Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Das Erdbeeren-Land. Den Rück-Weg wiederüm genommen,Auf dem beschatteten, und mit so manchem Stamm Von Esch-und Pappeln rings umher bepflantzten Damm, Auf welchem hin und wieder Die lieblich blühenden Schnee-weissen Flieder, Wie weisse Rosen, stehn, Als unser Blick, so bald wir im Reth-Brok gekommen, Ein' andre Art von Herrlichkeit verspührte, Da Aug' und Hertz zugleich ein neuer Schau-Platz rührte. Es fliesst ein schöner Arm der Elbe, So man die Dove nennt, durch dieß glückselge Land. Der dicht bebüschte Strand, Voll Bluhmen, Schilff und Klee, bekräntzt und mahlt dieselbe, Mit Farben, die nicht cörperlich, Mit Bildern, deren schöner Schein Dem Urbild Wunder-würdig glich. Auf dieser still-und klaren Fluth, Die einem Spiegel ähnlich, lud Der Land-Voigt uns zu einer Lust-Fahrt ein. Wir fuhren denn, und kunten uns nicht satt An allem, was wir sahen, sehn. Es war der Fluth Crystall so glatt, Daß iedes Kraut, daß iedes Blat, Daß iede Bluhme Wunder-schön Sich doppelt wies. Man sah' im Dunckel-grünen Der Jris Gold, der Flieder Silber-weiß, Blau, Purpur, mancher Art, auch Bluhmen, die Rubinen An Röthe gleichen, stehn. Un- M 4
Das Erdbeeren-Land. Den Ruͤck-Weg wiederuͤm genommen,Auf dem beſchatteten, und mit ſo manchem Stamm Von Eſch-und Pappeln rings umher bepflantzten Damm, Auf welchem hin und wieder Die lieblich bluͤhenden Schnee-weiſſen Flieder, Wie weiſſe Roſen, ſtehn, Als unſer Blick, ſo bald wir im Reth-Brok gekommen, Ein’ andre Art von Herrlichkeit verſpuͤhrte, Da Aug’ und Hertz zugleich ein neuer Schau-Platz ruͤhrte. Es flieſſt ein ſchoͤner Arm der Elbe, So man die Dove nennt, durch dieß gluͤckſelge Land. Der dicht bebuͤſchte Strand, Voll Bluhmen, Schilff und Klee, bekraͤntzt und mahlt dieſelbe, Mit Farben, die nicht coͤrperlich, Mit Bildern, deren ſchoͤner Schein Dem Urbild Wunder-wuͤrdig glich. Auf dieſer ſtill-und klaren Fluth, Die einem Spiegel aͤhnlich, lud Der Land-Voigt uns zu einer Luſt-Fahrt ein. Wir fuhren denn, und kunten uns nicht ſatt An allem, was wir ſahen, ſehn. Es war der Fluth Cryſtall ſo glatt, Daß iedes Kraut, daß iedes Blat, Daß iede Bluhme Wunder-ſchoͤn Sich doppelt wies. Man ſah’ im Dunckel-gruͤnen Der Jris Gold, der Flieder Silber-weiß, Blau, Purpur, mancher Art, auch Bluhmen, die Rubinen An Roͤthe gleichen, ſtehn. Un- M 4
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Das Erdbeeren-Land.
Den Ruͤck-Weg wiederuͤm genommen,
Auf dem beſchatteten, und mit ſo manchem Stamm
Von Eſch-und Pappeln rings umher bepflantzten Damm,
Auf welchem hin und wieder
Die lieblich bluͤhenden Schnee-weiſſen Flieder,
Wie weiſſe Roſen, ſtehn,
Als unſer Blick, ſo bald wir im Reth-Brok gekommen,
Ein’ andre Art von Herrlichkeit verſpuͤhrte,
Da Aug’ und Hertz zugleich ein neuer Schau-Platz ruͤhrte.
Es flieſſt ein ſchoͤner Arm der Elbe,
So man die Dove nennt, durch dieß gluͤckſelge Land.
Der dicht bebuͤſchte Strand,
Voll Bluhmen, Schilff und Klee, bekraͤntzt und mahlt
dieſelbe,
Mit Farben, die nicht coͤrperlich,
Mit Bildern, deren ſchoͤner Schein
Dem Urbild Wunder-wuͤrdig glich.
Auf dieſer ſtill-und klaren Fluth,
Die einem Spiegel aͤhnlich, lud
Der Land-Voigt uns zu einer Luſt-Fahrt ein.
Wir fuhren denn, und kunten uns nicht ſatt
An allem, was wir ſahen, ſehn.
Es war der Fluth Cryſtall ſo glatt,
Daß iedes Kraut, daß iedes Blat,
Daß iede Bluhme Wunder-ſchoͤn
Sich doppelt wies. Man ſah’ im Dunckel-gruͤnen
Der Jris Gold, der Flieder Silber-weiß,
Blau, Purpur, mancher Art, auch Bluhmen, die Rubinen
An Roͤthe gleichen, ſtehn.
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