Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Rose.
Mit welchen ungezehlt- und unzehlbaren Schätzen
Von Anmuth, Schönheit, Glantz, Pracht, Majestät, Ergetzen,
Muß sich das unbegräntzte Meer
Der ewigen allmächtgen Gottheit füllen!
Aus dem so unzehlbar' und mannigfaltge Kräffte,
Woraus so Balsam- reiche Säffte,
Die wir, nur bloß in Bluhmen, sehn,
Und die uns an die Seele gehn,
Durch mehr als einen Sinn, als kleine Bächlein, quillen.
Ach GOTT! da Deine Creaturen
Von Deiner Allmacht nicht allein,
Zugleich von Deiner Lieb' und Güte, Wunder-Spuren
Uns durch der Sinnen Thüren zeigen;
So laß uns doch dafür erkenntlich seyn,
Laß uns von Deinem Ruhm nicht schweigen,
Und durch sie, HErr, zu Dir im danck- und loben steigen!
O welche Tieffe! welche Höhe
Von süssen Kräfften, und von Trieben
Uns zu beseeligen, die ich bereits alhier
Mit leiblichen, noch mehr mit Glaubens-Angen sehe!
Ach! mögten wir
Aus Seinen herrlichen, uns hier gezeigten Wercken,
Jn stiller Lust, zu Seiner Ehr,
Wie überschwencklich mehr
Er hat, und uns dereinst noch geben wird, bemercken!
Wie würden wir, bereits auf dieser Erden,
Die Gottheit immer mehr zu lieben,
Zu ehren, zu erhöhn, nicht fröhlich angetrieben,
Und immer brünstiger in Jhrem Dienste werden!
Die
+
Die Roſe.
Mit welchen ungezehlt- und unzehlbaren Schaͤtzen
Von Anmuth, Schoͤnheit, Glantz, Pracht, Majeſtaͤt, Ergetzen,
Muß ſich das unbegraͤntzte Meer
Der ewigen allmaͤchtgen Gottheit fuͤllen!
Aus dem ſo unzehlbar’ und mannigfaltge Kraͤffte,
Woraus ſo Balſam- reiche Saͤffte,
Die wir, nur bloß in Bluhmen, ſehn,
Und die uns an die Seele gehn,
Durch mehr als einen Sinn, als kleine Baͤchlein, quillen.
Ach GOTT! da Deine Creaturen
Von Deiner Allmacht nicht allein,
Zugleich von Deiner Lieb’ und Guͤte, Wunder-Spuren
Uns durch der Sinnen Thuͤren zeigen;
So laß uns doch dafuͤr erkenntlich ſeyn,
Laß uns von Deinem Ruhm nicht ſchweigen,
Und durch ſie, HErr, zu Dir im danck- und loben ſteigen!
O welche Tieffe! welche Hoͤhe
Von ſuͤſſen Kraͤfften, und von Trieben
Uns zu beſeeligen, die ich bereits alhier
Mit leiblichen, noch mehr mit Glaubens-Angen ſehe!
Ach! moͤgten wir
Aus Seinen herrlichen, uns hier gezeigten Wercken,
Jn ſtiller Luſt, zu Seiner Ehr,
Wie uͤberſchwencklich mehr
Er hat, und uns dereinſt noch geben wird, bemercken!
Wie wuͤrden wir, bereits auf dieſer Erden,
Die Gottheit immer mehr zu lieben,
Zu ehren, zu erhoͤhn, nicht froͤhlich angetrieben,
Und immer bruͤnſtiger in Jhrem Dienſte werden!
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0136" n="104"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Ro&#x017F;e.</hi> </fw><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Mit welchen ungezehlt- und unzehlbaren Scha&#x0364;tzen</l><lb/>
              <l>Von Anmuth, Scho&#x0364;nheit, Glantz, Pracht, Maje&#x017F;ta&#x0364;t, Ergetzen,</l><lb/>
              <l>Muß &#x017F;ich das unbegra&#x0364;ntzte Meer</l><lb/>
              <l>Der ewigen allma&#x0364;chtgen Gottheit fu&#x0364;llen!</l><lb/>
              <l>Aus dem &#x017F;o unzehlbar&#x2019; und mannigfaltge Kra&#x0364;ffte,</l><lb/>
              <l>Woraus &#x017F;o Bal&#x017F;am- reiche Sa&#x0364;ffte,</l><lb/>
              <l>Die wir, nur bloß in Bluhmen, &#x017F;ehn,</l><lb/>
              <l>Und die uns an die Seele gehn,</l><lb/>
              <l>Durch mehr als einen Sinn, als kleine Ba&#x0364;chlein, quillen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Ach GOTT! da Deine Creaturen</l><lb/>
              <l>Von Deiner Allmacht nicht allein,</l><lb/>
              <l>Zugleich von Deiner Lieb&#x2019; und Gu&#x0364;te, Wunder-Spuren</l><lb/>
              <l>Uns durch der Sinnen Thu&#x0364;ren zeigen;</l><lb/>
              <l>So laß uns doch dafu&#x0364;r erkenntlich &#x017F;eyn,</l><lb/>
              <l>Laß uns von Deinem Ruhm nicht &#x017F;chweigen,</l><lb/>
              <l>Und durch &#x017F;ie, HErr, zu Dir im danck- und loben &#x017F;teigen!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>O welche Tieffe! welche Ho&#x0364;he</l><lb/>
              <l>Von &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Kra&#x0364;fften, und von Trieben</l><lb/>
              <l>Uns zu be&#x017F;eeligen, die ich bereits alhier</l><lb/>
              <l>Mit leiblichen, noch mehr mit Glaubens-Angen &#x017F;ehe!</l><lb/>
              <l>Ach! mo&#x0364;gten wir</l><lb/>
              <l>Aus Seinen herrlichen, uns hier gezeigten Wercken,</l><lb/>
              <l>Jn &#x017F;tiller Lu&#x017F;t, zu Seiner Ehr,</l><lb/>
              <l>Wie u&#x0364;ber&#x017F;chwencklich mehr</l><lb/>
              <l>Er hat, und uns derein&#x017F;t noch geben wird, bemercken!</l><lb/>
              <l>Wie wu&#x0364;rden wir, bereits auf die&#x017F;er Erden,</l><lb/>
              <l>Die Gottheit immer mehr zu lieben,</l><lb/>
              <l>Zu ehren, zu erho&#x0364;hn, nicht fro&#x0364;hlich angetrieben,</l><lb/>
              <l>Und immer bru&#x0364;n&#x017F;tiger in Jhrem Dien&#x017F;te werden!</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">&#x2020;</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0136] Die Roſe. Mit welchen ungezehlt- und unzehlbaren Schaͤtzen Von Anmuth, Schoͤnheit, Glantz, Pracht, Majeſtaͤt, Ergetzen, Muß ſich das unbegraͤntzte Meer Der ewigen allmaͤchtgen Gottheit fuͤllen! Aus dem ſo unzehlbar’ und mannigfaltge Kraͤffte, Woraus ſo Balſam- reiche Saͤffte, Die wir, nur bloß in Bluhmen, ſehn, Und die uns an die Seele gehn, Durch mehr als einen Sinn, als kleine Baͤchlein, quillen. Ach GOTT! da Deine Creaturen Von Deiner Allmacht nicht allein, Zugleich von Deiner Lieb’ und Guͤte, Wunder-Spuren Uns durch der Sinnen Thuͤren zeigen; So laß uns doch dafuͤr erkenntlich ſeyn, Laß uns von Deinem Ruhm nicht ſchweigen, Und durch ſie, HErr, zu Dir im danck- und loben ſteigen! O welche Tieffe! welche Hoͤhe Von ſuͤſſen Kraͤfften, und von Trieben Uns zu beſeeligen, die ich bereits alhier Mit leiblichen, noch mehr mit Glaubens-Angen ſehe! Ach! moͤgten wir Aus Seinen herrlichen, uns hier gezeigten Wercken, Jn ſtiller Luſt, zu Seiner Ehr, Wie uͤberſchwencklich mehr Er hat, und uns dereinſt noch geben wird, bemercken! Wie wuͤrden wir, bereits auf dieſer Erden, Die Gottheit immer mehr zu lieben, Zu ehren, zu erhoͤhn, nicht froͤhlich angetrieben, Und immer bruͤnſtiger in Jhrem Dienſte werden! Die †

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/136
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/136>, abgerufen am 01.05.2024.