Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite
üm Hamburg.
Endlich fällt in unser Aug' ein so schöner Gegenstand,
Der uns neue Freude bringt. Unser Elb-Strohm, dessen
Breite

Hier recht prächtig anzusehn, zeiget, in entfernter Weite,
Einen ebenfalls recht lustig-angenehm-bebüschten Strand.
Zwischen beyden holden Ufern, deren Grün die helle Pracht
Und die holde Lieblichkeit von Smaragd fast übergeht,
Ströhmt mit einem sanften Lauff, fliesst in stiller Ma-
jestät

Des berühmten Elbe Strohms breit' und Segens-reiche
Fluht,

Die zu Hamburgs Nutz und Wohlfahrt stets geschäfftig,
nimmer ruht.

Da sie bald von oben her, aus dem Reich, wo sie ent-
springet,

Bald von unten aus der See, reich beladne Schiffe bringet:
Da dieselbe, mit der Fluht, bald zurück und Ost- wärts
fliesset,

Bald, mit neu geladnen Wahren, West- wärts sich ins
Meer ergiesset.
Wann die sanft bewegte Wellen in der Sonnen Strah-
len glimmen,

Siehet man, wie in derselben grosse Jnseln gleichsam
schwimmen,

Und in grüner Anmuth gläntzen,
Da sie sich mit krausen Büschen, Binsen, Rohr und Bluh-
men kräntzen.
Wenn wir, wie die glatte Fläche, und wie ihren blauen
Rücken

Weiß und rothe grosse Segel, Schiffe, wie die Schlösser,
drücken:

Die,
uͤm Hamburg.
Endlich faͤllt in unſer Aug’ ein ſo ſchoͤner Gegenſtand,
Der uns neue Freude bringt. Unſer Elb-Strohm, deſſen
Breite

Hier recht praͤchtig anzuſehn, zeiget, in entfernter Weite,
Einen ebenfalls recht luſtig-angenehm-bebuͤſchten Strand.
Zwiſchen beyden holden Ufern, deren Gruͤn die helle Pracht
Und die holde Lieblichkeit von Smaragd faſt uͤbergeht,
Stroͤhmt mit einem ſanften Lauff, flieſſt in ſtiller Ma-
jeſtaͤt

Des beruͤhmten Elbe Strohms breit’ und Segens-reiche
Fluht,

Die zu Hamburgs Nutz und Wohlfahrt ſtets geſchaͤfftig,
nimmer ruht.

Da ſie bald von oben her, aus dem Reich, wo ſie ent-
ſpringet,

Bald von unten aus der See, reich beladne Schiffe bringet:
Da dieſelbe, mit der Fluht, bald zuruͤck und Oſt- waͤrts
flieſſet,

Bald, mit neu geladnen Wahren, Weſt- waͤrts ſich ins
Meer ergieſſet.
Wann die ſanft bewegte Wellen in der Sonnen Strah-
len glimmen,

Siehet man, wie in derſelben groſſe Jnſeln gleichſam
ſchwimmen,

Und in gruͤner Anmuth glaͤntzen,
Da ſie ſich mit krauſen Buͤſchen, Binſen, Rohr und Bluh-
men kraͤntzen.
Wenn wir, wie die glatte Flaͤche, und wie ihren blauen
Ruͤcken

Weiß und rothe groſſe Segel, Schiffe, wie die Schloͤſſer,
druͤcken:

Die,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0349" n="317"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">u&#x0364;m Hamburg.</hi> </fw><lb/>
            <lg n="16">
              <l>Endlich fa&#x0364;llt in un&#x017F;er Aug&#x2019; ein &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;ner Gegen&#x017F;tand,</l><lb/>
              <l>Der uns neue Freude bringt. Un&#x017F;er Elb-Strohm, de&#x017F;&#x017F;en<lb/><hi rendition="#et">Breite</hi></l><lb/>
              <l>Hier recht pra&#x0364;chtig anzu&#x017F;ehn, zeiget, in entfernter Weite,</l><lb/>
              <l>Einen ebenfalls recht lu&#x017F;tig-angenehm-bebu&#x0364;&#x017F;chten Strand.</l><lb/>
              <l>Zwi&#x017F;chen beyden holden Ufern, deren Gru&#x0364;n die helle Pracht</l><lb/>
              <l>Und die holde Lieblichkeit von Smaragd fa&#x017F;t u&#x0364;bergeht,</l><lb/>
              <l>Stro&#x0364;hmt mit einem &#x017F;anften Lauff, flie&#x017F;&#x017F;t in &#x017F;tiller Ma-<lb/><hi rendition="#et">je&#x017F;ta&#x0364;t</hi></l><lb/>
              <l>Des beru&#x0364;hmten Elbe Strohms breit&#x2019; und Segens-reiche<lb/><hi rendition="#et">Fluht,</hi></l><lb/>
              <l>Die zu Hamburgs Nutz und Wohlfahrt &#x017F;tets ge&#x017F;cha&#x0364;fftig,<lb/><hi rendition="#et">nimmer ruht.</hi></l><lb/>
              <l>Da &#x017F;ie bald von oben her, aus dem Reich, wo &#x017F;ie ent-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;pringet,</hi></l><lb/>
              <l>Bald von unten aus der See, reich beladne Schiffe bringet:</l><lb/>
              <l>Da die&#x017F;elbe, mit der Fluht, bald zuru&#x0364;ck und O&#x017F;t- wa&#x0364;rts<lb/><hi rendition="#et">flie&#x017F;&#x017F;et,</hi></l><lb/>
              <l>Bald, mit neu geladnen Wahren, We&#x017F;t- wa&#x0364;rts &#x017F;ich ins<lb/><hi rendition="#et">Meer ergie&#x017F;&#x017F;et.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="17">
              <l>Wann die &#x017F;anft bewegte Wellen in der Sonnen Strah-<lb/><hi rendition="#et">len glimmen,</hi></l><lb/>
              <l>Siehet man, wie in der&#x017F;elben gro&#x017F;&#x017F;e Jn&#x017F;eln gleich&#x017F;am<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chwimmen,</hi></l><lb/>
              <l>Und in gru&#x0364;ner Anmuth gla&#x0364;ntzen,</l><lb/>
              <l>Da &#x017F;ie &#x017F;ich mit krau&#x017F;en Bu&#x0364;&#x017F;chen, Bin&#x017F;en, Rohr und Bluh-<lb/><hi rendition="#et">men kra&#x0364;ntzen.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="18">
              <l>Wenn wir, wie die glatte Fla&#x0364;che, und wie ihren blauen<lb/><hi rendition="#et">Ru&#x0364;cken</hi></l><lb/>
              <l>Weiß und rothe gro&#x017F;&#x017F;e Segel, Schiffe, wie die Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er,<lb/><hi rendition="#et">dru&#x0364;cken:</hi></l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Die,</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[317/0349] uͤm Hamburg. Endlich faͤllt in unſer Aug’ ein ſo ſchoͤner Gegenſtand, Der uns neue Freude bringt. Unſer Elb-Strohm, deſſen Breite Hier recht praͤchtig anzuſehn, zeiget, in entfernter Weite, Einen ebenfalls recht luſtig-angenehm-bebuͤſchten Strand. Zwiſchen beyden holden Ufern, deren Gruͤn die helle Pracht Und die holde Lieblichkeit von Smaragd faſt uͤbergeht, Stroͤhmt mit einem ſanften Lauff, flieſſt in ſtiller Ma- jeſtaͤt Des beruͤhmten Elbe Strohms breit’ und Segens-reiche Fluht, Die zu Hamburgs Nutz und Wohlfahrt ſtets geſchaͤfftig, nimmer ruht. Da ſie bald von oben her, aus dem Reich, wo ſie ent- ſpringet, Bald von unten aus der See, reich beladne Schiffe bringet: Da dieſelbe, mit der Fluht, bald zuruͤck und Oſt- waͤrts flieſſet, Bald, mit neu geladnen Wahren, Weſt- waͤrts ſich ins Meer ergieſſet. Wann die ſanft bewegte Wellen in der Sonnen Strah- len glimmen, Siehet man, wie in derſelben groſſe Jnſeln gleichſam ſchwimmen, Und in gruͤner Anmuth glaͤntzen, Da ſie ſich mit krauſen Buͤſchen, Binſen, Rohr und Bluh- men kraͤntzen. Wenn wir, wie die glatte Flaͤche, und wie ihren blauen Ruͤcken Weiß und rothe groſſe Segel, Schiffe, wie die Schloͤſſer, druͤcken: Die,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/349
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/349>, abgerufen am 10.05.2024.