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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

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Nützliche Betrachtung
Kaum hatt' ich dieß Gedicht geschrieben,
Da fing ich an, von einem Ort zum andern
Jn der Allee bald auf-bald ab zu wandern.
Der Seiger gieng auf vier; die Sonne senckte sich.
Wie ich nun Westen-wärts an einen Gang gelangte,
Der auch durch Bäume gieng; entsetzt' ich mich
Für eine bunte Gluht, die in derselben prangte.
Viel tausend zarte Regen-Bogen
Sah' ich von Baum zu Baum, fast ohne Zahl, gezogen.
Sie schienen aus Chrystall gedreht, aus Gold gesponnen;
Beweglich waren sie; sie wallten auf und ab:
Das denn im hellen Strahl der Sonnen
Ein Wunder-schones Schau-Spiel gab.
Ein Schau-Platz aus geschliffenen Crystallen
Kann schöner nicht in unser Auge fallen.
Ein dick Gebüsch, das gantz zu Ende stund,
War ein beschatteter und dunckler Grund,
Worauf die bunte Pracht noch tausend mahl so schön,
So hell, so Feuer-reich, so voller Glantz zu sehn.
Es stellt so bunten Schein, so schön gefärbte Zier,
Und wie so wunderbar, so herrlich sie geschmücket,
Unmöglich sich ein menschlich Auge für,
Das diese Pracht nicht selbst erblicket.
Bis es zuletzt mich auf den Schöpfer zog,
Und so zu dencken mich bewog:
Wie reich an Herrlichkeit, an Schein,
An Glantz, an Schönheit, Pracht und Licht,
Muß der gewaltge Schöpfer nicht
Jn Seinen Allmachts-Tieffen seyn!
(Man
Nuͤtzliche Betrachtung
Kaum hatt’ ich dieß Gedicht geſchrieben,
Da fing ich an, von einem Ort zum andern
Jn der Allee bald auf-bald ab zu wandern.
Der Seiger gieng auf vier; die Sonne ſenckte ſich.
Wie ich nun Weſten-waͤrts an einen Gang gelangte,
Der auch durch Baͤume gieng; entſetzt’ ich mich
Fuͤr eine bunte Gluht, die in derſelben prangte.
Viel tauſend zarte Regen-Bogen
Sah’ ich von Baum zu Baum, faſt ohne Zahl, gezogen.
Sie ſchienen aus Chryſtall gedreht, aus Gold geſponnen;
Beweglich waren ſie; ſie wallten auf und ab:
Das denn im hellen Strahl der Sonnen
Ein Wunder-ſchones Schau-Spiel gab.
Ein Schau-Platz aus geſchliffenen Cryſtallen
Kann ſchoͤner nicht in unſer Auge fallen.
Ein dick Gebuͤſch, das gantz zu Ende ſtund,
War ein beſchatteter und dunckler Grund,
Worauf die bunte Pracht noch tauſend mahl ſo ſchoͤn,
So hell, ſo Feuer-reich, ſo voller Glantz zu ſehn.
Es ſtellt ſo bunten Schein, ſo ſchoͤn gefaͤrbte Zier,
Und wie ſo wunderbar, ſo herrlich ſie geſchmuͤcket,
Unmoͤglich ſich ein menſchlich Auge fuͤr,
Das dieſe Pracht nicht ſelbſt erblicket.
Bis es zuletzt mich auf den Schoͤpfer zog,
Und ſo zu dencken mich bewog:
Wie reich an Herrlichkeit, an Schein,
An Glantz, an Schoͤnheit, Pracht und Licht,
Muß der gewaltge Schoͤpfer nicht
Jn Seinen Allmachts-Tieffen ſeyn!
(Man
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[252/0284] Nuͤtzliche Betrachtung Kaum hatt’ ich dieß Gedicht geſchrieben, Da fing ich an, von einem Ort zum andern Jn der Allee bald auf-bald ab zu wandern. Der Seiger gieng auf vier; die Sonne ſenckte ſich. Wie ich nun Weſten-waͤrts an einen Gang gelangte, Der auch durch Baͤume gieng; entſetzt’ ich mich Fuͤr eine bunte Gluht, die in derſelben prangte. Viel tauſend zarte Regen-Bogen Sah’ ich von Baum zu Baum, faſt ohne Zahl, gezogen. Sie ſchienen aus Chryſtall gedreht, aus Gold geſponnen; Beweglich waren ſie; ſie wallten auf und ab: Das denn im hellen Strahl der Sonnen Ein Wunder-ſchones Schau-Spiel gab. Ein Schau-Platz aus geſchliffenen Cryſtallen Kann ſchoͤner nicht in unſer Auge fallen. Ein dick Gebuͤſch, das gantz zu Ende ſtund, War ein beſchatteter und dunckler Grund, Worauf die bunte Pracht noch tauſend mahl ſo ſchoͤn, So hell, ſo Feuer-reich, ſo voller Glantz zu ſehn. Es ſtellt ſo bunten Schein, ſo ſchoͤn gefaͤrbte Zier, Und wie ſo wunderbar, ſo herrlich ſie geſchmuͤcket, Unmoͤglich ſich ein menſchlich Auge fuͤr, Das dieſe Pracht nicht ſelbſt erblicket. Bis es zuletzt mich auf den Schoͤpfer zog, Und ſo zu dencken mich bewog: Wie reich an Herrlichkeit, an Schein, An Glantz, an Schoͤnheit, Pracht und Licht, Muß der gewaltge Schoͤpfer nicht Jn Seinen Allmachts-Tieffen ſeyn! (Man

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/284>, abgerufen am 22.12.2024.