinder edler Neben
Ein ſolches liebliches erwuͤnſcht Getraͤnck uns geben,
Daß unſer circkelndes Gebluͤte,
Dadurch ergetzt, erquickt, erfriſcht,
Sich leicht und gern mit dieſem Saffte miſcht,
Der Tages unſre Luſt, des Nachts die Ruhe mehrt,
Und deſſen holdes Feur der Sorgen Dufft verzehrt,
Ja uns ſo gar ein’ Artzeney gewehrt.
Wie wird mir? edles Naß, du Freuden-Feuers
Quelle,
Jch fuͤhl’, ich ſeh’ in dir ein ſonſt nicht ſichtbar Licht,
Das durch des Schwermuths Dufft und Unmuths-Nebel
bricht.
Der
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/379>, abgerufen am 16.02.2025.
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