O GOTT! ein seliges Erstaunen nimmt mich ein. Der Abgrund Deiner Macht und Weisheit stellet mir Mich selber groß, Dich recht unendlich für.
Ja wenn ich noch erwege, wie so klein Dieß Werck-Zeug, welches unsern Geist Der dicken Finsterniß entreisst; Komm ich annoch auf andere Gedancken.
Da GOttes Macht ohn Ende, sonder Schrancken; Was können nicht für Herrlichkeiten, Für Schönheit- und Vollkommenheiten Jn der Natur annoch verborgen seyn! Die unsern Sinnen noch verhehlt, Und die wir bloß daher vielleicht noch nicht bemerckt, Weil uns dazu ein Werckzeug fehlt, Das andre Sinnen, so wie Glas die Augen, stärckt.
Ursprungs-Quell! aus Dem entspringen Alle Dinge, die so schön! Wovon wir in allen Dingen, Wenn wir sie bewundernd sehn, Seine Macht und Weisheit lesen! Wesen! woraus aller Wesen Wesen und die Krafft' entstehn! Welches alles in der That Wunderbar entnichtigt hat!
Wesen,
Die Wunder-reiche Erfindung.
O GOTT! ein ſeliges Erſtaunen nimmt mich ein. Der Abgrund Deiner Macht und Weisheit ſtellet mir Mich ſelber groß, Dich recht unendlich fuͤr.
Ja wenn ich noch erwege, wie ſo klein Dieß Werck-Zeug, welches unſern Geiſt Der dicken Finſterniß entreiſſt; Komm ich annoch auf andere Gedancken.
Da GOttes Macht ohn Ende, ſonder Schrancken; Was koͤnnen nicht fuͤr Herrlichkeiten, Fuͤr Schoͤnheit- und Vollkommenheiten Jn der Natur annoch verborgen ſeyn! Die unſern Sinnen noch verhehlt, Und die wir bloß daher vielleicht noch nicht bemerckt, Weil uns dazu ein Werckzeug fehlt, Das andre Sinnen, ſo wie Glas die Augen, ſtaͤrckt.
Urſprungs-Quell! aus Dem entſpringen Alle Dinge, die ſo ſchoͤn! Wovon wir in allen Dingen, Wenn wir ſie bewundernd ſehn, Seine Macht und Weisheit leſen! Weſen! woraus aller Weſen Weſen und die Krafft’ entſtehn! Welches alles in der That Wunderbar entnichtigt hat!
Weſen,
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Die Wunder-reiche Erfindung.
O GOTT! ein ſeliges Erſtaunen nimmt mich ein.
Der Abgrund Deiner Macht und Weisheit ſtellet mir
Mich ſelber groß, Dich recht unendlich fuͤr.
Ja wenn ich noch erwege, wie ſo klein
Dieß Werck-Zeug, welches unſern Geiſt
Der dicken Finſterniß entreiſſt;
Komm ich annoch auf andere Gedancken.
Da GOttes Macht ohn Ende, ſonder Schrancken;
Was koͤnnen nicht fuͤr Herrlichkeiten,
Fuͤr Schoͤnheit- und Vollkommenheiten
Jn der Natur annoch verborgen ſeyn!
Die unſern Sinnen noch verhehlt,
Und die wir bloß daher vielleicht noch nicht bemerckt,
Weil uns dazu ein Werckzeug fehlt,
Das andre Sinnen, ſo wie Glas die Augen, ſtaͤrckt.
Urſprungs-Quell! aus Dem entſpringen
Alle Dinge, die ſo ſchoͤn!
Wovon wir in allen Dingen,
Wenn wir ſie bewundernd ſehn,
Seine Macht und Weisheit leſen!
Weſen! woraus aller Weſen
Weſen und die Krafft’ entſtehn!
Welches alles in der That
Wunderbar entnichtigt hat!
Weſen,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/364>, abgerufen am 16.02.2025.
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