Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Der Frosch. An Glätt und Klarheit gleich, der durch bebüschte HügelUnd lauter Bluhmen floß. Das Ufer, wo mein Fuß, für Anmuth, stille stand, Schien ein fast güldner Sand: Das aber, weil es gäh, mit mir herunter schoß. Jch fiel, für Angst erstarrt, von oben in die Fluth. Ohn' alle Hoffnung meines Lebens: Jedoch, wie wol ward mir zu Muth! Mein Schrecken war vergebens. Die Fluth hatt von der Fluth für mich nur die Figur, Und ungefehr der Lufft Natur, Die weder netzet noch erstickt. Jch gieng demnach durch diese trockne Wellen, Von ihnen nicht gehemmet noch gedrückt, Biß zu derselben grünen Grentzen, Wo Millionen Bluhmen gläntzen, Zum andern Ufer fort: Die allerdicksten Hecken, Dergleichen ich auf Erden nie gesehn, Fand ich daselbst, voll starrer Dornen, stehn: Die aber mir den Durchgang nicht verwehrten, Noch im geringsten mich versehrten. So bald ich nun mit ungehemmten Gang Durch die verwachsnen Hecken drang; Befand ich mich auf einem weiten Platz, Der grün, wie ein Smaragd, in welchem Bluhmen stunden, Die alle, wie ein reicher Schatz Von lieblich spielenden Opalen, Mehr Glantz als Farben von sich strahlen. Ein lieblicher Oranjen Wald War
Der Froſch. An Glaͤtt und Klarheit gleich, der durch bebuͤſchte HuͤgelUnd lauter Bluhmen floß. Das Ufer, wo mein Fuß, fuͤr Anmuth, ſtille ſtand, Schien ein faſt guͤldner Sand: Das aber, weil es gaͤh, mit mir herunter ſchoß. Jch fiel, fuͤr Angſt erſtarrt, von oben in die Fluth. Ohn’ alle Hoffnung meines Lebens: Jedoch, wie wol ward mir zu Muth! Mein Schrecken war vergebens. Die Fluth hatt von der Fluth fuͤr mich nur die Figur, Und ungefehr der Lufft Natur, Die weder netzet noch erſtickt. Jch gieng demnach durch dieſe trockne Wellen, Von ihnen nicht gehemmet noch gedruͤckt, Biß zu derſelben gruͤnen Grentzen, Wo Millionen Bluhmen glaͤntzen, Zum andern Ufer fort: Die allerdickſten Hecken, Dergleichen ich auf Erden nie geſehn, Fand ich daſelbſt, voll ſtarrer Dornen, ſtehn: Die aber mir den Durchgang nicht verwehrten, Noch im geringſten mich verſehrten. So bald ich nun mit ungehemmten Gang Durch die verwachſnen Hecken drang; Befand ich mich auf einem weiten Platz, Der gruͤn, wie ein Smaragd, in welchem Bluhmen ſtunden, Die alle, wie ein reicher Schatz Von lieblich ſpielenden Opalen, Mehr Glantz als Farben von ſich ſtrahlen. Ein lieblicher Oranjen Wald War
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Der Froſch.
An Glaͤtt und Klarheit gleich, der durch bebuͤſchte Huͤgel
Und lauter Bluhmen floß.
Das Ufer, wo mein Fuß, fuͤr Anmuth, ſtille ſtand,
Schien ein faſt guͤldner Sand:
Das aber, weil es gaͤh, mit mir herunter ſchoß.
Jch fiel, fuͤr Angſt erſtarrt, von oben in die Fluth.
Ohn’ alle Hoffnung meines Lebens:
Jedoch, wie wol ward mir zu Muth!
Mein Schrecken war vergebens.
Die Fluth hatt von der Fluth fuͤr mich nur die Figur,
Und ungefehr der Lufft Natur,
Die weder netzet noch erſtickt.
Jch gieng demnach durch dieſe trockne Wellen,
Von ihnen nicht gehemmet noch gedruͤckt,
Biß zu derſelben gruͤnen Grentzen,
Wo Millionen Bluhmen glaͤntzen,
Zum andern Ufer fort: Die allerdickſten Hecken,
Dergleichen ich auf Erden nie geſehn,
Fand ich daſelbſt, voll ſtarrer Dornen, ſtehn:
Die aber mir den Durchgang nicht verwehrten,
Noch im geringſten mich verſehrten.
So bald ich nun mit ungehemmten Gang
Durch die verwachſnen Hecken drang;
Befand ich mich auf einem weiten Platz,
Der gruͤn, wie ein Smaragd, in welchem Bluhmen ſtunden,
Die alle, wie ein reicher Schatz
Von lieblich ſpielenden Opalen,
Mehr Glantz als Farben von ſich ſtrahlen.
Ein lieblicher Oranjen Wald
War
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