Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite

Einige aus dem Englischen
Verschwendet! ach woher? aus welcher Schönheits-Quelle
Sind solche reitzende Beschaffenheiten,
Die wir aus einer ieden Stelle
Jn solcher Fülle sehn, entsprungen, herzuleiten?
Was ist doch an ihm selbst der Ursprung solches Lichts,
Der Freud, Ergetzlichkeit, und Nahrung des Gesichts?
Allein,

Wir wollen von dem Glantz und Schmuck, der allgemein,
Nun etwas weiter gehen,
Und nur, von einigen insonderheit,
Die Zierde, Pracht, und Bildung sehen.

Lasst uns diejenigen, ohn auf die Wahl zu achten,
So ungefehr zuerst uns aufstösst, erst betrachten!
Sie bricht nur eben auf, und hat noch allen Glantz
Der frischen Lieblichkeit.
Trifft man bey Menschen wol so helle Farben an?
Und die, zu gleicher Zeit,
So sanft, so angenehm? Jst eine Kunst zu finden,
Wodurch in einem Zeug man Fäden mancher Art
So gar erstaunlich dünn' und zart
Zusammen weben und verbinden,
So überkünstlich fügen kann.
Man bringe hier,
Bey dieser bunten Blätter Zier,
Selbst Salomonis Kleid,
Den Purpur seiner Herrlichkeit:
Wie grob, wie ungleich, rauch! ja recht wie haarne Decken,
Wie schlecht gefärbt, wie voller Flecken
Jst dieses, bey der Bluhmen Pracht,
Gewebt, gefärbet und gemacht!
Wenn

Einige aus dem Engliſchen
Verſchwendet! ach woher? aus welcher Schoͤnheits-Quelle
Sind ſolche reitzende Beſchaffenheiten,
Die wir aus einer ieden Stelle
Jn ſolcher Fuͤlle ſehn, entſprungen, herzuleiten?
Was iſt doch an ihm ſelbſt der Urſprung ſolches Lichts,
Der Freud, Ergetzlichkeit, und Nahrung des Geſichts?
Allein,

Wir wollen von dem Glantz und Schmuck, der allgemein,
Nun etwas weiter gehen,
Und nur, von einigen inſonderheit,
Die Zierde, Pracht, und Bildung ſehen.

Laſſt uns diejenigen, ohn auf die Wahl zu achten,
So ungefehr zuerſt uns aufſtoͤſſt, erſt betrachten!
Sie bricht nur eben auf, und hat noch allen Glantz
Der friſchen Lieblichkeit.
Trifft man bey Menſchen wol ſo helle Farben an?
Und die, zu gleicher Zeit,
So ſanft, ſo angenehm? Jſt eine Kunſt zu finden,
Wodurch in einem Zeug man Faͤden mancher Art
So gar erſtaunlich duͤnn’ und zart
Zuſammen weben und verbinden,
So uͤberkuͤnſtlich fuͤgen kann.
Man bringe hier,
Bey dieſer bunten Blaͤtter Zier,
Selbſt Salomonis Kleid,
Den Purpur ſeiner Herrlichkeit:
Wie grob, wie ungleich, rauch! ja recht wie haarne Decken,
Wie ſchlecht gefaͤrbt, wie voller Flecken
Jſt dieſes, bey der Bluhmen Pracht,
Gewebt, gefaͤrbet und gemacht!
Wenn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="2">
              <pb facs="#f0306" n="274"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Einige aus dem Engli&#x017F;chen</hi> </fw><lb/>
              <l>Ver&#x017F;chwendet! ach woher? aus welcher Scho&#x0364;nheits-Quelle</l><lb/>
              <l>Sind &#x017F;olche reitzende Be&#x017F;chaffenheiten,</l><lb/>
              <l>Die wir aus einer ieden Stelle</l><lb/>
              <l>Jn &#x017F;olcher Fu&#x0364;lle &#x017F;ehn, ent&#x017F;prungen, herzuleiten?</l><lb/>
              <l>Was i&#x017F;t doch an ihm &#x017F;elb&#x017F;t der Ur&#x017F;prung &#x017F;olches Lichts,</l><lb/>
              <l>Der Freud, Ergetzlichkeit, und Nahrung des Ge&#x017F;ichts?<lb/><hi rendition="#et">Allein,</hi></l><lb/>
              <l>Wir wollen von dem Glantz und Schmuck, der allgemein,</l><lb/>
              <l>Nun etwas weiter gehen,</l><lb/>
              <l>Und nur, von einigen in&#x017F;onderheit,</l><lb/>
              <l>Die Zierde, Pracht, und Bildung &#x017F;ehen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>La&#x017F;&#x017F;t uns diejenigen, ohn auf die Wahl zu achten,</l><lb/>
              <l>So ungefehr zuer&#x017F;t uns auf&#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;t, er&#x017F;t betrachten!</l><lb/>
              <l>Sie bricht nur eben auf, und hat noch allen Glantz</l><lb/>
              <l>Der fri&#x017F;chen Lieblichkeit.</l><lb/>
              <l>Trifft man bey Men&#x017F;chen wol &#x017F;o helle Farben an?</l><lb/>
              <l>Und die, zu gleicher Zeit,</l><lb/>
              <l>So &#x017F;anft, &#x017F;o angenehm? J&#x017F;t eine Kun&#x017F;t zu finden,</l><lb/>
              <l>Wodurch in einem Zeug man Fa&#x0364;den mancher Art</l><lb/>
              <l>So gar er&#x017F;taunlich du&#x0364;nn&#x2019; und zart</l><lb/>
              <l>Zu&#x017F;ammen weben und verbinden,</l><lb/>
              <l>So u&#x0364;berku&#x0364;n&#x017F;tlich fu&#x0364;gen kann.</l><lb/>
              <l>Man bringe hier,</l><lb/>
              <l>Bey die&#x017F;er bunten Bla&#x0364;tter Zier,</l><lb/>
              <l>Selb&#x017F;t Salomonis Kleid,</l><lb/>
              <l>Den Purpur &#x017F;einer Herrlichkeit:</l><lb/>
              <l>Wie grob, wie ungleich, rauch! ja recht wie haarne Decken,</l><lb/>
              <l>Wie &#x017F;chlecht gefa&#x0364;rbt, wie voller Flecken</l><lb/>
              <l>J&#x017F;t die&#x017F;es, bey der Bluhmen Pracht,</l><lb/>
              <l>Gewebt, gefa&#x0364;rbet und gemacht!</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[274/0306] Einige aus dem Engliſchen Verſchwendet! ach woher? aus welcher Schoͤnheits-Quelle Sind ſolche reitzende Beſchaffenheiten, Die wir aus einer ieden Stelle Jn ſolcher Fuͤlle ſehn, entſprungen, herzuleiten? Was iſt doch an ihm ſelbſt der Urſprung ſolches Lichts, Der Freud, Ergetzlichkeit, und Nahrung des Geſichts? Allein, Wir wollen von dem Glantz und Schmuck, der allgemein, Nun etwas weiter gehen, Und nur, von einigen inſonderheit, Die Zierde, Pracht, und Bildung ſehen. Laſſt uns diejenigen, ohn auf die Wahl zu achten, So ungefehr zuerſt uns aufſtoͤſſt, erſt betrachten! Sie bricht nur eben auf, und hat noch allen Glantz Der friſchen Lieblichkeit. Trifft man bey Menſchen wol ſo helle Farben an? Und die, zu gleicher Zeit, So ſanft, ſo angenehm? Jſt eine Kunſt zu finden, Wodurch in einem Zeug man Faͤden mancher Art So gar erſtaunlich duͤnn’ und zart Zuſammen weben und verbinden, So uͤberkuͤnſtlich fuͤgen kann. Man bringe hier, Bey dieſer bunten Blaͤtter Zier, Selbſt Salomonis Kleid, Den Purpur ſeiner Herrlichkeit: Wie grob, wie ungleich, rauch! ja recht wie haarne Decken, Wie ſchlecht gefaͤrbt, wie voller Flecken Jſt dieſes, bey der Bluhmen Pracht, Gewebt, gefaͤrbet und gemacht! Wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/306
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/306>, abgerufen am 10.05.2024.